Diskussion über Nachtflüge

Untertags kommen bei Unfällen in Oberösterreich die Rettungshubschrauber Christophorus 10 und Europa 3 zum Einsatz. In der Nacht sind sie jedoch nicht unterwegs. Ob das sinnvoll wäre, wird jetzt nach einem Fall im oberösterreichisch-bayrischen Grenzraum diskutiert.

Nach einem schweren Verkehrsunfall im bayrischen Thalling bei Pocking Mittwochabend konnte der nahe stationierte Rettungshubschrauber Europa 3 nicht mehr starten. Der Unfall passierte gegen 18.00 Uhr und damit außerhalb der Dienstzeit des Rettungshubschrauberteams, das von 7.00 Uhr bis Sonnenuntergang plus 30 Minuten im Einsatz ist.

Hubschrauber musste aus Regensburg kommen

Daher musste ein Rettungshubschrauber aus Regensburg alarmiert werden. Stefan Kottbusch, Pilot des Europa 3 und Stützpunktleiter in Suben sagte gegenüber dem ORF Oberösterreich: „Das ging wahrscheinlich um fünf oder zehn Minuten, das war einfach kurz nach Sonnenuntergang plus 30 Minuten. Damit war das für uns kein Tagbetrieb mehr. Damit sind wir nicht mehr dienst- oder einsatzklar.“

Europa 3 fliegt täglich durchschnittlich fünfmal, darunter sind Notfälle und Überstellungsflüge von einem Krankenhaus in ein anderes. Die Vorteile der Flugrettung liegen für den Notarzt Gunar Gebhartl auf der Hand: „Wir decken ein großes Gebiet ab. Beispiel wäre das obere Mühlviertel, das sicherlich strukturell schwach ist, auch was die medizinische Betreuung betrifft. Wir transportieren einen Schlaganfallpatienten innerhalb von zehn Minuten in den Zentralraum nach Linz, wo ein Auto eine Stunde fahren würde.“

Christophorus Europa 3

wikipedia.org/Cebylon/Josef Rosner

„Bräuchten eine spezielle Nachtschicht“

Damit die Rettungshubschrauber auch in der Nacht fliegen können braucht es eine Erweiterung des Teams, so Kottbusch: „Der Hubschrauber könnte nachts fliegen, wenn wir eine entsprechende Besatzung hätten. Das heißt, wir bräuchten eine spezielle Nachtschicht.“

Dazu müsste es vom Land Oberösterreich beziehungsweise von Bayern einen Auftrag geben - und das würde deutlich mehr kosten. Denn der Rettungshubschrauber-Stützpunkt in Suben ist ein länderübergreifendes Projekt. Halbjährlich wechseln der deutsche ADAC und der österreichische ÖAMTC und stellen jeweils Hubschrauber und Pilot zu Verfügung.

„Notarzteinsatzfahrzeuge strategisch verteilt“

Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP) sieht die Versorgung in der Nacht auch ohne die Rettungshubschrauber gewährleistet. Auch beim Roten Kreuz teilt man diese Ansicht, wie Walter Aichinger, Präsident des Roten Kreuzes OÖ sagt: „Unsere Notarzteinsatzfahrzeuge sind wirklich an 17 Punkten in Oberösterreich strategisch verteilt. Sie schaffen sehr, sehr kurze Einsatzzeiten, üblicherweise rund zehn Minuten.“

Pilotprojekt in Niederösterreich

In Niederösterreich gibt es derzeit ein Pilotprojekt, mit einem Rettungshubschrauber, der rund um die Uhr im Einsatz ist. Sobald Ergebnisse vorliegen, will man beim Roten Kreuz evaluieren, wie sinnvoll Nachtflüge sind. Letztendlich gehe es um eine Kosten-Nutzen-Rechnung, so Aichinger.

Link: