Viele offene Fragen nach Festzeltunglück

In St. Johann am Walde geht es nach dem Festzeltunglück mit zwei Toten und 140 Verletzten um die Aufarbeitung des Unglücks. Die Staatsanwaltschaft Ried hat Ermittlungen aufgenommen. ORF-Redakteur Gernot Ecker analysiert mögliche Auswirkungen.

Der Ort steht unter Schock, fast alle sind irgendwie von diesem Unglück betroffen - als Angehörige von Verletzten, als Besucher oder als Mitglieder der Feuerwehr. Es geht natürlich vorrangig darum, dass alle Verletzten möglichst rasch und ohne bleibende Folgen wieder gesund werden. Aber es geht auch um die Frage, die sie alle und ihre Angehörigen, die Veranstalter, die Gemeinde und die Besucher wohl stellen: warum?

Zusammengestürztes Zelt Luftaufnahme

foto-scharinger.at

„Warum muss man da nachbohren?“

Es geht - rein juristisch gesprochen - um die Verschuldensfrage. Und die Antworten dazu könnten weitreichende Folgen haben, die in ihrer Tragweite möglicherweise noch gar nicht abzuschätzen sind. Auch wenn viele jetzt sagen: warum muss man da nachbohren? Warum muss man überhaupt Verantwortliche oder gar Schuldige suchen? Es ging doch alles so schnell und alle waren machtlos. Niemand hat mit so heftigen Sturmböen gerechnet.

Die Staatsanwaltschaft muss dieser Frage nachgehen, und auch die Opfer haben ein Recht darauf, Antworten zu bekommen. Wer trägt die Verantwortung dafür, was da passiert ist? War es ein technisches Gebrechen? Waren die Träger des Zeltes stark genug dimensioniert? Sind alle Sicherheitsauflagen erfüllt worden? Hat es Wetterwarnungen gegeben? Und hat man solche auch ausreichend beachtet? Alles Fragen, die die Justiz jetzt beantworten muss.

Antworten mit vielleicht ungeahnter Tragweite

Antworten, mit vielleicht noch ungeahnter Tragweite. Denn wer muss letztlich so ein Unglück verantworten? Wer steht gerade, sollte es möglicherweise zu einer Anklage kommen? Die Feuerwehr als Veranstalter? Die Gemeinde, die die Einhaltung der Sicherheitsauflagen zu prüfen hat? Der Zeltverleiher? Hätte man bei einem offiziellen Wetterdienst wie etwa der Austrocontroll nachfragen müssen, was da im Anmarsch war? Mit welchen Sturmspitzen zu rechnen sein wird? Hätte man absagen müssen?

All das sind Fragen, die sich wohl auch künftige Veranstalter angesichts der Tragödie von Sankt Johann stellen werden. Und das sind viele im Land. Vereine, Gemeinden, private Feste, Open Airs, Jahrmärkte - überall, wo Zelte oder überdachte Bühnen zum Einsatz kommen. Sie alle könnten von den Antworten auf diese Fragen betroffen sein. Mit der Folge, dass sich Veranstalter in Zukunft zweimal überlegen werden, ein Fest abzuhalten oder abzusagen. Mit der Folge, dass es sich Bürgermeister, Feuerwehrkommandanten oder Vereinsobleute zweimal überlegen werden, die Verantwortung für eine solche Veranstaltung zu übernehmen.

Und mit der Folge, dass dann vieles aus unserem gesellschaftlichen Leben verschwinden könnte, was tausenden Menschen im Land Freude und den Vereinen und Einsatzorganisationen unbedingt benötigte Einnahmen bringt.

Gernot.Ecker / ooe.ORF.at

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