Würfel mit Buchstaben
pixabay/blickpixel
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„Lust aufs Leben“: Affengießer und Ziegelbäcker

Von merkwürdig klingenden Berufsbezeichnungen wie Affengießer, Mühlenvogt oder Ziegelbäcker handelt die Reihe „Lust aufs Leben“ am Sonntag ab 21.03 Uhr. Wie sie sich in Hofnamen finden, hat Michael Huemer zu einer vergnüglichen Sendung zusammengestellt.

Ein Großteil der Oberösterreicher hat bäuerliche Wurzeln und somit eine Verbindung zum bäuerlichen Leben. Sie stehen dazu und pflegen sie auch. Man trägt mehr denn je Tracht und kennt sich mit den Bräuchen und Festen aus, die bodenständige Volksmusik erlebt einen Boom. Man kann sagen, dass Oberösterreich bis ins 20. Jahrhundert ein Bauernland war, geprägt von stattlichen Bauernhöfen mit Wäldern, weiten Wiesen und Felder.

Ein kurzer Vorgeschmack auf die Sendung:

Die Familiennamen als Hof- und Hausnamen spiegeln sich in unserer Landesgeschichte. Wie tief die Wurzeln ins Bäuerliche gehen, zeigen die zahllosen Namensvarianten, die auf „bauer“ enden wie „Reisetbauer“, „Himmelbauer“, „Rachbauer“. Es ist nicht zu übersehen, dass „Bauer“ überhaupt ein weitverbreiteter Familienname im Land ist.

Viele Varianten des „Moa“

Die Anfänge der heutigen oberösterreichischen Agrarstruktur gehen bis ins frühe Mittelalter zurück. Der Boden wurde zum überwiegenden Teil durch unfreie Leute auf Rechnung eines Grundbesitzers bearbeitet. Sie standen mehr oder minder unter der Aufsicht eines Verwalters des Grundbesitzes, eines Meiers, der im Hausnamen „Moa“ und im Familiennamen „Meier“ daran erinnert. In Oberösterreich ist „Meier“ der häufigste Familienname, auch in vielerlei Schreibweisen und Zusammensetzungen. Als „Mayr“, „Mayer“, „Meier“, „Meir“, als „Obermeier“ oder „Hintermeier“, oder als „Mayreder“ oder „Mairinger“. Etwa acht bis zehn Prozent der oberösterreichischen Familiennamen hatte um 1830 in irgendwelcher Form namensmäßig mit „Meier“ zu tun.

Sendungshinweis

„Lust aufs Leben“, 11.8.19

„Huber“ und „Humer“

Im 11. und 12. Jahrhundert veränderten sich die bäuerlichen Strukturen. Nicht mehr der große, zentrale Herrenhof, der von einem „Meier“ für den Herrn bewirtschaftet wurde, sondern die einzelnen Höfe oder „Huben“ werden zu den dominierenden Wirtschaftseinheiten. Die „Hube“ oder „Hufe“ bezeichnet eine bäuerliche Betriebseinheit von Haus, Hof und Grund, daher sind „Huber“ und „Humer“ die zweithäufigsten bäuerlichen Familiennamen. Im 13. Jahrhundert setzte sich stattdessen das Wort „Lehen“ immer mehr durch.

Im Wortstamm steckt die „Leihe“. Der Begriff „Lehen“ drückte ursprünglich eine stärkere Abhängigkeit von der Grundherrschaft aus, wird allerdings bald lediglich eine Bezeichnung für eine Hofgröße. Die „Lehner“ oder „Lechner“ leiten sich davon ab und sind als Namen auffällig im Hausruck- und Traunviertel zu finden.

Landschaften im Mühlviertel
ORF/Kelp

„Hofstätter“ und „Pointner“

Aufgrund der Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität konnte die Fläche für die Ernährung einer Familie verkleinert werden. Diese Viertel- und Halbhufe wurden als Hofstätten bezeichnet, die ihren Niederschlag im Namen „Hofstätter“ fanden. Gelegentlich wurde es sehr armen Dorfmitgliedern gestattet, innerhalb der Dorfgemeinde ein Grundstück landwirtschaftlich zu nutzen. Dieses wurde einem besonderen Widmungszweck zugeführt und durch eine Umzäunung von der Allgemeinnutzung ausgenommen. Die darauf angebauten Rüben, Hülsenfrüchte, der Hopfen, Mohn, Flachs oder Hanf wurden als eine Pointe oder Peunte eingerichtet. Daher der Name „Pointner“, der auch in vielen Zusammensetzungen wie „Lindpointner“ bis „Himmelfreundpointner“ vorkommt.

