Drohende Lücke bei Notfallversorgung

Zwei Primarärzte aus dem Innviertel schlagen Alarm, weil sie die Notfallversorgung in Gefahr sehen. Sollten die derzeitigen Gesetze nicht rasch geändert werden, könnte es in Zukunft nicht genug Notärzte geben.

Viele Mediziner, die nach dem Turnus die jahrelange Ausbildung zum Facharzt gemacht haben, waren bisher auch als Notärzte im Einsatz. Die Ausbildung der Mediziner wurde aber neu geordnet und bald dürfen nur mehr fertig ausgebildete Fachärzte als Notärzte arbeiten - nicht wie bisher nach drei Jahren, sondern erst nach mindestens sechs Jahren.

Primarärzte schlagen Alarm

Das bedeutet, dass es in drei Jahren deutlich weniger Notärzte geben könnte, was die ohnehin manchmal schwierige Situation deutlich verschärfen könnte, sagt der für die dortigen Notärzte zuständige Primar Florian Neuhierl vom Krankenhaus St. Josef in Braunau.

Noch sei die Lage nicht dramatisch, aber sie könnte dramatisch werden, „wenn wir nicht jetzt, rechtzeitig, die Leute zügig in die Notarzt-Ausbildung schicken“. Wichtig sei daher, dass dieses Problem möglichst rasch angegangen wird, um die drohende Lücke noch rechtzeitig zu verhindern.

Wie die drohende Lücke entstehen konnte

Wie es dazu kommen konnte und warum die Ausbildungsverordnung geändert wurde, erklärt Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser mit dem Wunsch der Jungärzte und Studierenden nach einer neuen Facharztausbildung. Von Seiten der Standesvertretung habe man vor allem verhindern wollen, dass viele nach Abschluss des Medizinstudiums sofort ins Ausland gehen, wo sie sofort und nicht erst nach einem mindestens dreijährigen Turnus als Ärzte arbeiten könnten.

Auf die absehbare Lücke bei den Notärzten angesprochen sagte Niedermoser: „Wir wussten natürlich dass hier ein Vakuum entstehen kann."

„Dringender Handlungsbedarf“

Neuhierl und sein im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried für die Notärzte zuständige Kollege, Primar Peter Hohenauer, haben sich mit einem Brief an den Präsidenten der Ärztekammer in Oberösterreich gewandt. In diesem Schreiben ist von „dringendem Handlungsbedarf“ die Rede, verbunden mit der Aufforderung ein Positionspapier der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) vom Januar 2016 als Reformantrag in die Vollversammlung der Ärztekammer einzubringen.

In diesem Papier wird gefordert, dass die Arztausbildung und die gesetzlichen Grundlagen so geändert werden müssten, dass Ärzte in der Ausbildung nach drei Jahren und dem absolvierten Notarzt-Kurs als Notärzte arbeiten dürfen, wie Hohenauer erklärt. Wie diese Änderungen aussehen könnten, wird darin ebenfalls detailliert erklärt. Die Ärztekammer müsste die Änderungen einfordern und das Parlament diese dann auch umsetzen, so Hohenauer.

Niedermoser: „Ministerium muss Lösungen finden“

Auf die gesetzlichen Gegebenheiten weist auch Ärztekammerpräsident Niedermoser hin. Derzeit dürften nur Mediziner mit dem sogenannten „jus practicandi“, also der Berechtigung auch unbeaufsichtigt als Ärzte arbeiten zu dürfen, in der Notfallversorgung eingesetzt werden können: „Es geht auch darum, dass sowohl die Kolleginnen und Kollegen als auch die Patientinnen und Patienten davor geschützt sind, dass nicht eine Kollegin oder ein Kollege draußen arbeitet, die oder der nicht dieses ‚ jus practicandi‘ hat.“

Wichtig sei vor allem um die rechtliche Sicherheit, so Niedermoser. Ein Ausweg könne nur für ganz Österreich in Wien geschaffen werden: „Hier muss das Ministerium Lösungen finden, wie wir diese Problematik angehen können."

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