Registrierkassen: BMF hält an 900 Mio. Euro fest

Die Registrierkassenpflicht bringt laut Schwarzarbeitsexperte Friedrich Schneider von der Uni Linz weniger als erhofft. Er rechnet heuer mit rund 200 Mio. Euro. Das Finanzministerium (BMF) hielt am Freitag weiterhin an seiner Prognose von 900 Mio. Euro fest.

Im Vorjahr dürften es „großzügig gerechnet“ 100 bis 120 Mio. Euro gewesen sein, sagte Schneider im APA-Gespräch. Das Finanzministerium rechnete am Freitag aber weiterhin mit 900 Mio. Euro Mehreinnahmen: „Wir gehen davon aus, dass die Prognosen eingehalten werden können“, hieß es aus dem Ministerium auf Anfrage. Wie viel der Fiskus im Vorjahr eingenommen hat, ließe sich nur schwer und vage sagen, da 2016 ein „Rumpfjahr“ gewesen sei.

„Auch 2017 ein Rumpfjahr“

Die Registrierkassenpflicht sei aufgrund einer Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes erst am 1. Mai 2016 in Kraft getreten, und auch das Kontenregister sei erst seit 5. Oktober in Betrieb, so das Ministerium. Auch 2017 sei ein Rumpfjahr, weil die neuen Sicherheitsmaßnahmen erst mit Beginn des zweiten Quartals kommen. „Das erste Jahr, wo man eine valide Aussage über ein Gesamtjahr treffen kann, wird 2018 sein“, so das Finanzministerium. „Alles, was sonst behauptet wird, sind Annahmen.“ Damit spielt das Ministerium wohl auf Schneider an, der zu ganz anderen Zahlen kommt.

Erhoffte 900 Mio. Euro waren „kühne Annahme“

„Sagen wir es läuft alles nach Plan, dann liegen meine Berechnungen für 2018 bei 300 bis 400 Mio. Euro“, erwartet Schneider. Das sei schon sehr gut. „Wenn man zwischen 30 und 40 Prozent des Pfuschvolumens hereinbekommt, ist das schon sehr gut im Vergleich zu anderen Ländern“, so Schneider. Wenn jemand von zehn Bier nur acht boniere, habe man das Problem auch mit der raffiniertesten Methode nicht gelöst. Die erhofften 900 Mio. Euro pro Jahr seien eine „kühne Annahme“ gewesen, die so nicht eintreffen werde.

Registrierkasse

APA/dpa/Friso Gentsch

Übergangsfrist endet am 1. April

Am 1. April endet die Übergangsfrist der Registrierkassenpflicht. Bis zu diesem Tag müssen alle Kassen manipulationssicher und beim Finanzamt online angemeldet sein. Schneider geht davon aus, dass die Hälfte der Betriebe das nicht schafft. Die Umstellung sei für viele mit einem gewaltigen Mehraufwand verbunden, zudem gebe es derzeit Lieferschwierigkeiten bei den neuen Chips.

Das Finanzministerium räumte aber eine Übergangsfrist ein: Betriebe, die nachweisen können, dass sie den Manipulationsschutz bis Mitte März bestellt haben, bleiben straffrei. Auch darüber hinaus hofft Schneider, dass das Ministerium heuer noch großzügiger ist und nicht abstraft.

25.000 Prüfungen im Vorjahr

Im vergangenen Jahr führten die Behörden rund 25.000 Überprüfungen von Registrierkassen im Rahmen von Compliance Besuchen, Betriebsprüfungen und Kassennachschauen durch. Bei rund 10 Prozent der kontrollierten Kassen seien „leichte Mängel“ festgestellt worden, die aber zum großen Teil vor Ort mit dem Kasseninhaber geklärt werden konnten.

Die bis dato rechtskräftig verhängten Strafen bezifferte das Finanzministerium auf nur knapp über 10.000 Euro in ganz Österreich - „da die Wirtschaft die neuen Bestimmungen gut umgesetzt hat und wir vor allem bisher nach dem Motto ‚Beraten statt Strafen‘ handeln“.

Kritik an Nachweispflicht für „ehrliche Unternehmer“

Schneider hält die Registrierkassenpflicht zwar „durchaus für eine sinnvolle Maßnahme gegen Schwarzarbeit“, ärgert sich aber über die Nachweispflicht vieler ehrlicher Unternehmer, dass sie den Staat nicht betrügen. „Ich muss beweisen, dass ich steuerehrlich bin“, kritisierte Schneider. Auch hätte man das ganze Projekt überlegter mit einem Testversuch angehen und den Firmen mehr Zeit einräumen müssen. „Dann hätte es nie diesen Aufschrei gegeben.“

Als weitere Maßnahme gegen Schwarzarbeit sprach sich Schneider erneut für die Weiterführung des Handwerkerbonus aus. Dieser läuft ab 2018 aus.