Verbot von Neonicotinoiden soll Bienen retten

Neonicotinoide werden in der Landwirtschaft zur Vernichtung von Schädlingen eingesetzt. Sie stehen aber auch im Verdacht, einer der Hauptauslöser für das Verschwinden vieler Bienenvölker zu sein. Studien bestätigen jetzt die Vermutungen.

Nervengifte

Als Neonicotinoide werden synthetisch hergestellte Insektizide bezeichnet, die die Weiterleitung von Nervenreizen stören.

Viele österreichische und europäische Bienenvölker sind schwer angeschlagen und erholen sich erst seit dem teilweisen Verbot von Insektiziden 2013 langsam wieder. In der EU wird daher über ein Totalverbot dieser Insektizide nachgedacht, bevor es aber soweit ist, wollte man noch wissenschaftliche Beweise abwarten. Nun liegen zwei großangelegte Studien vor, die laut Umwelt-Landesrat Rudi Anschober von den Grünen, das Bienensterben durch diese Nervengifte beweisen.

Bienenprojekt Schweiz

ORF.at/Günther Rosenberger

Aktuelle Studien belegen die negativen Auswirkungen von Neonicotinoiden

Beide Studien wurden in der letzten Woche im Wissenschaftsjournal Science veröffentlicht. Forscher der York University in Toronto (Kanada) konnten für die intensivlandwirtschaftliche Maisproduktion nachweisen, dass die Arbeiterinnen eines Bienenvolkes durch den Einsatz von Neonicotinoiden früher sterben und sich auch die Sterblichkeit von Königinnen deutlich erhöht.

Nicht alle Ergebnisse eindeutig

Eine Gruppe britischer Zoologen wertete für die zweite Studie Beobachtungen in Großbritannien, Ungarn und Deutschland aus. Untersucht wurden dabei die Wirkungen von mit Neonicotinoiden behandelten Rapsfeldern auf Honigbienen, Erdhummeln und Wildbienen. In Ungarn und Großbritannien wurden negative Auswirkungen festgestellt, in Deutschland dagegen nicht. Eine Erklärung dafür konnte in der Studie nicht angegeben werden.

Bienenschutz-Offensive

Für Anschober ist angesichts der Studienergebnisse eindeutig: Es muss eine Bienenschutz-Offensive geben und dazu gehört neben einer Reihe flankierender Maßnahmen eindeutig ein europaweites Verbot der Neonicotinoide. Nachdem die Entscheidung der EU-Mitgliedsstaaten noch heuer fallen soll, sei Eile geboten, so Anschober. Dieser Meinung hätten sich beim letzten Treffen auch die Umweltreferenten aller Bundesländer angeschlossen und den zuständigen Minister Andrä Rupprechter (ÖVP) aufgefordert, für Österreich möglichst rasch eine EU-weite Vorreiterrolle bei der Forderung nach einem Verbot von Neonicotinoiden einzunehmen.

Hummel Blume

Pixabay

Neben den Bienen kämpfen auch immer mehr Hummelarten ums Überleben

Nachdem laut Peter Berthold, dem früheren Direktor des Max-Planck-Instituts für Ornithologie, Herbizide und Pestizide dazu geführt haben, dass es bei den Insekten in den letzten 30 Jahren einen Rückgang von 80 Prozent gab, stellten die Umweltreferenten der Länder bei ihrem letzten Treffen in Gmunden einen ganzen Forderungskatalog zusammen. So soll etwa die Bundesregierung einen Masterplan zum Bodenschutz schaffen, den biologischen Landbau verstärken und wirkungsvollere Maßnahmen gegen den Verlust von Lebensraum setzen.

Vögel verschwinden

Übrigens verschwinden nicht nur Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und andere Insekten aus der Landschaft, diese Entwicklung setzt sich zum Beispiel auch bei den Vögeln fort. Laut einer Zählung von BirdLife Österreich sind seit Beginn der Erhebungen 1998 42 Prozent der 22 häufigsten Feldvögel nicht mehr zu finden.

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