Drogenumschlagplatz Darknet

Mehr als 200 Sozialarbeiter, Streetworker, Pädagogen und Polizisten haben sich in Linz zu einer Tagung getroffen, die sich mit dem Umgang Jugendlicher mit digitalen Medien, vor allem aber dem Internet als Drogenmarkt befasst hat.

Beim Thema Drogenhandel war bei der vom Institut für Suchprävention und dem Verein I.S.I. vor allem vom sogenannten Darknet die Rede, das als anonymer Drogenumschlagplatz immer öfter in die Schlagzeilen kommt. Das Darknet ist ein Zweig des Internets, der technisch vom restlichen Netzwerk abgeschottet, Regimegegnern in vielen Staaten Anonymität bieten kann, aber auch zum Tummelplatz für kriminelle Aktionen, wie illegalem Drogen- oder Waffenhandel geworden ist.

Internet Darknet

pixabay/sumanley

Es wird angenommen, dass derzeit etwa ein Prozent des weltweiten Drogenhandels im Darknet abgewickelt wird - Tendenz steigend.

Drogenshops im Darknet sind oft mindestens so professionell gestaltet wie der Onlinehandel im offenen Internet. Features wie Bewertungsmöglichkeiten für erworbene Waren und die Händler sind auch im dunklen Teil zu finden. Bezahlt wird vor allem mit Kryptowährungen wie Bitcoins. So besteht sowohl für den Käufer als auch den Verkäufer die Möglichkeit, anonym zu bleiben und die Bezahlung ohne physischen Kontakt abzuwickeln.

Kleiner aber ständig wachsender Marktplatz

Der Anteil der im Darknet verkauften Drogen sei aber - verglichen mit dem Gesamtmarkt - gering, wie die Wissenschafterin Meropi Tzanetakis von der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Wien und dem Department of Criminology and Sociology of Law der Universität Oslo in ihrer Forschungsarbeit ermitteln konnte.

Laut Tzanetakis wird von der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle der Umsatz des Drogenhandels in ganz Europa auf 28 Milliarden Dollar geschätzt, „der größte und bekannteste Marktplatz im Darknet“ dagegen setze etwa 100 Millionen Dollar um. Noch sei der Anteil „relativ klein und verschwindend“, nehme aber ständig zu.

Konsumenten werden zu Drogenhändlern

Während die Händler selten erwischt werden, kommt die Polizei immer öfter Käufern auf die Spur. Vor allem, wenn die bestellten Drogen den virtuellen Raum verlassen und als Pakete oder Briefe zugestellt werden.

Juristisch gesehen werden bei Bestellungen im Ausland die Konsumenten automatisch zu Drogenhändlern, wie Rechtsanwalt Martin Feigl vom Verein „Take Your Rights“ erklärt. Bei einer Bestellung im Internet und der darauf folgenden Zustellung in Österreich liege rechtlich eine Einfuhr aus dem Ausland vor und daraus folge eine Strafdrohung bis zu fünf Jahren: „Wenn jemand zum Beispiel mehr als zehn Gramm Amphetamin bestellt, erfolgt automatisch eine Anklage wegen Drogenhandels. Sogar dann, wenn diese Substanz nur für den persönlichen Bedarf bestellt wurde.“

Große Mengen – Hohe Strafen

Dazu komme noch, so Feigl, dass online wegen der günstigeren Preise des öfteren größerer Mengen bestellt werden. Zusätzlich sei oft auch der Reinheitsgehalt der Drogen aus dem Darknet höher als im Straßenverkauf, was die Höchststrafen schnell auf zehn Jahre klettern lassen kann. Nachdem mit dem höheren Reinheitsgehalt auch leichter die gesetzlichen Grenzmengen überschritten werden könnten, die für das Strafausmaß maßgeblich sind, steige auch die Strafdrohung immer schneller immer weiter nach oben, so Feigl.

Endloses Katz- und Maus-Spiel

Ein Ende des Internets als Drogenumschlagplatz ist für Darknet-Forscherin Tzanetakis nicht abzusehen: „Trotz aller Bemühungen der Polizei ist es bis jetzt nicht möglich gewesen, und ich wage zu behaupten, es wird auch in Zukunft nicht möglich sein, diesen Sumpf trockenzulegen. Manche, die, die unvorsichtig sind, die ihre Daten und ihre Kommunikation nicht verschlüsseln, werden vermutlich früher oder später verhaftet werden. Andere werden das aber über Jahre oder Jahrzehnte durchführen können und nicht dafür belangt werden. Das Katz- und Maus-Spiel, das wir aus dem traditionellen Drogenhandel kennen, setzt sich auch im Internet und besonders im Darknet fort.“

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