Vatikan-Rüstungsauftrag - 80 Harnische aus Molln

Die Schmiede der Familie Schmidberger in Molln (Bezirk Kirchdorf) schließt bis Jahresende einen „Rüstungsauftrag“ für den Vatikan ab. Sie stellte 80 Harnische für die päpstliche Schweizergarde her, die „mehr als 100 Jahre halten“.

Die Mollner bekamen den Auftrag auf Empfehlung des Landeszeughauses Graz, anlässlich eines Papst-Besuches 2006 in Mariazell – „da wollte die Landesregierung der Steiermark als Geschenk die Harnische der Schweizergarde aufarbeiten lassen“, so Johann Schmidberger gegenüber dem ORF, der den Zwei-Mann-Betrieb mit seinem Bruder Georg führt.

Schweizergarde des Vatikans

APA/Schweizergarde

Schweizergarde des Vatikans; alleine in den Helmen stecken 120 Stunden Arbeit

Die Verschleißerscheinungen an den Rüstungsteilen waren aber so stark, dass eine Neuanfertigung überlegt wurde – „und da kamen wir ins Spiel", so Schmidberger.

Rüstungen waren 500 Jahre alt

2009 bekamen dann die oberösterreichischen Handwerker, die noch ganz traditionell arbeiten, den Großauftrag für den Vatikan. Seither stellten sie die Körper und Arme bedeckenden Gala-Harnische her - die letzten Teile werden voraussichtlich im Herbst geliefert, so Schmidberger. „Die Rüstungen halten wieder etliche hundert Jahre.“ Produziert wurden sie nach Schneidermaßen in neun verschiedenen Größen. Die neuen Rüstungen aus Molln sind die ersten seit 500 Jahren.

Mollner Schmiede stellt Harnische für die Schweizergarde des Vatikans her

ORF

Zum Schluss müssen die Teile des Harnisches perfekt zusammenpassen

Der Kommandant bekam einen vergoldeten Offiziersharnisch und war zur Anprobe im Vorjahr in Molln. Er sei sehr beeindruckt gewesen, dass ein so kleiner Betrieb so viele unterschiedliche Dinge herstelle, so Schmidberger.

Folgeauftrag: Helme für Leibwache

Die Schmidbergers haben aber bereits einen Folgeauftrag an Land gezogen: Als nächstes werden die charakteristischen Helme - Morions genannt - der päpstlichen Leibwache in Oberösterreich entstehen, 30 bis 40 Stück an der Zahl.

Mollner Schmiede: Johann Schmiedberger

ORF

Johann Schmidberger

„Schmiedegerechtigkeit“

Die Mollner „Schmidten bei der Lacken“ - so der Originalname der Schmiede - besteht seit dem 14. Jahrhundert. Den Vorbesitzern verlieh Kaiserin Maria Theresia um 1750 das Privileg der „Theresianischen Schmiedegerechtigkeit“.

Im Grundbuch aus dem 18.Jahrhundert findet man die Eintragung: „Auf diesem Hause haftet die Schmiedegerechtigkeit.“ Es wurde nur solchen Meisterbetrieben gewährt, die seit mindestens 200 Jahren ununterbrochen bestanden hatten.

Die Schmiede produziert von Rüstungen über Schwerter bis hin zu Eisengeländern „alles, was historisch ist“, wie Schmidberger es zusammenfasst. „Wir restaurieren auch viel.“

Für Museen, Theater und Sammler

Die Erzeugnisse kommen in internationalen Opern- und Schauspielhäusern - u.a. bei den Salzburger Festspielen oder in der Bayrischen Staatsoper - sowie in Museen, bei Mittelaltermärkten, Turnieren und Schaukämpfen zum Einsatz. Sammler gehören ebenso zu den Kunden wie historische Vereine - und eben der Vatikan.

Schweizergarde - Schutztruppe der Päpste

Die im Regelfall 110 Mann starke Schweizergarde bildet seit einem halben Jahrtausend die militärische Schutztruppe der Päpste. Die Mitglieder kontrollieren die Eingänge zum Vatikanstaat und nehmen Ordnungs- und Ehrendienste wahr. Zudem begleiten sie das Kirchenoberhaupt auf Reisen.

Beitreten können nur unbescholtene, männliche Schweizer Bürger. Sie müssen praktizierende Katholiken sein, in ihrer Heimat den Militärdienst abgeleistet haben und sich für zumindest zwei Jahre verpflichten. Wer Hellebardier werden will, sollte 1,74 Meter oder mehr messen, darf bei Eintritt noch keine 30 Jahre zählen und muss ledig sein. Offiziere und länger gediente Gardisten dürfen heiraten.

Link: