Buch „Haus der Kindheit“ von Anna Mitgutsch
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Premiere

Anna Mitgutsch und das „Haus der Kindheit“

In bislang zehn Romanen hat die Autorin Anna Mitgutsch ihren Ruf als exzellente Erzählerin unter Beweis gestellt. „Premiere“ präsentiert am kommenden Samstag den Roman „Haus der Kindheit“ der Adalbert Stifter Preisträgerin.

Im Jahr 2000 hat die Literaturwissenschafterin, Schriftstellerin und Übersetzerin Anna Mitgutsch im Luchterhand Verlag ihr Buch „Haus der Kindheit“ publiziert. Es ist ein Werk rund um familiäre Spurensuche und die Frage nach Identität und Heimat, nach Erinnern und Vergessen.

Sendungshinweis:
„Premiere – Literatur. Lebensart. Livemusik“, 18.1.20, 19.03 Uhr

Erinnerung in Sepia

Max Berman wächst im Schmelztiegel der Kulturen in New York heran. Die Familie übersiedelt mehrmals. Wo immer sie auch Wohnsitz nimmt, begleitet sie ein ganz bestimmtes Foto in Sepiafarben. Dieses Erinnerungsstück ist kostbar, es überdauert alle Ortswechsel. In jeder neuen Wohnung bekommt die Fotografie mit der Abbildung eines Hauses in einer österreichischen Kleinstadt einen besonderen Platz auf der Kommode. Das Bild zeigt den Sehnsuchtsort der Mutter: Es ist jenes Haus, das sie einst verlassen musste und nie vergessen hat.

Von New York nach Österreich und zurück

Als zweiundzwanzigjähriger Corporal der US-Armee kommt Max Berman im Herbst 1945 zum ersten Mal in die österreichische Kleinstadt H. Mit der Adresse in der Uniformtasche, macht er sich auf den Weg zu seinem Heimathaus, das seine Eltern Mira und Saul als junges Paar gebaut haben. Überall sind die Wunden des Krieges und der Armut spürbar. Das einstige Haus der Familie bewohnen nun fremde Menschen.

Es beginnt ein Fragen und Nachforschen, das Max über lange Zeit beschäftigen und einen Teil der Familiengeschichte entschlüsseln wird. Tante Sophie und Max‘ Großvater waren nicht die einzigen, die die Abreise ins Exil nicht mehr schafften und einem Schreckensregime zum Opfer fielen.

Ausgezeichnete Schriftstellerin

Anna Mitgutsch ist vielfach ausgezeichnete Autorin. 2019 wurde sie mit dem Großen Landespreis für Literatur des Landes Oberösterreich, mit dem Adalbert Stifter Preis, geehrt. Eine Nominierung für den Österreichischen Buchpreis erreichte sie 2016 mit ihrem Roman „Die Annäherung“.

Porträtfoto der Autorin Anna Mitgutsch
Bogenberger/autorenfotos.com

Ein Romandebut war es auch, mit dem Anna Mitgutsch 1985 die Literaturwelt aufhorchen ließ. Das Buch „Die Züchtigung“ rund um eine Mutter-Tochter-Beziehung, um Gewalt und Liebe wurde zum beachteten Erfolg im deutschen Sprachraum – und in der Folge in viele weitere Sprachen übersetzt.

Aus dem Werk der Autorin:

„Die Annäherung“ (Luchterhand Verlag, 2016) und als Taschenbuch (btb Bertelsmann, 2018).
„Die Welt, die Rätsel bleibt. Essays“ (Luchterhand Verlag, 2013);
„Wenn Du wiederkommst“ (Luchterhand Verlag, 2010), „Zwei Leben und ein Tag“ (Luchterhand Verlag, 2007);
„Familienfest“ (Luchterhand Verlag, 2003)
„Haus der Kindheit“ (Luchterhand Verlag, 2000) und Taschenbuch (dtv, 2002);
„Abschied von Jerusalem“ (Rowohlt Verlag, 1995).==

1948 in Linz geboren, studierte Anna Mitgutsch nach der Absolvierung des Gymnasiums Germanistik und Anglistik und promovierte mit einer Dissertation über englische Lyrik der Sechzigerjahre. Obwohl Linz immer ein zentraler Lebensmittelpunkt blieb, lebte und arbeitete die Literaturwissenschafterin, Essayistin, Schriftstellerin und Übersetzerin über viele Jahre immer wieder im Ausland. Gastprofessuren, Lehraufträge und Writer-in-Residence-Programme führten Anna Mitgutsch ab 1971 nach England, Korea und in mehrere amerikanische Bundesstaaten. Besonders die Stadt Boston in Massachusetts wurde ein Dreh- und Angelpunkt innerhalb ihres Lebens und ihrer Karriere.

Lesung im Radio

Chris Pichler liest am Samstag, 18. Jänner 2020, ab 19.03h in der Literaturstunde „Premiere“ in einer Neuaufnahme aus Anna Mitgutschs Roman „Haus der Kindheit“.

Literatur und Musik in „Premiere“

Jeden ersten und dritten Samstag steht „Premiere – Literatur. Lebensart. Livemusik“ ganz im Zeichen der Literatur. An allen anderen Samstagen heißt es in der Sendung „Ton ab“ für Musik gewidmet. Die Musikredaktion von Radio OÖ stellt dazu das Beste aus Liveauftritten von Künstlern zusammen, die Musikgeschichte geschrieben haben.