„Wimmer“, „Aigner“ und „Stifter“

Über einen Großteil Oberösterreichs ist der Name „Wimmer“ sehr verbreitet. Wimmer leitet sich von „Widum“ ab und bedeutet „widmen“. Damit gemeint ist ein nutzbarer Grund, der zu einer Pfarrkirche gehört, heute würde man es als Wohn- und Wirtschaftsgebäude einer katholischen Pfarre nennen. Oft handelte es sich um ein einzelnes Bauernhaus, dessen Naturalabgaben für den Bedarf des jeweiligen Pfarrhofs gedacht sind. „Wimmbauer“, „Wimmerhaus“ oder „Wimmergut“ stellen eine namentliche Beziehung her.

Für den Familiennamen „Aigner“ sind zwei Herkunftsarten möglich. Einerseits als Herkunftsname zu einem Ortsnamen Aigen oder als Bezeichnung für den Besitzer eines Eigengutes. Die sogenannten freien Eigen waren dabei keinesfalls von Lasten befreit, sie beanspruchten jedoch eine Sonderstellung, die die „Stifter“ nicht besaßen. Sie, die Stifter konnten innerhalb der Jahresfrist von ihrem Haus abgestiftet, d. h. vertrieben werden. Sie repräsentierten eine Rechtsstellung, die keine Vererbung der Höfe ermöglichte.

Landschaften im Mühlviertel
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„Zehetmaier“ oder „Zehetner“

Nicht sehr beliebt waren diejenigen, die „Zehetmaier“, „Zehntner“ oder –„Zehetner“ hießen, weil sie die Zehenteinnehmer waren, die den Zehent einzusammeln hatten. Der Zehent, das ist der zehnte Teil der Ernte, war bis zu seiner Aufhebung im Jahr 1848 eine der schwersten Hemmungen jedes landwirtschaftlichen Fortschritts und jeder agrartechnischen Neuerung bei den bäuerlichen Untertanen.

Namen begleiten uns also das ganze Leben. Schon nach der Geburt erhalten wir einen Vor- und einen Familiennamen. Wir wohnen immer an einem Ort, der einen Namen trägt, mit einer Adresse, die einen Straßennamen hat. In manchen Fällen trägt auch das bewohnte Haus einen eigenen Namen. Zusammenfassend lässt sich damit sagen, dass Namen zu den Dingen zählen, die uns lebenslang begleiten.

Auf den Spuren der Vorfahren

Wer auf den Spuren seiner Vorfahren wandelt und Ahnenforschung betreibt, trifft nicht nur auf Namen sondern auch auf zum Teil merkwürdig klingende Berufs- und Standesbezeichnungen. Schwierig wird es, wenn Berufsnamen in alten Quellen verwendet werden und in dieser Form nicht mehr gebräuchlich oder überhaupt ausgestorben sind. Viele dieser Berufe sind handwerksähnlich oder überhaupt Handwerksberufe, die durch moderne Techniken überflüssig wurden oder in neue Berufe übergegangen sind.

Landschaften im Mühlviertel
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Wörterbuch von Jakob Ebner

Für diejenigen, die sich damit beschäftigen und dafür interessieren, gibt es seit November ein Nachschlagewerk der Superlative. „Wörterbuch historischer Berufsbezeichnungen“ heißt es, es hat 1026 Seiten und gibt Aufschluss über historische Berufe und über die Etymologien, also die Herkunft von Familiennamen. Der Autor heißt Jakob Ebner, der anfang November im Stifter-Haus in Linz einen Vortrag hielt.

Ebner, geboren 1942 in St. Lorenz am Mondsee studierte Germanistik und Geschichte in Wien. Er war neben seiner Tätigkeit als Gymnasiallehrer und Lehrbeauftragter an der Universität Wien Mitarbeiter der Duden-Redaktion in Mannheim. Er unterrichtete Deutsch-Didaktik an Pädagogischen Akademien und erwarb sich international den Ruf als hervorragender Experte für das österreichische Deutsch.

Als Lexikograph betreute Ebner das österreichische Wortgut in den Dudenbänden, ist Mitherausgeber des „Österreichischen Wörterbuchs“, Mitarbeiter am „Sprachatlas von Oberösterreich“ und am „Variantenwörterbuch des Deutschen“.

Hier die Sendung zum Nachhören: