Mauthausen: 10.000 Menschen bei Gedenkfeier

Am 5. Mai 1945 ist das Konzentrationslager Mauthausen im unteren Mühlviertel von US-amerikanischen Truppen befreit worden. Am Sonntag kamen 10.000 Menschen zur KZ-Gedenkstätte für die Befreiungsfeier. Für Aufregung sorgte im Vorfeld, dass keine FPÖ-Politiker eingeladen wurden.

Um 8.00 Uhr begannen die Feierlichkeiten in der KZ-Gedenkstätte mit den Feiern der einzelnen nationalen Delegationen. Mit den rund 10.000 Gästen besuchten heuer bedeutend mehr Menschen das Gedenken als in den vergangenen Jahren. Mehr dazu in "IKG: Gedenken mit FPÖ wäre ‚Maskerade‘ (news.ORF.at)

Brücke zur Gegenwart

Insgesamt waren in Mauthausen und seinen Nebenlagern rund 200.000 Personen aus aller Welt interniert, mindestens 90.000 davon starben. Rund 100 Delegationen und Opferverbände aus Aserbaidschan bis Ungarn waren bei der Befreiungsfeier zu Gast und gedachten der Opfer. Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitee Österreich, rief in seiner Rede zu Solidarität und Menschlichkeit auf. Er schlug eine Brücke zur Gegenwart: „Menschen, die vor 80 Jahren in ein anderes Land flüchten mussten, haben alles verloren. Ihre Heimat wurde zu einem fremden Ort. Auch heute müssen Menschen flüchten. Es liegt an uns, ihnen zumindest ihre Würde zu erhalten.“

Mernyi erinnerte an die Flüchtlingsströme des Jahres 2015 und an Menschen, die Freunde, Familie, Sprache, Kultur, „das, was wir als den beliebten Begriff Heimat definieren“, verloren hätten. Er appellierte an die Teilnehmer, sich ein Beispiel an jenen zu nehmen, die unter schwersten Bedingungen, unter Todesgefahr, im Nationalsozialismus anderen geholfen hätten.

FPÖ sei unerwünscht

Das offizielle Österreich war durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen, seinen Amtsvorgänger Heinz Fischer, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Staatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP) vertreten. Für das Land Oberösterreich kamen Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) sowie die Landesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ).

KZ-Gedenkstätte Mauthausen

KZ-Gedenkstätte Mauthausen

SPÖ-Vorsitzender Christian Kern sprach bei der Gedenkfeier des Bundes Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen beim Bernaschek-Denkmal. Wie üblich zogen die Delegationen der verschiedenen Opferverbände sowie einige Zeitzeugen und Überlebende nach der Feier gemeinsam vom Appellplatz des Lagers aus.

Befreiungsfeier in Mauthausen

Danach folgte ein ökumenischer Gottesdienst. Höhepunkt der Feierlichkeiten war auch in diesem Jahr die internationale Befreiuungsfeier aller Delegationen auf dem ehemaligen Appellplatz des KZ. Zu Kontroversen kam es diesem Jahr um die Einladung von FPÖ-Mitgliedern. Diese seien auch heuer nicht erwünscht, bestätigte Willy Mernyi, der Vorsitzender des Mauthausen Komitees, das die Befreiungsfeier organisiert. Mernyi sieht in einer FPÖ-Beteiligung eine „erneute Demütigung“ der KZ-Überlebenden. Zudem gäbe es einen Beschluss der Überlebenden, dass keine Mandatsträger der FPÖ teilnehmen dürfen.

Das Konzentrationslager Mauthausen war bereits im August 1938 von den Nazis errichtet worden. Bis zur Befreiung im Mai 1945 kamen rund 120.000 Häftlinge in Mauthausen und den Nebenlagern ums Leben.

Für FPÖ „untragbar“

Seitens der FPÖ hieß es, dass man dieses Vorgehen bedauere und für eine weltoffene Bewusstseins- und Gedenkkultur stehe. FPÖ-Landesparteichef und Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner nannte die Nicht-Einladung von FPÖ-Politikern in einem in einem Interview mit der Tageszeitung „Der Standard“ wörtlich „untragbar“.

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