Acht Jahre Zusatzstrafe für Juwelierüberfall
Er war geständig, die genaue Klärung des Tathergangs scheiterte dennoch an Erinnerungslücken und vagen Aussagen. Die acht Jahre wurden als Zusatzstrafe zu einer vierjährigen rechtskräftigen Haftstrafe, die er in der Schweiz für zwei Juwelierüberfälle ausgefasst hat, verhängt. Ein Komplize hat in Steyr bereits zehn Jahre, ein weiterer sechseinhalb Jahre aufgebrummt bekommen. Ein vierter Mann ist in Litauen in Haft, mit ihm konnte sich die österreichische Justiz noch nicht befassen.
Überfallsopfer mit Pfefferspray besprüht
Am 4. Dezember 2013 stürmten drei Männer in das Juweliergeschäft in Enns, ein vierter dürfte im Fluchtwagen gewartet haben. Die Täter bedrohten sieben Mitarbeiter und eine Kundin mit einer Pistole, fesselten sie mit Klebebändern, Handschellen und Kabelbindern und besprühten mehrere Personen mit Pfefferspray. Eine Frau erhielt einen heftigen Schlag ins Gesicht. Die Räuber gingen laut Ermittlern „sehr organisiert und ziemlich brutal“ vor. Sie entkamen mit Schmuck und Geld, der Wert der Beute lag laut Juwelier bei 150.000 Euro Einkaufswert.
Mit Softgun mit Schalldämpfer bewaffnet
Der Angeklagte ging als Erster in das Geschäft. Er hatte eine Softgun mit Schalldämpfer, während seine Komplizen nur mit Pfefferspray ausgerüstet waren. Er habe sich die Pistole ausgesucht, weil die nicht geladen war und er niemandem habe wehtun wollen, begründete er die Wahl der Waffe. Eine Führungsrolle will er aber nicht gespielt haben. Dass er über eine Tarnidentität verfügte, erklärte er damit, dass er aus wirtschaftlichen Gründen in Luxemburg als Weißrusse Asyl beantragen wollte.
„Fahrkarten und Hotel wurden bezahlt“
Der 40-Jährige behauptete, er habe sich in Litauen auf eine Anzeige hin gemeldet, in der ein gut bezahlter Job im Ausland angeboten worden sei. Seine Komplizen habe er erst auf der Reise nach Österreich kennengelernt. Die Fahrkarten und das Hotel seien reserviert und bezahlt worden - von wem, blieb im Dunkeln. Was mit der Beute passiert ist, wisse er nicht, er habe später 1.600 Euro in seinem Postkasten gefunden.
Viele Erinnerungslücken
Die Videoeinvernahme eines Komplizen, der derzeit in der Justizanstalt Stein einsitzt, verlief ähnlich: Erinnerungslücken, viele Sätze im Passiv: Dinge wurden bereitgestellt oder organisiert - aber von wem, war ihm nicht zu entlocken. Der Komplize hatte in seinem eigenen Prozess gesagt, der nun Angeklagte habe die Beute in Litauen an alle verteilt und sich selbst das Meiste genommen. Am Montag wollte er das zunächst nicht bestätigen.
Als Richterin Petra Fahrenberger ihn darauf hinwies, dass er als Angeklagter lügen durfte, jetzt aber eine Strafe dafür drohe, räumte er ein, dass die ursprüngliche Variante „vielleicht“ doch die Wahrheit gewesen sei. Wo die Beute ist, war dennoch nicht zu klären.
Links:
- Überfall auf Juwelier geklärt (ooe.ORF.at; 12.3.14)
- Täter nach Überfall in Enns flüchtig (ooe.ORF.at; 4.12.13)