Sexuelle Belästigung an vier von zehn Frauen

Vier von zehn Österreicherinnen haben in einer Studie des Linzer Market-Instituts angegeben, schon einmal von einem Mann sexuell belästigt worden zu sein. Auch bei den Männern fühlten sich mehr von Männern als von Frauen belästigt.

Darüber, was als sexuelle Belästigung gewertet wird, sind sich Männer und Frauen großteils einig. So zählen jeweils über 90 Prozent das absichtliche Berühren der Brust bzw. im Schritt dazu. Po-Grapschen geht für mehr als 80 Prozent gar nicht. Bei eindeutigen Blicken, etwa aufs Dekolletee oder den Allerwertesten, sehen nur 13 Prozent der Männer ein Fehlverhalten, während ein Drittel der Frauen sich dadurch belästigt fühlt. Komplimente über das Aussehen oder die Attraktivität werten übrigens nur drei Prozent der Damen und ein Prozent der Herren als lästig.

Sexuelle Belästigung

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Ausgelöst wurde die Kampagne durch einen Fall in den USA

Mehrheit der Übergriffe von Alkoholisierten

Fragt man nach den Tätern, so nennen drei Viertel der Befragten alkoholisierte Männer, gefolgt von solchen in Führungspositionen, wobei hier 58 Prozent der Männer, aber nur 46 Prozent der Frauen zustimmten. Auch Männer mit Migrationshintergrund waren bei 54 Prozent ihrer Geschlechtsgenossen, aber nur bei 38 Prozent der Frauen besonders verdächtig.

Auf die Frage „Und woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass sexuelle Belästigung fast nur von Männern begangen wird?“ antworteten 54 Prozent (68 Prozent der Männer, 41 Prozent der Frauen), dass es Männern eher egal sei, wenn sie belästigt würden und dies daher weniger Aufsehen errege. 40 Prozent bei beiden Geschlechtern dachten, dass so ein Verhalten bei Männern eher als Kavaliersdelikt eingestuft wird. Ein knappes Viertel der Herren und 43 Prozent der Damen erklärte sich das mit der körperlichen Überlegenheit des Mannes. Ein Drittel der Männer und ein Fünftel der Frauen entschieden sich für die Antwort „Frauen provozieren Männer durch ihr reizvolles Äußeres“. Die Genetik des Mannes (21 Prozent beide) und „Männern passiert sexuelle Belästigung unbewusst“ (20 Prozent der Männer, zwölf Prozent der Frauen) waren weitere Erklärungen.

Studie zu sexueller Belästigung

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Rund die Hälfte - bei beiden Geschlechtern - schätzte, dass die Häufigkeit sexueller Belästigungen in Österreich in den vergangenen Jahren in etwa gleich geblieben ist, ein Fünftel der Männer, aber 27 Prozent der Frauen dachten, es sei mehr geworden, 16 Prozent der Männer, aber nur acht Prozent der Frauen meinten, es sei weniger geworden. Der Rest äußerte sich nicht.

Breite Diskussion hilft weiter

Ein Viertel (22 Prozent der Männer, 29 Prozent der Frauen) findet der Online-Umfrage zufolge, die breite Diskussion hilft der Gesellschaft weiter, 60 Prozent der Frauen und genau zwei Drittel der Männer halten sie für übertrieben. Gut zehn Prozent haben laut Umfrage keine klare Meinung dazu, wobei Jüngere und Stadtbewohner die Diskussion eher befürworten, während Ältere und Landbewohner sie eher für überzogen halten.

Piktogramme mit Verhaltensregeln gegen sexuelle Belästigung in den Salzburger Bädern

Stadt Salzburg / Graham Wiseman / Agentur Wolfgang Zenz

Piktogramm zu Verhaltensregeln in Salzburger Bad

Market interviewte am 16. und 17. November 409 Personen (198 Männer und 211 Frauen) über 18 Jahre, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung, online. Im Vergleich zu anderen tagesaktuellen Themen stufen 40 Prozent der Frauen, aber nur 27 Prozent der Männer den Bereich sexuelle Belästigung als wichtig und relevant ein. Bei jenen, die meinten, das Thema sei mittelmäßig wichtig (38 Prozent) beziehungsweise weniger relevant (18 Prozent), gab es keine großen Unterschiede zwischen den Geschlechtern, während es für zwölf Prozent der Männer, aber nur drei Prozent der Frauen überhaupt keine Rolle spielt.

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