Oberösterreicher im Kontext der Biennale

Während bei der Biennale in Vendig im Österreich-Pavillion Erwin Wurm und Brigitte Kowanz als Vertreter der Republik Österreich präsentiert werden, stellen zwei Oberösterreicher in einem geschichtsträchtigen Palazzo aus.

Venedig ist alle zwei Jahre Austragungsort der Kunstbiennale. Von 17. Mai bis 26 November pilgern Kulturtouristen, Künstler, Galeristen und Sammler aus der ganzen Welt in die italienische Lagunenstadt. Bei der Biennale auszustellen ist ein besonderer Meilenstein im Leben eines Künstlers. Eine Chance, die es nur selten gibt. ORF-Redakteurin Isabella Minniberger hat die beide oberösterreichischen Künstler Christine Bauer und Herbert Egger getroffen, die am Montag in die italienische Lagunenstadt aufbrachen, um dort ihre „Kunstschätze“ anzuliefern.

Oberösterreicher bei Biennale Venedig

Isabella Minniberger

Ausstellung im „Palazzo Mora“

Der Palazzo Mora: Von der geschäftigen Einkaufsstraße zurückversetzt - und leicht versteckt, erreicht man ihn durch einen langgestreckten begrünten Hof, zentral gelegen im Stadtteil Cannaregio. Auf mehreren Stockwerken wird dort zeitgleich zur Biennale ab Mai internationale Kunst gezeigt. Der mehrere Hunderte Jahre alte Palazzo im Originalzustand hat es Christine Bauer aus Gunskirchen und Herbert Egger aus Peuerbach angetan. Morbid, verfallen, melancholisch, kostbar – das alles atmen die vier Meter hohen Räume des Palazzos aus.

Die Originalböden sind größtenteils noch vorhanden. Sie haben von der Europäischen Kulturstiftung (European Cultural Foundation) eine Einladung erhalten, im Kontext der Biennale im Palazzo ihre Kunstwerke auszustellen. Ein Kuratorenteam hat die beiden kontaktiert, und in Kooperation mit der Biennale-Crew wurden die Künstler für den Palazzo Mora ausgewählt.

Bilder und Skulpturen aus verschiedenfarbigen Erden

Christine Bauers „Markenzeichen“ sind Bilder und Skulpturen aus verschiedenfarbigen Erden. „Das Suchen und Mitnehmen meines Arbeitsmaterials ist wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit. Ich will wissen, woher die Erde kommt und verwende unterschiedliche Ockertöne aus der französischen Provence, die weiße Kaolinerde aus Schwertberg oder schwarze Erde aus dem Burgenland. Die Erden werden grob verarbeitet und auf Leinwand aufgebracht. Sie benützt ihre Hände als Pinsel, und die Verbindung von der Malerei zur dreidimensionalen Skulptur sei ihr ein Anliegen. Christine Bauer zeigt drei große Fotoarbeiten an der Wand und davor eine ein Meter hohe, variable Skulptur, mit einem Durchmesser von zwei Metern.

Oberösterreicher bei Biennale Venedig

Isabella Minniberger

Der Österreich-Pavillon in den Giardini

Schaumstoff als Werkstoff

Herbert Egger, der auch an der Linzer Kunstuniversität lehrt, greift meist zu Schaumstoff und stellt daraus Skulpturen her. Für Venedig ist eine ganz neue Arbeit aus Aluminium entstanden. In der er einen Bezug zwischen Mensch und Himmel herstellen möchte. „Ein Stück vom Himmel heißt meine bombierte Aluminiumskulptur. Ich inszeniere quasi, ein glänzendes Stück Himmel, dass zur Erde gefallen ist.“ Seine Skulptur ist auf einer Europalette montiert.

"Man könnte es so interpretieren, dass sich der Mensch das Stück Himmel schon vereinnahmt hat, indem er sich in der Skulptur spiegelt“, so Egger. Und dieser Glanz in Eggers Arbeiten ist neu, da der Künstler sonst eher zum Material Schaumstoff greift. „Wir wollen natürlich eine ganz besondere Arbeit ausstellen und da hofft man, dass man genau die richtige Skulptur mitnimmt“, erklären die Künstler im Exklusiv-Interview mit dem ORF Oberösterreich.

Venedig als logistische Herausforderung

Die Stadt mit den vielen Kanälen ist für die Kunstschaffenden auch eine logistische Herausforderung. Ihre Kunstwerke müssen auf dem Wasserweg angeliefert werden. „Venedig ist Speziell, für jedes Paket benötigt man ein Boot. Wir werden von den Ausstellungsorganisatoren abgeholt und dann werden unsere Arbeiten mit dem Schiff zum Palazzo gebracht“, so Christine Bauer.

Oberösterreicher bei Biennale Venedig

Isabella Minniberger

Herbert Egger und Christine Bauer

„Künstler müssen gute Finanzplaner sein“

Wie die offiziellen Österreich-Vertreter Erwin Wurm und Brigitte Kowanz sind auch die beiden Oberösterreicher auf Sponsorengelder angewiesen. „Künstler müssen immer auch gute Finanzplaner sein. Ein großer Einsatz an persönlichem und finanziellem Engagement ist daher notwendig“, so Bauer, „darum wollen wir auch etwas verkaufen.“ Die Künstler sind bei der Vernissage anwesend und werden auch währen der sechsmonatigen Ausstellungsdauer rund vier Mal in die Lagunenstadt reisen.

Mehr als eine halbe Million Besucher hat die Biennale vor zwei Jahren gezählt. Die beiden Oberösterreicher hoffen nun auf eine Sogwirkung des Riesenkunstspektakels in Venedig.

Links: