Firma kämpft gegen Abschiebung eines Lehrlings

Erneut sorgt ein negativer Asylbescheid für einen Lehrling für Unverständnis. Ein 23-jähriger Lehrling in einem Spengler- und Dachdeckerbetrieb in Pabneukirchen soll abgeschoben werden. Das wäre ein herber Verlust, so das Unternehmen.

Lehrlinge zu kriegen sei in der Branche extrem schwierig, so Sylvia Hochstöger, die Chefin der Spenglerei und Dachdeckerei in Pabneukirchen (Bezirk Perg). Seit Jahren habe man keine Bewerbungen erhalten.

„Er will um jeden Preis“

Vor mehr als einem Jahr hat dann der 23-jährige Afghane seine Lehre begonnen - mit Engagement, so seine Arbeitgeberin: „Er will um jeden Preis, das hat mich so fasziniert. Er war Analphabet in Afghanistan und hat nur drei Jahre die Koranschule besucht. Wenn man bedenkt, dass er die Berufsschule geschafft hat, zeigt das, wie viel Engagement und Ehrgeiz er in diese Sache gelegt hat.“

Sylvia Hochstöger, Shaffiqulla Shinwari, Johannes Hochstöger

Hochstöger

„Auch wirtschaftlich nicht nachvollziehbar“

Die drohende Abschiebung sei nicht nur unmenschlich, findet Sylvia Hochstöger, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht nachvollziehbar, so Hochstöger: „Es ist von uns viel Geld und Zeit investiert worden. Und das wäre jetzt alles umsonst gewesen.“ Weil die Branche zu den sogenannten Mangelberufen zählt, dürfen auch Asylwerber eine entsprechende Lehre machen. Gegen die sogenannte Rückkehrentscheidung wurde nun Beschwerde eingelegt.

Unterstützung von der Wirtschaftskammer

Oberösterreichs Wirtschaftskammerpräsidentin Doris Hummer stellt sich hinter den Lehrling in Pabneukirchen und dessen Ausbildungsbetrieb. Keine Abschiebung während der Ausbildungszeit, fordert sie einmal mehr: „Bei Mangelberufen ist es essentiell, dass wir diese jungen Menschen ausbilden und für den Wirtschaftsstandort behalten könnten. Es ist eine Win-Win-Situation für alle, es wird niemanden etwas weggenommen.“

Hummer geht noch weiter. Wer eine Ausbildung gemacht hat, hat seinen Willen, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren ausreichend unter Beweis gestellt und muss bleiben dürfen, sagt die Wirtschaftskammerchefin. Schließlich sei es auch für die Ausbildungsbetriebe unbefriedigend, wenn sie Zeit und Geld in junge Menschen investieren, die dann als fertige Fachkräfte den Betrieben nicht mehr zur Verfügung stehen. Der Fachkräftemangel sei ohnehin die größte Herausforderung für die heimische Wirtschaft, so Hummer.

Ähnlicher Fall in Afiesl

Erst Ende September hatte die Abschiebung eines 23-jährigen Irakers, der in einem Hotel in Afiesl eine Ausbildung zum Gastronomiefachmann macht, für Unmut gesorgt - mehr dazu in Kritik an Abschiebung erfolgreicher Asylwerber (ooe.ORF.at; 28.9.17).