AK OÖ fordert mehr Betreuungsplätze

Die Arbeiterkammer OÖ fordert mehr Betreuungsplätze für Unter-Dreijährige, längere Öffnungszeiten und bessere Planbarkeit. Das geht aus einer umfassenden Elternbefragung der Arbeiterkammer hervor.

Die Kindergartengebühren für den Nachmittag würden das Problem verschärfen und seien zu „evaluieren und zurückzunehmen“, so Präsident Johann Kalliauer in einer Pressekonferenz am Mittwoch in Linz.

Die Arbeiterkammer fordert ein den Wünschen und Bedürfnissen der Eltern entsprechendes Angebot an Kinderbetreuungsplätzen, mehr Plätze, eine bessere Planbarkeit des Wiedereinstiegs der Eltern in den Beruf durch transparentere Vergabe. Kleine Gemeinden bräuchten Unterstützung, speziell beim Thema Kooperation mit anderen.

Geldmittel vom Bund sollen abgeholt werden

Dazu sollten die Mittel, die der Bund bereitstelle, vom Land abgeholt und zweckgemäß verwendet werden. Von 62 Millionen Euro bis 2016 seien nur 85 Prozent abgeholt worden. Der Großteil davon sei auch nicht in den Ausbau der Plätze und der Öffnungszeiten geflossen sondern überdurchschnittlich viel in Umbau wie Barrierefreiheit und räumliche Verbesserungen.

vier kleine Kinder

dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Für Eltern gestaltet sich die Suche nach einem Betreuungsplatz oft schwierig.

OÖ Schlusslicht bei Betreuung für Unter-Dreijährige

Von 17.700 an Eltern Unter-Dreijähriger ausgesandten Fragebögen seien 9,3 Prozent zurückgekommen. Darüber hinaus ergaben die zusätzlichen Bemerkungen der Eltern eine Sammlung von 115 Seiten mit vielen Beispielen für die Unzulänglichkeiten, wie die Leiterin des Frauenbüros der Arbeiterkammer, Erika Rippatha, anmerkte. Mit der Qualität der Pädagoginnen und des anderen Personals seien die Eltern jedoch sehr zufrieden.

Ein Stadt-Land-Gefälle sei zwar bei Öffnungszeiten und Plätzen vorhanden, die Planungsunsicherheit und die Kommunikation bei der Vergabe wurden aber überall stark kritisiert. Bei vollzeittauglichen Betreuungsplätzen für Unter-Dreijährige rangiere Oberösterreich mit 4,1 Prozent an letzter Stelle im Bundesländervergleich, der Schnitt liege bei 15,2 Prozent, bemängelte Rippatha.

Kritik an Beiträgen für Nachmittagsbetreuung

Die ab Februar eingeführten Elternbeiträge für die Nachmittagsbetreuung in den Kindergärten würden die Probleme verschärfen. Das sei Anlass für eine Zunahme an Anfragen und Beschwerden im Frauenbüro gewesen, es herrsche oft Unverständnis, dass für ein unzureichendes Angebot zu zahlen sei, betonte Rippatha. „Es wäre sinnvoll, diese Maßnahme noch einmal zu überdenken, zu evaluieren und zurückzunehmen“, sagte Kalliauer. Daran bestehe auch Interesse vonseiten der Wirtschaft. 50 Gemeinden hätten angekündigt, Gruppen schließen zu müssen, das betreffe auch Eltern, die darauf angewiesen und bereit gewesen seien zu zahlen.

„Eltern fühlen sich in geringem Ausmaß ernst genommen“

Was ihn irritiere und deutlich in der Studie zutage trete, sei, dass die Eltern bei den Bedarfserhebungen der Gemeinden das Gefühl hätten, in geringem Ausmaß ernst genommen zu werden, sagte Kalliauer. Lediglich ein Drittel gab an, dass es die Möglichkeit der Teilnahme daran hatte. Ein Viertel davon war damit unzufrieden, weil nicht auf Bedürfnisse, etwa die Frage nach einem Mittagstisch, eingegangen wurde. „Das müsste auf professioneller Ebene gehandhabt werden, nicht den Gemeinden allein überlassen.“

Eltern wünschen mehr offene Nachmittage

Obwohl 42 Prozent der Befragten für ihr Kind überwiegend institutionelle Betreuung in Anspruch nehmen, brauchen trotzdem 62 Prozent von ihnen Unterstützung von Verwandten an mindestens einem Tag in der Woche, weil etwa die Öffnungszeiten nicht passen oder sich mit der Arbeitszeit nicht vereinbaren lassen. Demnach wünschen sich auch 17 Prozent der Eltern eine Ausweitung der Öffnungszeiten in der Früh und 35 Prozent am Nachmittag. 47 Prozent möchten mehr offene Nachmittage als angeboten werden.

Oft müssten Verwandte einspringen

Für Kalliauer ergibt sich eine Diskrepanz aus den sehr beliebten kurzen Varianten beim Kinderbetreuungsgeld und dem tatsächlichen Betreuungsangebot beziehungsweise dem oft späten Einstieg mit zweieinhalb oder drei Jahren. Dieses Loch müsse mit Verwandten oder Bekannten geschlossen werden, denn allein Tagesmütter oder -väter vermögen das nicht. Auch hier gebe es generell zu wenig Plätze, die oft auf Vormittage beschränkt sind.

Suche nach Betreuungsplatz oft schwierig

Auch die Suche nach einem Betreuungsplatz gestaltet sich schwierig. 40 Prozent der suchenden Eltern gaben an, dass die Gemeinde keine Hilfe war. Auch 38 Prozent jener, die ihr Kind bereits untergebracht haben, meinten, dass die Suche sehr kompliziert war, am meisten in kleinen Gemeinden und Städten. „Diese Phase der Unsicherheit ist immer wieder Thema, die mangelnde Planbarkeit betrifft Eltern und Arbeitgeber“, verwies Kalliauer auf Erfahrungen aus Betriebsbesuchen.

Reaktion: „Land investiert konsequent“

Die für Kinderbetreuung zuständige Landesrätin Christine Haberlander (ÖVP) betonte in einer Reaktion auf die AK-Studie per Aussendung, dass das Land Oberösterreich konsequent in den weiteren Ausbau des Kinderbetreuungsangebots investiere. Wörtlich erklärt Haberlander: „Im Kindergartenjahr 2007/2008 hatten wir in Oberösterreich 114 Krabbelstubengruppen. Im Jahr 2016/2017 hatten wir bereits 524 Krabbelstubengruppen. Wieder um 53 Gruppen und 575 Kinder mehr als im Vorjahr.

Krabbelstuben für Haberlander besonders im Fokus

Außerdem gebe es in vielen Gemeinden bereits Pläne für den Ausbau der Betreuungseinrichtungen in den kommenden Jahren. Der Bedarf nach zusätzlichen Kinderbetreuungsplätzen steige natürlich im Bereich der Krabbelstuben am stärksten, so die Landesrätin. Daher liege auch dort der besondere Fokus beim Ausbau.

Grüne fordern mehr Geld für die Gemeinden

Und, Stefan Kaineder, der Familiensprecher der Grünen betonte per Aussendung, dass die Elternbefragung der AK einmal mehr aufzeige, dass die Kinderbetreuung in Oberösterreich voll mit Lücken, Hürden und Belastungen sei. Konkret fordert Kaineder ein Aussetzen der neuen Kindergartengebühr, denn diese würde die Lage derzeit verschärfen. Zugleich bräuchten die Gemeinden die nötigen Mittel, um die Kinderbetreuung zu sichern und auszubauen, so Kaineder.