Filmaufnahmen bei Polizeikontrolle im Linzer Winterhafen.
Alex Limberger
Alex Limberger
Unterwegs in Österreich

„Eine Wanne auf vier Rädern – Mit dem Schwimmwagen durchs Obere Donautal“

Für die Sendereihe „Unterwegs in Österreich“, die am 5.9. um 16.30 Uhr in ORF 2 aus dem ORF-Landesstudio OÖ kommt, haben Gestalter Johannes Reitter und Kameramann Michael Leumüller Schwimmwagenfahrer zwischen Engelhartszell und Obermühl an der Donau begleitet.

Überall, wo Michael Stelzl mit seinem Schwimmwagen auftaucht, bleiben die Menschen stehen, sprechen ihn auf sein ungewöhnliches Gefährt an und beäugen neugierig die dreiflügelige Schiffsschraube am Heck. Schon als Säugling fuhr der Linzer in dem Amphibienfahrzeug aus dem Zweiten Weltkrieg mit, das sein Vater 1963 in der Steiermark gekauft hatte.

Michael Stelzl samt Crew bei der Donaubrücke in Niederranna.
Gottfried Poessl
Michael Stelzl samt Crew bei der Donaubrücke in Niederranna.

Vor wenigen Jahren erfüllte sich der heute 53-Jährige seinen Kindheitstraum und ließ den „Volkswagen Typ 166“ restaurieren.

Wenige Handgriffe für Umwandlung

Am liebsten schippert er damit durchs Obere Donautal in Oberösterreich. Lediglich ein paar Handgriffe sind nötig, um nach einer Fahrt an Land in See stechen zu können.

15 bis 20 schwimmtaugliche und fahrfähige Schwimmwagen-Exemplare existieren noch in ganz Österreich. Ferdinand Porsches Konstruktionsbüro in Stuttgart hatte Anfang der 1940er Jahre von Wehrmacht und Waffen-SS den Auftrag erhalten, einen schwimmfähigen Geländewagen zu entwickeln. Rund 14.000 Stück liefen schließlich im Volkswagen-Werk bei Fallersleben, dem heutigen Wolfsburg, vom Band.

Schwimm- und Kübelwagen im VW-Museum in Wolfsburg.
Michael Leumüller
Schwimm- und Kübelwagen im VW-Museum in Wolfsburg.

Beim Rückzug der deutschen Truppen in den letzten Kriegswochen blieb hierzulande so mancher der geländegängigen Viersitzer zurück. Bergbauern, Tierärzte und andere, die viel in unwegsamem Gelände unterwegs sind, zählten zu den ersten Nutzern nach Kriegsende.

Filmaufnahmen bei Polizeikontrolle im Linzer Winterhafen.
Alex Limberger
Filmaufnahmen bei Polizeikontrolle im Linzer Winterhafen.

Sendungshinweis:
„Unterwegs in Österreich“, 5.9.20, 16.30 Uhr ORF 2

Auch in Zeiten von Klimawandel, Umweltschutz und Elektromobilität sind die Schwimmwagenfahrer ohne schlechtes Gewissen unterwegs. Ein Schwimmwagen vom Typ VW 166 verbraucht mit seinen 25 PS und 910 Kilogramm im Wasser um die zehn Liter pro Stunde und an Land neuneinhalb Liter auf 100 Kilometer.

Schiffspatent nötig

Die Gefahr, Öl zu verlieren, sei nicht größer als bei anderen Fahrzeugen und Motorbooten. Wer mit einem Schwimmwagen fahren und schwimmen möchte, benötigt zusätzlich zu Führerschein und Zulassungsschein auch ein Schiffspatent.

Michael Stelzl samt Crew bei der Burg Marsbach.
Gottfried Poessl
Michael Stelzl samt Crew bei der Burg Marsbach.

In Wesenufer im Bezirk Schärding machten die Besatzungen der Amphibienfahrzeuge beim Künstlerehepaar Anneliese und Günther Fahrner Station. In ihrem Atelier, das in einem ehemaligen Bauernhof auf einer Anhöhe über der Donau untergebracht ist, verwandeln die beiden Schrott in überlebensgroße Skulpturen. Diese wirken kämpferisch, ähnlich wie die Schwimmwägen.

Nicht nur in Militärfarben

Unter die in braun-grauen Farbtönen gehaltenen Militärfahrzeuge Baujahr 1942 bis 1944 mischte sich im Oberen Donautal auch das grüne Amphicar Baujahr 1963 der Familie Diridl aus Seewalchen am Attersee. Christian Diridl hatte das aus deutscher Produktion stammende Amphibienfahrzeug in Eigenregie originalgetreu restauriert.

Schwimmwagen und ein Amphicar bei der Ausfahrt in Wesenufer.
Johannes Reitter
Schwimmwagen und ein Amphicar bei der Ausfahrt in Wesenufer.

Auch bei den internationalen Schwimmwagentreffen im Salzkammergut sorgen Amphicars, die in den vier Farbtönen „strandweiß“, „lagunablau“, „regattarot“ und „fjordgrün“ gefertigt wurden, für bunte Akzente. Seit 2015 organisiert Michael Stelzl diese Treffen, die seit den 1960er Jahren alljährlich abgehalten werden und Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Österreich, Deutschland und anderen Nachbarländern anlocken. Die seltene Gelegenheit, in einem See baden zu gehen, lassen sich die Schwimmwagenbesitzer nicht entgehen.

„Eine Wanne auf vier Rädern – Mit dem Schwimmwagen durchs Obere Donautal“ -UNTERWEGS IN ÖSTERREICH am Samstag, 5. September 2020 um 16.30 Uhr in ORF 2.

Eine Produktion aus dem ORF Landesstudio Oberösterreich.

Gestaltung: Johannes Reitter
Kamera: Michael Leumüller
Schnitt: Peter Schnöll
Sprecher: Cornelius Obonya