Streuobstwiese Obstbaum Blüte groß
pixabay/Lichtsammler
pixabay/Lichtsammler

Initiative zur Rettung von Streuobstwiesen

Streuobstwiesen, wie sie unser Landschaftsbild schon jahrhundertelang prägen, sind ein wertvolles Biotop für Pflanzen und Tiere. Allerdings werden sie immer weniger. Eine Initiative soll nun den Fortbestand von Streuobstwiesen sichern und Bewusstsein schaffen.

Auf einer Streuobstwiese stehen die Bäume nicht in Reih und Glied wie in einer Obstplantage, sondern kreuz und quer. Hier hat jeder Birn – oder Apfelbaum Platz, ein mächtiges Kronendach zu bilden.

Nützliche Baumriesen

Die Baumriesen sind äußerst nützlich, denn sie sind nicht nur Lebensraum für unzählige Tierarten, ob über oder unter der Erde, sondern sind auch für die Umwelt von Bedeutung. Sie gliedern die Landschaft, bremsen Windspitzen ab und sichern Felder in Hanglage.

Obstbaumreihe
Mader
Obstbäume bremsen etwa Windspitzen ab.

Aber auch unser Klima wird positiv von ihnen beeinflusst. „Ein Baum mit 15 Meter Höhe kann in seinem Leben eine Tonne Co2 speichern; durch die Bodenbedeckung bietet er Schutz vor Dürre und Erosion, denn die Streuobstbäume wurzeln tief, dadurch bringen sie das Grundwasser höher und machen es so auch für andere Pflanzen verfügbar“, so Christoph Mader von der Initiative Streuobst in Pollham (Bezirk Grieskirche). Der Student der Agrar- und Ernährungswirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien leitet das Projekt, das im Rahmen der Leader-Region Mostlandl Hausruck umgesetzt wird.

Plantagen wirtschaftlich ertragreicher

Allerdings sind Obstplantagen wirtschaftlich ertragreicher als Streuobstwiesen. Man finde kaum noch jemand, der sich gerne bückt, um das Obst „aufzuklauben“ und daraus Apfelsaft oder Most zu pressen. Manche Bäume müssen den großen Traktoren und Baumaschinen weichen, denn mit schwerem Gerät kann man diese Obstgärten nicht gut bewirtschaften. So verschwinden immer mehr dieser Wiesen aus dem oberösterreichischen Landschaftsbild.

Vielfältige Flora und Fauna

Dabei wären Streuobstwiesen, wie man sie in vielen Regionen findet, kostbar. Die Wiesen werden durchschnittlich nur zwei Mal im Jahr gemäht und bieten dadurch viel Platz für Fauna und Flora. Marienkäfer, Wildbienen, Blindschleichen, Nagetiere, Hermelin, Kauze, Schmetterlinge und Fledermäuse finden in Streuobstwiesen Unterschlupf.

„Streuobstwiesen sind ein Dauergrünland. Sie werden nicht, wie intensiv genutztes Grünland, sechs Mal im Jahr gemäht, sondern nur ein bis zwei Mal, oder von Tieren schonend beweidet. Die gute bäuerliche Praxis besagt, dass sie extensiv genutzt werden. Dadurch finden hier viele Tiere einen geschützten Lebensraum", so Mader. Auf selten gemähten Wiesen, herrsche auch eine Pflanzenvielfalt an Blumen und Gräsern vor.

Streuobstwiese neu
Mader
Selten, aber doch werden Streuobstwiesen auch neu gepflanzt.

Auf Streuobstwiesen finden sich bunt gemischt, Apfel- und Birnbäume neben Kirschen-, Walnuss-, Zwetschken-, Quitten- oder Mispelbäumen – alte Obstraritäten, wie der Mostapfel Weberbartel, die Landlbirne, die Winawitzbirne und der Winterapfel Brünnerling. Einige Obstsorten seien noch gar nicht von Pomologen definiert worden, berichtet Mader.

Christoph Mader
Mader
Christoph Mader setzt sich für den Erhalt von Streuobstwiesen ein.

Der Initiator Mader will nun Vorträge, Veredelungskurse, Baumschnittkurse oder Yoga zwischen den mächtigen Mostobstbäumen auf den Streuobstwiesen anbieten, um mehr Menschen dafür zu begeistern. Denkbar wären auch Baum- oder Wiesenpatenschaften mit Landwirten: Der Bauer oder die Bäuerin mäht zwei Mal im Jahr die Wiese, der Streuobst-Pate hilft im Gegenzug beim Obstklauben, so die Idee. Die pestizidfreie Ernte aus der Region könne man sich teilen und zu Schnaps, Most, Mus, Saft oder Marmelade weiterverarbeiten.