Zurückhaltung bei flexibler Arbeitszeit

In Österreich wird viel über Flexibilisierung der Arbeitszeiten geredet, in der Praxis sind die Unternehmen dabei aber eher zurückhaltend, so eine aktuelle Studie. So fehle es an klaren Regeln und Vertrauen in die Beschäftigten.

Das zeigt eine Untersuchung, die die Unternehmensberatung Deloitte gemeinsam mit der Fachhochschule Oberösterreich (FH) und der Universität Wien gemacht hat.

Gleitzeit mit fixer Kernarbeitszeit

Das höchste der Gefühle, was flexible Arbeitszeitgestaltung angeht, ist in österreichischen Betrieben offenbar die Gleitzeit mit einer fixen Kernarbeitszeit. Konkret: Von 412 befragten Unternehmensvertretern setzen mehr als 60 Prozent bei mindestens der Hälfte ihrer Beschäftigten auf dieses Modell.

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DPA/Felix Heyder

Flexiblere Lösungen, wie etwa Gleitzeit ohne Kernarbeitszeit oder Vertrauensarbeitszeit, wo es vor allem darum geht, eine bestimmte Aufgabe in einer vorgegeben Zeit ohne irgendeine Arbeitszeitkontrolle zu erledigen, sind zwar bekannt, werden aber nur wenig angeboten. Und oft noch weniger genützt.

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“

Das liege daran, sagt Barbara Kellner von Deloitte, dass diese Modelle nur als Vorteil für die Beschäftigten gesehen werden. Und dass es offenbar am Vertrauen in die Beschäftigten mangelt. So werde noch in 40 Prozent der Unternehmen nach dem Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ gearbeitet, so Christian Korunka, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Wien.

Erreichbarkeit von Führungskräften erwünscht

Die Befragung zeigt auch, dass es in vielen Unternehmen keine klaren Regeln zur Abgrenzung von Arbeits- und Freizeit gibt. So wollen zwei Drittel der Unternehmen ihre Führungskräfte auch außerhalb der Arbeitszeit erreichen. Und mehr als ein Fünftel der Unternehmen erwarten das auch von den Beschäftigten ohne Führungsfunktion.

„Klare Trennung von Arbeits- und Freizeit“

Klare Regeln zur Verfügbarkeit und Anwesenheit gebe es meist nur für Home Office-Lösungen, also wenn die Betroffenen von zu Hause aus arbeiten, so Bettina Kubicek, Professorin für Organisationsentwicklung an der FH Oberösterreich. Arbeitszeit und Freizeit müssten aber ganz klar abgegrenzt sein, das sei für das Wohlbefinden und die langfristige Leistungsfähigkeit der Beschäftigten wesentlich, ist sie überzeugt.