„Arbeitsboykott“: Kritik an Firma

In dem Fall von zwölf Mitarbeitern einer Firma, die gleichzeitig in den Krankenstand gegangen seien, übten Arbeiterkammer (AK) und Gewerkschaft Kritik an der Firma selbst: Es handle sich weniger um den vorgehaltenen „Arbeitsboykott“ als um Missstände in der Firma.

Der Hightech-Betrieb aus dem Mühlviertel mit mehr als 100 Mitarbeitern hat laut Wirtschaftskammer (WK) OÖ wegen der guten Auftragslage für eine gewisse Zeit Überstunden angeordnet. Das habe einigen Beschäftigten wohl nicht gepasst, „weshalb diese kurzerhand beschlossen, gleichzeitig in den Krankenstand zu gehen“, hieß es in einer Aussendung Anfang der Woche. Durch die Aktion seien dem Betrieb Kosten in Höhe von 250.000 Euro entstanden, so die WK. Zehn der Betroffenen seien gekündigt worden, zwei hätten das Dienstverhältnis selbst gelöst. Die Krankenstände dauerten zwischen zwei und fünf Monaten.

Laut AK schlechte Arbeitsbedingungen

Laut AK sind es aber eher die „ganz, ganz schlechten Arbeitsbedingungen“, die zu Krankenständen führten. Im Jahr 2016 hätten sich elf der rund 150 Mitarbeiter bei der AK arbeitsrechtlich beraten lassen, 2017 seien es 18 gewesen. Der Druck in der Firma dürfte nach Angaben der AK „hoch“ sein.

GPA-djp: „Grobe arbeitsrechtliche Verfehlungen“

Für den Geschäftsführer der GPA-djp Oberösterreich, Andreas Stangl, hat es den Anschein von „groben arbeitsrechtlichen Verfehlungen“. So erhalte er von ehemaligen Angestellten anonymisiert Aufzeichnungen, in denen von Arbeitszeitverletzungen und massivem Druck seitens der Geschäftsführung gesprochen werde. Genaueres wollte Stangl noch nicht sagen, ein Treffen mit dem Betriebsrat am Freitag wurde kurzfristig aus Krankheitsgründen abgesagt. Auch dass die angeblich vorgetäuschten Krankenstände so lange dauerten, wertet er als Indiz für schlechte Arbeitsbedingungen. Für Stangl entwickelt sich der Fall zum „Schuss ins Knie“ für die WK OÖ.

„Billiges Ablenkungsmanöver“

Dort hieß es am Freitag, es sei erwartbar gewesen, dass nun versucht werde, den Betrieb schlechtzumachen. Das sei aber nur ein „billiges Ablenkungsmanöver vom Skandalkrankenstand“, so Erhard Prugger, Leiter der Abteilung Sozial- und Rechtspolitik. Er weise den Vorwurf, dass es Arbeitszeitverletzungen gegeben habe, zurück. Ganz im Gegenteil, die Geschäftsführung sei „sehr geduldig“ mit den betroffenen Mitarbeitern gewesen und habe einen „sehr guten Ruf als Arbeitgeber“. Bei der Firma selbst war Freitagnachmittag niemand mehr erreichbar.

Zuletzt hatten ehemalige Mitarbeiter auch gegenüber Medien die Arbeitsbedingungen angeprangert. Einer der zwölf, die im angeblich vorgetäuschten Krankenstand waren, berichtete in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ (Freitag-Ausgabe) von großem Druck auf die Belegschaft und darüber, „dass Kollegen nach zehn Stunden Arbeit ausgestempelt haben, um danach weiterzuarbeiten“. Als er einmal mit Kollegen eine nicht genehmigte zehnminütige Pause gemacht habe, habe sie der Chef „ordentlich zusammengeputzt, und danach mussten wir als Strafe drei Samstage umsonst arbeiten. Wir waren zu fünft und haben es hingenommen. Irgendwann wurde es aber zu viel“, wurde der Ex-Mitarbeiter zitiert.

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