Jeder Dritte geht krank arbeiten

Ein Drittel aller Arbeitnehmer geht krank in die Arbeit. Ein Hauptgrund ist, dass man seine Arbeit nicht Kollegen aufhalsen möchte oder diese sonst liegen bleibt. Das zeigt der aktuelle Arbeitsgesundheitsmonitor der Arbeiterkammer (AK).

Jeder Dritte geht krank in die Arbeit. Ein Wert, der sich in den vergangenen fünf Jahren ziemlich stabil eingependelt hat, berichten die Sozialforscher des IFES-Instituts. Sie erstellen für die AK Oberösterreich seit Jahren den Arbeitsgesundheitsmonitor und befragen dafür 4.000 Personen.

Frau sitzt im Büro am Schreibtisch vor dem Computer

ORF

Pflichtgefühl gegenüber Kollegen

Krank in die Arbeit wird vor allem aus Pflichtgefühl gegangen. Nicht so sehr gegenüber dem Chef oder dem Vorgesetzten, sondern den Kollegen. Die, so die Aussage vieler Befragten, müssten dann die eigene Arbeit mitmachen. Sechs von zehn bleiben deshalb nicht zu Hause, obwohl sie krank sind.

Ein weiterer Grund ist, dass die Arbeit durch den Krankenstand einfach liegen bleibt. Auffallend sind die beiden Berufe mit der höchsten Quote an krank zur Arbeit Gehenden: Geschäftsführer und Regalbetreuer - jeder Zweite aus dieser Gruppe geht trotz Krankheit in die Arbeit. Und viele Beschäftigte in allen Branchen bezahlen in der Folge mit weiteren Krankenständen. Im Gegensatz dazu kurieren sich Köche, Friseure und Polizisten laut Befragung am öftesten aus.

„Krankheiten dauern länger“

In der Fachwelt werde diese Verhalten als „Präsentismus“ bezeichnet, erklärte IFES-Geschäftsführer Reinhard Raml bei der Präsentation der Befragung am Montag. Sich in die Arbeit zu schleppen, ist vor allem für die Betroffenen selbst nicht gut: Die Krankheiten dauern länger, sind schwerwiegender und können eventuell sogar zu einem längeren Ausfall führen. Zudem sind die Betroffenen unkonzentriert, machen deshalb Fehler und können auch ihre Kollegen anstecken. Außerdem drohen psychische Probleme, warnte Raml.

Wie groß der mentale Einfluss auf das Wohlbefinden des Einzelnen ist, zeigt der Umstand, dass 73 Prozent jener Mitarbeiter in den sechs Monaten zuvor krank waren, die mit der Führung durch ihren Chef unzufrieden sind. Deutlich mehr als die 61 Prozent jener, die mit ihrem Vorgesetzten zufrieden sind.

AK empfiehlt Firmen Gesundheitsvorsorge

AK-Präsident Johann Kalliauer, wies darauf hin, dass etwa die Hälfte der Krankenstandstage auf nur sieben Prozent der Krankenstände zurückzuführen sind, die sehr schlimme Beschwerden aufweisen. Vor allem psychische Probleme führen zu langen Ausfällen. Bei der Gesundheitsförderung in den Betrieben gebe es zwar Fortschritte, „aber noch viel Luft nach oben“.

Auch wenn nicht alle Probleme, vor allem jene mit Vorgesetzten, durch Gesetze zu lösen seien, verlangte Kalliauer, dass Kündigungen während des Krankenstands verboten werden. Auch die Forderung nach einer sechsten Urlaubswoche sei „nicht vermessen“. Führungskräfte sollten auch nicht jene loben und als Vorbild hinstellen, die krank zur Arbeit erscheinen, sondern dafür sorgen, dass sie sich entsprechend auskurieren.

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