Meinungsforscher: „Tiefpunkt des Wahlkampfes“

Der Schaden, den die Enthüllung rund um die Facebook-Seiten gegen Sebastian Kurz (ÖVP) für die Glaubwürdigkeit der SPÖ angerichtet haben, sei enorm. IMAS-Meinungsforscher Paul Eiselsberg spricht von dem „Tiefpunkt des Wahlkampfes“, von dem eine Aufholjagd nur schwierig werden würde.

Bloß nicht langweilig: Einen „Kuschelwahlkampf“ würden die Österreicher auch nicht wollen. Kontroversen und Emotionen halten einen Wahlkampf schließlich - gerade gegen Ende - spannend. „Eine gewisse Streitkultur ist auch für die Demokratie wichtig, damit die Bevölkerung die unterschiedlichen Themen und Herangehensweisen der Parteien sieht“, sagt IMAS-Meinungsforscher Paul Eiselsberg.

„Tiefpunkt Österreichs Wahlkampfgeschichte“

Doch der Eklat, der am Samstag medial bekannt wurde, würde sich von dem gewohnten Wahlkampf Hick-Hack völlig abheben: Es sei ein Dirty Campaigning, das in diesem Ausmaß „keine Tradition in Österreich hat“, so Eiselsberg. Der Meinungsforscher sieht die Glaubwürdigkeit der SPÖ „zerstört“. Dabei hätte die SPÖ die heiße, letzte Phase eigentlich für einen Richtungswechsel nützen können: „Zwei Wochen vor der Wahl hätte man sich eher das Gegenteil erwartet, eine Art Befreiungsschlag der SPÖ, nachdem sie ja schon seit Wochen nicht vom dritten Platz wegkommen.“ Doch, so Eiselberg: „Tatsächlich wurde ein Tiefpunkt – auch in der österreichischen Wahlkampfgeschichte – erreicht.“

Unentschlossene vergrault

Wie sich die aktuelle Situation auf die Stimmen auswirken wird, da könne man nur spekulieren, sagt Eiselsberg im Interview mit Radio Oberösterreich. Doch insbesondere Wechselwähler könnten dadurch abgeschreckt werden: „Wenn sich das Thema durchsetzt – also auch von der Bevölkerung so intensiv aufgenommen wird – dann könnten sich viele Unentschlossene gegen die SPÖ aussprechen.“ Auch in den eigenen SPÖ-Reihen befürchtet der Meinungsforscher ein fatales Stimmungstief, denn: „In einer großen Partei wie der SPÖ besteht naturgemäß die Gefahr des Multiplikatoreffekts: Sollte die Stimmung der vielen Funktionäre innerhalb der SPÖ nach dem Eklat ebenso gedämpft werden, werden sie gleichzeitig weniger unentschlossene Wähler überzeugen können.“

Hören Sie hier das gesamte Interview zwischen Paul Eiselsberg und Radio OÖ Redakteurin Nicole Erl-Ohler nach

Dennoch ist der Wahlkampf noch nicht gelaufen. Eine Aufholjagd schließt Eiselsberg aber nicht aus: „Ein Befreiungsschlag der SPÖ ist noch möglich“

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