Kuttners Hitlershow im Linzer Schauspielhaus

Der 1958 in Ostberlin geborene Regisseur, Radiomoderator und Showmaster Jürgen Kuttner ist im deutschen Theaterbetrieb eine fixe Größe und ein „enfant terrible“. Ab Samstag treibt er sein Theaterunwesen am Linzer Schauspielhaus.

In Kuttners Hitlershow „Am Tag, als Adolf Hitler starb“ nimmt sich der Regisseur der Marke „Hitler“ an. Es wird eine Revue aus zehn bis zwölf Nummern, die mit Puppenspielerin Suse Wächter und einer Show-Band einen unterhaltsamen Abend liefern, aber das Publikum auch irritieren und zum Nachdenken anregen soll.

Unterhaltung und Überraschungen

„Unterhalten und für zwei, drei Überraschungen sorgen, dass man aus dem Abend nicht doofer rausgeht, als man reingegangen ist“, umriss Kuttner das Ziel der Show beim Pressegespräch am Montag. Schauspielchef Stefan Suschke wollte Kuttner ursprünglich für ein anderes Projekt gewinnen, dieser schlug aber die Hitler-Revue vor. Die Arbeit daran erwies sich als schwierig, denn er habe den Eindruck „die Linzer haben die Nase voll von Hitler“, erklärte er.

Der 60-jährige Berliner ist bekannt durch Fernsehsendungen wie „Null Uhr Kuttner“ und als Radiomoderator, aber auch am Theater werkt er seit 20 Jahren als Autor, Darsteller oder Regisseur. In Linz wird er als Conferencier fungieren und moderieren. Literarische und im Team selbst erarbeitete Texte sowie Musik und die Puppen von Suse Wächter - von Baby-Hitler bis Freud und Jelinek - bestimmen „einen Abend, der auf kollektive Fantasie setzt“.

Hitler „total starke Marke“

Zur Vorbereitung wurde auch eine Marketingagentur einbezogen, um den Zugang der Werber zu sehen. Heraus kam, dass Hitler eine „total starke Marke“ sei, in der Liga mit BMW, Mercedes und Manchester United spiele. „Hitler ist inzwischen so etwas wie eine Popfigur geworden“, wie sich das gegenseitig beleuchte und der Verwurstungsaspekt habe ihn interessiert, so Kuttner. Die Vermarktung Hitlers bedeute aber auch eine Art von Verharmlosung. Deswegen möchte er das Publikum anregen, nicht alles einfach hinzunehmen, was ihm geboten wird.

„Monster Hitler“ und „Hitler privat“

Ein Text von Thomas Mann bringe einen neuen Aspekt zwischen dem „Monster Hitler“ und „Hitler privat“, der „eine Form von qualifizierter Verunsicherung herstellt“. „Das ist das Beste, was Theater erreichen kann“, sagte Kuttner. Ihn interessiere es am meisten, die Zuschauer dazu zu bringen, sich Gedanken machen zu müssen, ob etwas wahr oder ausgedacht ist oder ob Ironie im Spiel ist. Provokateur sei er hingegen keiner, „Schlingensief konnte das, ich könnte das nicht. Bei mir gibt es Grenzen des Anstands, ich hab keine Lust, kalkulierte Erregung zu erzeugen“.

„Kuttner erklärt die Welt“

Als Einstimmung gibt es bereits am Mittwoch den Videoschnipselabend „Kollateralschlager in der Sinnzentrifuge“ aus der Reihe „Kuttner erklärt die Welt“ im unteren Vestibül der Kammerspiele, 19.30 Uhr.

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