Pussy Riot kraftvoll bei Welser Konzert
Wo sie auftreten, wird es immer laut: Schlagzeug, Saxophon, Kampfgesang und Aufruhr: In Wels erzählten Pussy Riot von ihrem Aktionismus, von ihrer Verfolgung und der Haft in Russland. Nur 41 Sekunden hatte ihr sogenanntes Punkgebet, in dessen Inhalt es um Präsident Wladimir Putin und seine Freundschaft zu Kyrill I., dem Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche ging.
Reuters/Pussy Riot Group/Reuters TV
Zwei Jahre Lagerhaft
Drei der Aktivistinnen verbrachten dafür zwei Jahre in Lagerhaft. Es folgten viele internationale Solidaritätsbekundungen, von Madonna, Hillary Clinton bis Beatles-Sänger Sir James Paul Mc Cartney, so der Moskauer Musikproduzent Alexander Cheparukhin im Gespräch mit ORF-Redakteurin Isabella Minniberger am Rande des Konzertes.
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Die Zeit im Straflager habe bei Sängerin Marija Aljochina seelische Spuren hinterlassen, so Cheparukhin. Die Erlebnisse hat sie auch in einem Buch verarbeitet und tourt nun mit ihrer Performance „Riot days“ durch Europa. „Aufstehen und die Stimme erheben“, das ist weiterhin die Botschaft der Künstlerin. „Ich erlebe bei Auftritten wie in Wels einen Dialog mit dem Publikum, der mir hilft, das zu verarbeiten, was ich erlebt habe. Die Reaktion des Publikums animiert uns alle, weiterzumachen. Jeder Mensch erlebt in seinem Leben mindestens einmal eine Situation, in der man klar aussprechen sollte, wo man seine persönliche Grenze zur Obrigkeit zieht.“
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Aktionismus gegen Medienzensur
In Russland seien aufgrund der Zensur der freien Medien viele Journalisten gefeuert worden, so Aljochina. „Ich habe daher die Internetplattform „MediaZona“ gegründet. Hier recherchieren Journalisten Missstände und diese Plattform ist zurzeit unsere einzige Möglichkeit, aufzuklären, denn die staatlichen Medien in Russland werden komplett von der Putin-Regierung kontrolliert und gelenkt.“ Die Pussy Riot Aktivistin appellierte an das Publikum, nicht alles hinzunehmen. Man müsse immer an kleine Veränderungen glauben und dürfe nicht teilnahmslos dasitzen. „Es gibt keine Freiheit, wenn man nicht täglich für sie kämpft“, lautete die Botschaft der kremlkritischen Punkformation in Wels.
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Aus Polizistin wurde Pussy-Riot-Mitglied
Ursprünglich hatten einige der Künstlerinnen ganz andere Lebensziele, wie Olga Borisova. Sie arbeitete früher als Polizistin. Auch aus Idealismus, denn sie wollte für Gerechtigkeit sorgen. Ihre Erkenntnis: „Im russischen System ist das einfach unmöglich. Daher habe ich aufgehört und bin nun bei Pussy Riot“.
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Punkrock in Wels
ORF-Redakteurin Isabella Minniberger war für Oberösterreich heute bei dem Konzert in Wels.
Am Sonntag wird in Russland gewählt. Die Mitglieder von Pussy Riot erwarten sich keine Überraschungen. Alles spreche dafür, dass Wladimir Putin, trotz Gegenkandidaten, für weitere sechs Jahre wiedergewählt werden wird und das damit politisch alles beim Alten bleibe, meinte Aljochina.
Links:
- Keine sanften Töne Richtung Kreml (news.ORF.at; 23.12.13)
- MediaZona
- Pussy Riot (wikipedia)