Sparen bei Integration: „Schuss ins Knie“

Sparen bei der Integration ist ein Schuss ins eigene Knie, so der deutsche Kriminalwissenschaftler Christian Pfeiffer bei einem Besuch in Linz. Integrationslandesrat Rudi Anschober (Grüne) sieht sich bestätigt.

Christian Pfeiffer hat sich mit seinen Studien schon Ärger bei links und rechts eingehandelt. Zuerst waren die Linken auf den ehemaligen SPD-Justizminister aus Niedersachsen sauer. Nämlich weil er ihnen vorrechnete, dass der Anstieg der Kriminalität in Deutschland ab 2014 tatsächlich mit der Flüchtlingswelle zusammenhing. Jetzt der Ärger von rechts.

Rudi Anschober (li)  und Kriminologe Christian Pfeiffer (re)

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Rudi Anschober (li) und Kriminologe Christian Pfeiffer (re)

Kriminalität in Deutschland massiv gesunken

Denn die Gesamtkriminalität ist in Deutschland massiv gesunken, trotz der vielen Flüchtlinge, die da sind. Das passt nicht zum medialen „Immerschlimmerismus“, wie Pfeiffer sagt. Der Rückgang der Flüchtlingskriminalität habe viel Ursachen. Es seien aber kaum die Kriegsflüchtlinge, die kriminell werden. Vielmehr würden besonders jene straffällig, die ohnehin keine Chance auf Asyl hätten, so Pfeiffer.

Ein Beispiel: Zuwanderer aus Nordafrika machten in Deutschland nur 0,9 Prozent der Flüchtlinge aus. Sie seien aber für fast ein Drittel der Raubverbrechen unter Zuwanderern verantwortlich. Trotzdem spricht sich Pfeiffer für einen anderen Umgang mit den Chancenlosen aus.

Nachhilfe „wirkt“

Wie Integration funktioniere, zeige das Beispiel Hannover. Vor 20 Jahren hätten sich dort 41 Prozent der jungen türkischen Männer als Machos gezeigt, viele von ihnen Sonderschüler und chancenlos auf dem Arbeitsmarkt, ein Drittel bereits mit dem Gesetz in Konflikt. Dann kam ein Buchhändler auf die Idee, jungen türkischen Kindern gratis Nachhilfe zu geben. Inzwischen unterstützen 2.500 Menschen diese ehrenamtliche Arbeit.

Heute seien 85 Prozent der jungen Türken in Hannover auf dem Weg zum Abitur oder zum Realschulabschluss - und deutlich weniger als damals würden nun straffällig.