Umfrage zu 100 Jahre Frauenwahlrecht

Seit 1918 dürfen Frauen in Österreich wählen, das ist immerhin 44 Prozent der Bevölkerung bekannt, 53 Prozent haben davon noch nicht gehört. Fast die Hälfte der Befragten sieht Frauen beim Gehalt benachteiligt, ergibt eine IMAS-Umfrage.

38 Prozent der Befragten glauben an einen starken Unterschied im Wahlverhalten von Männern und Frauen, das ergibt eine am Dienstag veröffentlichte IMAS-Umfrage, anlässlich des heurigen Jubiläums 100 Jahre Frauenwahlrecht in Österreich.

Am bekanntesten ist dieses Jubiläum bei den Umfrageteilnehmerinnen über 50 Jahren mit 52 Prozent, bei höher Gebildeten Befragten (51 Prozent) und bei Frauen allgemein (50 Prozent). Diese Gruppen wissen ähnlich gut darüber Bescheid. Mit 62 Prozent hatten hingegen am meisten junge Männer (16 bis 49 Jahre) noch nie etwas davon gehört, dass Frauen seit 100 Jahren wahlberechtigt sind, gefolgt von weniger Gebildeten mit 60 Prozent. An der Studie, die im Dezember 2017 in persönlichen Interviews durchgeführt wurde, nahmen 1.037 Österreicher repräsentativ für die Bevölkerung ab 16 Jahren teil.

Wahl

BM.I / Egon Weissheimer

Seit 1918 gibt es in Österreich das Wahlrecht für Frauen.

41 Prozent: Frauen wählen nach Bauchgefühl

Dass Frauen anders wählen als Männer bejahten 38 Prozent der Befragten. Beide Geschlechter in gleichem Umfang, rund 50 Prozent, verneinten die Frage. Außerdem meinten 41 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass sich Frauen am allgemeinen Eindruck einer Partei und am Bauchgefühl orientieren würden. 29 Prozent meinten, Frauen orientieren sich daran, kleinere Parteien zu stärken. Und, 27 Prozent gaben an, dass sie sich am Spitzenkandidaten und anderen Persönlichkeiten in der Partei orientieren würden.

Frauen mehr bereit für Veränderung

Knapp ein Viertel schrieb den Wunsch nach Veränderung den Frauen auf die Fahnen, nur 13 Prozent unterstellten diesen Beweggrund den Männern. Tradition beziehungsweise Stammwählerschaft (32 Prozent), größere Parteien zu stärken (30) und Protest an der bestehenden Regierung (23) sahen die Befragen als stärkste Wahlmotive der Männer.

Pensionen und Arbeitsplätze wichtigsten Themen

Befragt nach Themen, die bei der Wahlentscheidung eine Rolle spielen, nannten 67 Prozent Familien und Kinderbetreuung als eher bei den Frauen ausschlaggebend, die Hälfte Gleichberechtigung und Chancengleichheit, 45 Prozent Bildung und Schulwesen. Wirtschaft und Wettbewerb seien eher für Männer entscheidend, fanden 45 Prozent, als zweitstärkstes Thema nannte ein Viertel der Befragten Maßnahmen gegen Zuwanderung nach Österreich. Als wichtigste Themen, die beiderlei Geschlecht mitberücksichtigen, stellten sich mit je 72 Prozent Pensionen und Altersversorgung sowie Arbeitsplätze heraus.

Die Hälfte sieht Frauen beim Gehalt benachteiligt

In einer offenen Frage wollte das Institut wissen, in welchen Bereichen Frauen heutzutage gegenüber Männern benachteiligt werden. 49 Prozent nannten Gehalt, Verdienst und Lohn, wobei der Anteil der Frauen mit 54 Prozent deutlich höher als jener der Männer (42 Prozent) lag. Für 26 Prozent gibt es nach wie vor Benachteiligungen in dem Themenbereich Arbeitswelt und für 13 Prozent im Kreis Führungsposition, Karrieremöglichkeiten und Aufstiegschancen. 14 Prozent sahen keine Benachteiligung, bei den Männern meinten dies 19 Prozent, bei den Frauen hingegen nur neun Prozent.