Jedes Jahr 60 bis 70 Kindesentziehungen

Nachdem am Donnerstag ein Fall von versuchter Kindesentziehung im Bezirk Vöcklabruck bekannt geworden ist, haben Recherchen des ORF Oberösterreich ergeben, dass es sich bei Weitem nicht um einen Einzelfall handelte.

Ein 33-jähriger Vater wollte, wie berichtet, in der Nacht auf Mittwoch seine beiden Söhne in seine Heimat Rumänien bringen. Er konnte kurz vor der ungarischen Grenze gestoppt werden.

Nicht immer gutes Ende

Der Auslöser für eine derartige Kindesentziehung ist meist die Trennung der Eltern. Im aktuellen Fall konnte der Vater dank Handyortung noch rechtzeitig gestoppt und die acht und 13 Jahre alten Buben wieder zu ihrer Mutter zurückgebracht werden. Nicht immer gibt es ein gutes Ende, weiß Christine Winkler-Kirchberger, Leiterin der Kinder- und Jugendanwaltschaft Oberösterreich: „Wir haben einige solche Fälle begleitet. Es ist dann sehr schwierig, wenn Kinder im Ausland sind, weil sie ja oft irgendwo bei Verwandten untergebracht werden, oder es ist ihr Aufenthaltsort gar nicht bekannt.“

Folge von emotionaler Trennung

Trennungen seien oft sehr emotional, so die Juristin weiter: „Dann ist natürlich immer wieder die Gefahr einer Kindesentziehung, oder die Drohung ‚Ich nehm‘ die Kinder mit ins Ausland‘. Diese Drohungen hören wir immer wieder. Es kommt nicht selten vor.“

60 bis 70 Fälle pro Jahr in Österreich

Jährlich werden im Justizministerium zwischen 60 und 70 Fälle bekannte, in denen Kinder von einem Elternteil ins Ausland oder nach Österreich gebracht werden. Damit es nicht so weit kommt, gibt es Schutzmaßnahmen, so die Kinder- und Jugendanwältin: „Wenn wir wissen, dass zum Beispiel die Mutter sagt, dass ihr Mann angedroht habe, die Kinder mitzunehmen, dann kann es nach dem Gewaltschutzgesetz zu Betretungsverboten und Wegweisungen kommen, sodass der Vater die Kinder gar nicht mehr sieht.“

Mögliche Vorsichtsmaßnahmen

Es gebe auch die Möglichkeit, dass die Reisepässe hinterlegt werden, so Winkler-Kirchberger. Ganz wichtig sei aber, dass das Umfeld informiert werde, dass wirklich „ein Auge auf die Kinder geworfen werde und wichtig sei es auch, mit den Kindern darüber zu sprechen. Ganz verhindern könne man eine Kindesentziehung dennoch nicht.

Im Fall des 33-Jährigen Rumänen wurde von der Staatsanwaltschaft Wels ein vorläufiges Betretungsverbot ausgesprochen. Darüber hinaus wurde er angezeigt.

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