US-Wahl bringt Chancen für Europa

Der 45. Präsident der Vereinigten Staaten heißt entgegen allen Prognosen: Donald Trump. Historiker sehen als Grund dafür eine unterschätzte Mobilisierung der Kernwähler. Von großen Chancen für Europa sprechen Wirtschaftsexperten.

Gräser erklärte sich den Sieg von Donald Trump Mittwochfrüh gegenüber dem ORF Oberösterreich so: „Die Prognosen, die in den letzten Tagen ja einen Sieg von Hillary Clinton vorhergesagt haben, dürften offensichtlich unterschätzt haben, wie sehr Donald Trump in seinen Kernwählerschichten mobilisieren konnte. Und sie haben offensichtlich auch unterschätzt, dass viele der Sager, die er im Wahlkampf losgelassen hat – zum Beispiel bei der Gruppe der evangelikalen Christen – nicht eine Stimmung gegen ihn erzeugt haben, denn er hat in all diesen Gruppen sehr hohe Zustimmungen bekommen. Und das war eigentlich nicht zu erwarten. Zudem gibt es eine sehr hohe Spaltung zwischen Stadt und Land in den USA. Viele Prognosen sind Prognosen, die in einem städtischen Horizont gewonnen worden sind. Offensichtlich konnte man nicht richtig einkalkulieren können, wie stark die Mobilisierung der Wähler auf dem Land war.“

„Ab 45 Jahren, weiß und kein College-Abschluss“

Auf die Frage, wer Donald Trump gewählt habe, sagte Gräser: „Die signifikanteste Zahl, die wir jetzt haben, ist die, dass er in der Gruppe über 45 Jahre bei weit über 50 Prozent liegt, ebenso hat er weit über 50 Prozent in der weißen Bevölkerung. Bei Männern ohne College-Abschluss hat er einen hohen Mobilisierungeffekt erzielt, mit über 70 Prozent Zustimmung.“

„Themen meistens Ressentiments“

Auf die Frage, mit welchen Themen Donald Trump letztlich punkten konnte, meinte Gräser: Themen bei Trump sind leider keine Themen, sondern meistens Ressentiments, die er geschürt hat. Ein zentrales Ressentiment war natürlich der Effekt gegen das Establishment, gegen Washington, gegen Hillary Clinton, die natürlich seit Jahrzehnten im Grunde dieses Establishment repräsentiert. Hier hat Trump offensichtlich diese ganz diffuse Unzufriedenheit kanalisieren und zuspitzen können auf diese Stoßrichtung gegen die Kandidatin des Establishments."

Schneider: Veränderungen der Handelsbeziehungen zur EU

Was die Handelsbeziehungen von Amerika nach Europa betrifft, dürfte es allerdings zu Veränderungen kommen. Für Donald Trump kommen zuerst einmal Amerika und die Jobs in Amerika, wenn andere Länder was von den USA will – etwa militärischen Schutz – sollen sie dafür zahlen, so der Linzer Wirtschaftsexperte Friedrich Schneider in Radio Oberösterreich.

Weil Trump die Mehrheit in beiden Häusern (Repräsentantenhaus und Senat, Anm.) habe, habe er Gestaltungsmöglichkeiten. Kein Geheimnis sei, dass er Handelsabkommen skeptisch gegenüberstehe. Das werde laut Schneider auch Europa zu spüren bekommen, sei aber gleichzeitig eine große Chance für die EU wieder enger zusammenzurücken und gemeinsame Interessen stärker zu vertreten.

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