Diskussion über neue Seethalerhütte

Die höchst gelegene Baustelle Oberösterreichs befindet sich im Dachsteingebiet: Auf 2.740 Meter Höhe wird vom Alpenverein ein Schutzhaus errichtet - die neue Seethalerhütte. Die moderne Architektur sorgt aber auch für Diskussionen.

Das bestehende, fast 90 Jahre alte Gebäude ist in so schlechtem Zustand, dass eine Renovierung nicht in Frage kam. Der Neubau soll in Sachen Energie- und Wasserversorgung ein Vorreiter sein - das moderne Aussehen sorgt aber unter Bergsteigern auch für gemischte Reaktionen.

Neue Seethalerhütte

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Klimawandel hat Hütte zugesetzt

Die Seethalerhütte, die auf Obertrauner Gemeindegebiet steht, thront eindrucksvoll am Rand der senkrecht abfallenden Dachsteinsüdwand - und das bereits seit 1929. Sie ist Stützpunkt für Bergsteiger. Und ein begehrtes Ziel für Touristen, die mit der Seilbahn von der Ramsau aus auf 2.700 Meter fahren und dann entlang eines markierten Weges über den Gletscher wandern.

Neue Seethalerhütte

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Doch das Alter und der Klimawandel haben dem Bau sehr zugesetzt, so Wilfried Schrempf, Hüttenwirt der Seethalerhütte: „Genau unter der Hütte ist eine große Doline, die früher mit Eis gefüllt und mit Steinen bedeckt war. Durch den Klimawandel geht das alles auf, und die Hütte fällt sozusagen in sich zusammen. Deswegen haben wir in den letzten Jahren schon bauliche Maßnahmen gesetzt, damit uns die Hütte nicht einfach wegbricht.“

„80 Prozent der Arbeit nur für die Hütte“

Schrempf kennt das Haus wie kaum ein anderer. Vor ihm waren seine Eltern die Hüttenwirte. Immer wieder wurde die Hütte im Laufe der Jahrzehnte erweitert, um sie in Schuss zu halten, waren zuletzt viele Reparaturen nötig, so Schrempf: „Zu 70 bis 80 Prozent musste ich mich um die alte Hütte kümmern, da blieben nur mehr 20 Prozent für die Gäste übrig. Bei der neuen Hütte wird das wahrscheinlich wieder genau umgekehrt sein, so wie es sich auch gehört.“

Neue Seethalerhütte

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Bauarbeiten bergen unliebsame Überraschungen

Die neue Hütte entsteht wenige Meter neben der alten. Der Standort soll auch im Winter einen Zugang ermöglichen, das bestehende Haus war nämlich immer völlig eingeschneit. Derzeit entstehen die Kellerflächen. Die Arbeit im Hochgebirge ist nicht nur anstrengend und gefährlich - sie birgt auch unliebsame Überraschungen, so der Polier Markus Scheiber: „Heute haben wir zum Beispiel eine drei Meter tiefe Doline gefunden, die wir dann ausbetonieren mussten.“ Dafür sind wiederum teure Hubschrauberflüge nötig - so wie für fast alle benötigten Materialien.

Auch Spenden für den Bau nötig

Richard Goldeband, der Hüttenreferent der Sektion Austria des Alpenvereins: „Das Projektvolumen beträgt rund zwei Millionen Euro. Das ist für so eine kleine Hütte ein großer Betrag, aber das Bauen im Gebirge kostet eben sein Geld.“ Finanziert wird sie durch die Mitgliedsbeiträge des Alpenvereins, durch Bund und Land. Um den Bau zu stemmen, sind aber auch freiwillige Spenden nötig.

Neue Seethalerhütte Höchste Baustelle Oberösterreichs

Alpenverein/dreiplus Architekten

Geteilte Meinungen zum Aussehen

Das Aussehen der neuen Hütte - für die sogar ein Architektenwettbewerb durchgeführt wurde - hat mit dem bestehenden Bau nichts mehr gemein, so Goldeband: „Die Hütte soll sich hier in die felsige Landschaft einfügen. Die Hütte soll sozusagen einen Eindruck eines Felsblocks erwecken.“

Bei den Besuchern sorgt der moderne Neubau für geteilte Meinungen, von „cool“, „nicht in die Natur passend“ bis „mit Bergwelt nicht zu tun“ reichten die Aussagen bei einem Lokalaugenschein. Mit einem modernen Bauwerk könnten jedoch die Energieversorgung, die Abwasserentsorgung oder die Wasserversorgung besser umgesetzt werden als mit urigen Hütten mit Satteldach, so Goldeband.

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Alpenverein/dreiplus Architekten

Eröffnung für 2018 vorgesehen

Läuft auf der Baustelle alles nach Plan, soll noch heuer die Außenhülle errichtet werden. Da hat der Wettergott aber ein gewichtiges Wort mitzureden. Die Eröffnung ist jedenfalls für 2018 vorgesehen.

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