Eder fordert neue Förderpolitik

Die voestalpine setzt weiterhin auf Leichtbau für die Autoindustrie. Von der Regierung erwartet sich Konzernchef Wolfgang Eder dafür u.a. eine neue Förderpolitik. Mit Hinblick auf Österreichs EU-Ratspräsidentschaft kritisiert er nationale Egoismen.

Der österreichische Leitkonzern ist längst ein globales Unternehmen. Für die Zukunft sieht Wolfgang Eder in der Elektromobilität die großen Chancen: einerseits in leichtgewichtigen aber hoch festen Stahlsorten, andererseits als Hersteller des modernsten Elektrobandes, aus dem die Motoren der E-Autos erzeugt werden.

„Realistischeren Zugang zu Wirtschaftsthemen“

Für den Standort Österreich erhofft sich der voestalpine-Chef von der Bundesregierung vor allem einen neuen, realistischeren Zugang zu Wirtschaftsthemen. Energie sei eine vorrangige Standortvariante und entscheide über globale Konkurrenzfähigkeit. Und da, meint Eder, stelle sich die Frage: „Wie geht man mit ganz offen ineffizienten Förderungen um? Man kann da nicht ad Infinitum Dinge fördern, die einfach nicht förderungswürdig sind. Ineffizient überall dort, wo eine einigermaßen vernünftige Wirtschaftlichkeit nur durch Förderungen erreichbar ist – und das ist alles, was auf Biomasse beruht – da sollte man sich wirklich zu einer sehr kritischen Durchforstung durchringen und stattdessen mit Sicherheit die Wasserkraft in Österreich noch einmal gezielt ausbauen“, so Eder. Dazu auch Solar, Windenergie und energiesparendes Bauen.

Korrektur der bisherigen Energieförderungen

Ob er sich jetzt, wo das Energiekapitel im Landwirtschaftsministerium ressortiert, für seine Forderung Gehör erwartet? Dazu sagt Eder: „Ich hoffe, dass diese Zuordnung zur Landwirtschaft nicht das Signal ist, dass sich da nichts ändern wird. Wenn man es falsch versteht, könnte man natürlich da dann auch aus der gemeinsamen Zuständigkeit einen Schutzwall um ineffiziente Energieproduktionen aufbauen, nur im Interesse der politischen Klientel. Davon gehe ich aber nicht aus, das können wir uns auch auf Dauer nicht leisten.“ Eder fordert von der neuen Bundesregierung eine Korrektur der bisherigen Energieförderungen.

Zwei Mal Präsident des Weltstahlverbandes

Eder hat zwei Amtszeiten als Präsident des Weltstahlverbandes hinter sich und wird künftig zusätzlich zu seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender der voestalpine Aufsichtsratschef des größten deutschen Halbleiterkonzerns Infineon. Kurz bevor Österreich die Ratspräsidentschaft in der Europäischen Union übernimmt (1. Juli 2018), sieht Eder Handlungsbedarf für die Europäische Union und glaubt, dass man nationalen Egoismen härter entgegentreten sollte.

Für die EU möchte er Sanktionsmöglichkeiten gegen unsolidarische Mitglieder, sagte er im Gespräch mit ORF-Chefredakteur Johannes Jetschgo. Als maßgeblicher Meinungsmacher meinte Eder, dass gerade vor dem Hintergrund des Brexit sich in der EU ein Meinungswandel ankündige. „Unsere Zukunft kann nur Europa heißen“, so Eder, für den die politischen Zeichen in Europa derzeit in die richtige Richtung gingen.

Eder: "... zur Besinnung kommen wie wichtig Europa für uns alle ist"

„Brauchen Repräsentanten Europas“

Für ihn sind die Ansätze des französischen Präsidenten Emmanuel Macron „absolut richtig, wir brauchen Repräsentanten Europas und nicht verkappte Europäer, die aber nationale Interessen vertreten“. Er geht davon aus, dass wir in den kommenden Jahren eine „wesentlich europafokussiertere Politik erleben werden“ als in den vergangenen Jahren.

Allerdings wäre es laut Eder auch wünschenswert, wenn die EU sich Instrumente schafft jene Mitglieder, die unsolidarisch sind und europäische Werte nur als Eigennutz verstehen, wieder ausschließen zu können. „Es kann nicht sein, dass einzelne Länder, die europäische Integration – von 25, 26 Ländern gewünscht – torpedieren, ohne dass man Druck gegenüber ihnen machen kann.“ Vor allem denkt Eder daran, Polen und Ungarn „die Rute ins Fenster zu stellen“.

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