Balduin-Sulzer-Festival im Brucknerhaus

Das Linzer Brucknerhaus richtet ein acht Abende umfassendes Festival für den oberösterreichischen Komponisten, Musikpädagogen und Pater des Zisterzienserstiftes Wilhering Balduin Sulzer aus, der am 15. März seinen 85er feiert.

„Ich hoffe, dass keine große Enttäuschung entsteht“, kommentierte der Jubilar bescheiden bei der Präsentation des Programmes in einer Pressekonferenz am Dienstag in Linz.

Werkverzeichnis von 400 Titeln

Sulzers Werkverzeichnis umfasst aktuell rund 400 Titel, darunter drei Opern, neun Symphonien, eine Passion, zwölf Instrumentalkonzerte, Klavier-, Kammer- und Orgelmusik, Lieder und Chormusik. Aus diesen wählte der Kurator des Festivals Michael Wruss - er ist Musikprofessor an einem Linzer Gymnasium und Schüler von Sulzer - verschiedene Kompositionen aus, die er in Beziehung mit anderen setzt.

So wird der Drittplatzierte beim Tschaikowsky-Wettbewerb 2015 Sergej Redkin seine Toccata in den Flügel schlagen und dazu Werke von Bach, Beethoven, Ravel und Prokofjew interpretieren. Das Bruckner Orchester unter Wladimir Fedossejew, der heuer ebenfalls seinen 85. Geburtstag feiert, wird unter anderem die 3. Symphonie von Sulzer jener von Tschaikowsky gegenüberstellen.

Abend mit Orgel und Kammermusik

Ein weiterer Abend mit Orgel und Kammermusik widmet sich dem Improvisator auf der Königin der Instrumente, Sulzer, der auch etliches dafür geschrieben hat. Darunter eine Sonate für Oboe und Orgel. Zu hören ist auch eine Sonate für Orgel zu vier Händen von Gustav Adolf Merkel - interpretiert von Elke Eckerstorfer, die schon so gut wie alles von Sulzer gespielt, zum Teil auch uraufgeführt hat, und Magdalena Hasibeder. Am 15. März steht eine große Geburtstagsfeier für und mit Werken von Sulzer auf dem Programm. Als Ausführende werden Solisten der Oö. Landesmusikschulen, des Musikgymnasiums Linz und „Überraschungsgäste“ angekündigt.

Kammermusik teils „auf Zuruf“ geschrieben

Etliche Kammermusik hat der Komponist auf „Zuruf“ seiner Schüler geschrieben, wenn sie gemeint hätten: „Wir brauchen noch ein Stückerl.“ Diese spielen das Minetti Quartett, das noch nie offiziell im Brucknerhaus aufgetreten ist, zusammen mit Mitgliedern der Wiener Philharmoniker. Den Festivalabschluss bildet ein von Dennis Russell Davies dirigiertes Festkonzert am 31. März, in dem neben Sulzer auch Haydn zu hören ist: Beide verbindet sowohl das Geburtsjahr ’32 und der Geburtsmonat sowie ein tiefgehender musikalischer Humor.

Musikpädagoge, Korrepetitor und Domkapellmeister

Sulzer wurde 1932 in Großraming geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Linz studierte er Philosophie, Theologie sowie die Unterrichtsfächer Musik und Geschichte. Seine musikalische Ausbildung erfolgte am Brucknerkonservatorium, an der Hochschule für Kirchenmusik Rom und an der Musikakademie Wien. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Musikpädagoge, Korrepetitor und Domkapellmeister prägte er vor allem das von ihm gegründete Musikgymnasium Linz. Ein Absolvent des ersten Jahrganges ist Franz Welser-Möst.

„Weiß nicht, ob ich idealer Lehrer war“

Bei der Vorstellung des Festivalprogramms betonte Sulzer, er habe viele seiner Schüler gelobt, dass aus ihnen etwas geworden sei, obwohl sie bei ihm in die Schule gegangen seien. „Ich weiß nicht, ob ich ein idealer Lehrer im Sinne des Bundesministeriums war. Ich habe sehr viel in improvisatorischer Art gemacht, sowohl in der Musik als auch in anderen Fächern.“

Das sei ein mit den Gegebenheiten Zurande kommen und Lösungen Finden, „die keine blauen Flecken verursachen, sondern von allen mit Freude zur Kenntnis genommen werden“. Das habe er seit nunmehr bald 85 Jahren so gemacht. Er sei er auch nicht bewusst Komponist geworden, sondern es habe sich so ergeben. Zum Festival: „Ich hoffe, dass keine große Enttäuschung entsteht. Und wenn doch, werde ich auch dies improvisatorisch lösen.“

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