Nestle schließt 2018 Standort Linz

Das Aus für den Standort Linz hat Nestle am Dienstag bekanntgegeben. 2018 soll die letzte Produktionsstätte in Österreich geschlossen werden. 127 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz. Bei einem Runden Tisch wurde am Abend Hilfe zugesichert.

„Nestle hat im Jahr 2016 einen Reingewinn von 8,9 Milliarden Franken erwirtschaftet und angekündigt die Dividende für Aktionäre zu erhöhen. Anscheinend erwirtschaftet Nestle seine Profite auf dem Rücken der ArbeitnehmerInnen und entzieht sich einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung“, so der PRO-GE-Branchensekretär Gerhard Riess in einer OTS-Aussendung. Er forderte einen umfassenden Sozialplan für die betroffenen Beschäftigten.

Standort Linz

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Sparprogramm im Februar angekündigt

„Nestle-Chef Ulf Mark Schneider hat im Februar ein Sparprogramm von 500 Millionen Franken angekündigt. Anstatt bei Managergehältern und -boni zu sparen, sind die Arbeiterinnen und Arbeiter die Leidtragenden. Wir hoffen, dass Nestle bei der Abwicklung des Werks in Linz zumindest Fairness zeigt und dafür sorgt, dass die Beschäftigten finanziell entschädigt werden und gute Weiterbildungsmöglichkeiten erhalten“, sagte Riess.

1879 wurde das Linzer Werk eröffnet - und rund 6.000 Tonnen Lebensmittelprodukte pro Jahr hergestellt, so die Firmenchronik. Nachdem sich das Konsumverhalten der Menschen geändert hat, kämpft das Unternehmen mit Nachfrage- und Produktionsrückgängen, hieß es.

Mitarbeiter am Dienstag informiert

Das Management informierte am Dienstag die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Fabrik über die Schließungsabsicht. Es werde noch am Dienstag begonnen, gemeinsam mit dem Betriebsrat und Arbeitnehmervertretern sozial verträgliche Lösungen für die 127 betroffenen Mitarbeiter zu finden.

„Es war unsere Intention, schon sehr frühzeitig unsere Absicht zu kommunizieren, damit wir uns die Zeit nehmen können, individuelle Lösungen für unser MitarbeiterInnen zu erarbeiten“, sagte Fabrice Favero, Geschäftsführer Nestle Österreich GmbH. Das Unternehmen betonte, der Standort Österreich habe „nach wie vor einen ausgesprochen hohen Stellenwert“. Derzeit beschäftige der Konzern rund 1.000 Mitarbeiter an 16 Standorten bundesweit.

Runder Tisch

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Runder Tisch, v.l.: Ludwig Koller, Human resources Nestle Österreich, Fabrice Favero, Generaldirektor Nestle Österreich, Gerhard Frei, Betriebsrat Nestle Linz, Andreas Stangl, Gewerkschaft der Privatangestellten, Werner Schmid, Gewerkschaft PRO-GE, LGF Gerhard Strasser, AMS OÖ, Landeshauptmann-Stv. Thomas Stelzer, Wirtschafts-Landesrat Michael Strugl und Bürgermeister Klaus Luger

Runder Tisch: Hilfe für Betroffene festgelegt

Wirtschaftslandesrat Michael Strugl (ÖVP) hat Dienstagnachmittag zu einem Runden Tisch in der Causa Nestle geladen, an dem Vertreter des Unternehmens, des Betriebsrats, der Gewerkschaft, des Arbereitsmarktservice (AMS) OÖ und der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) teilnahmen. „Dabei wurde festgelegt, dass im Rahmen eines Sozialplans für die Belegschaft eine Unternehmensstiftung zur Weiterqualifizierung der Mitarbeiter eingerichtet werden soll, die von Nestle, dem Land OÖ und dem AMS OÖ finanziert wird“, betonte Strugl in einer Medienaussendung am Dienstagabend. Auch Luger hat Hilfe zugesichert.

Weiters habe das Unternehmen zugesichert, für alle Betroffenen individuelle Lösungen anzubieten, beispielsweise auch für Mitarbeiter in Karenz oder Altersteilzeit.

SPÖ: Herber Schlag

"Das ist in der ohnehin angeschlagenen Arbeitsmarktsituation ein herber Schlag ins Gesicht“, so SPÖ-Landesparteichefin Birgit Gerstorfer, die den Schritt von Nestle nicht nachvollziehen kann. Nestle sei ein florierender Konzern, aber anstatt bei den ManagerInnengehältern zu sparen, seien nun die ArbeitnehmerInnen die Leidtragenden. „Gesellschaftliche Verantwortung schaut anders aus“, so Gerstorfer.

ÖVP: Schmerzhafter Verlust

Der Linzer Vizebürgermeister und Wirtschaftsreferent Bernhard Baier (ÖVP) sprach von einem „schmerzhaften Verlust“ für den Standort. „Wichtig ist nun, dass für die Linzer Nestle-Mitarbeiter neue Zukunftsperspektiven geschaffen werden, denn an einem Arbeitsplatz hängen oft ganze Familien“, so Baier.

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