Welldorado-Prozess in nächster Runde

Der Prozess um veruntreute Gelder im Welldorado in Wels geht am Dienstag in eine weitere Runde. Mehr als 400.000 Euro sollen in dem Schwimmbad veruntreut worden sein.

Am Dienstag weitete die Staatsanwaltschaft die Vorwürfe gegen die zwei ranghöheren Beschuldigten auf den Tatbestand des Amtsmissbrauchs aus. Ein für diese Woche erwartetes Urteil ist wieder in die Ferne gerückt.

Anklage: „Nur 358.000 Euro nachweisbar“

Vor dem Schöffensenat im Landesgericht Wels stehen eine Kassierin und drei weitere Bedienstete. Die Hauptangeklagte soll von 2006 bis 2014 rund ein Drittel der von ihr eingenommenen Eintrittsgelder in die eigene Tasche gesteckt haben. Den anderen wird vorgeworfen, bewusst weggeschaut zu haben. Ein Gutachten bezifferte den Schaden mit 412.000 Euro, die Anklage hält jedoch nur 358.000 Euro für nachweisbar.

Die Kassierin gab zunächst maximal 150.000 Euro zu. Den Rest ordnete sie Kollegen zu, weil diese im Kassensystem ebenfalls mit ihrer Kennung abgerechnet hätten. Ende Juni kam es dann überraschend zur Wende. Die Frau nahm auf einmal doch deutlich mehr Schaden auf ihre Kappe. Die anderen drei Magistratsbediensteten hingegen blieben bis zuletzt dabei, unschuldig zu sein.

Ausdehnung auf Amtsmissbrauch

Ursprünglich galt ein Urteil diese Woche als realistisch. Wenige Minuten nach Beginn der Verhandlung war aber klar, dass es doch noch keines geben wird: Staatsanwältin Anita Rammer dehnte die bisher auf Veruntreuung lautende Anklage gegen die beiden ranghöheren Beschuldigten aus und wirft ihnen nun wegen unterlassener Kontrollpflichten auch Amtsmissbrauch vor. Die Verteidiger der Betroffenen reagierten empört. Sie bezeichneten es als „Zumutung“, dass sie davon nicht im Vorhinein informiert worden seien und verlangten eine Unterbrechung für mehrere Wochen, um sich mit der neuen Lage auseinandersetzen zu können.

Rechnungsabschlüsse und Prüfberichte

Als sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, entschied Richterin Birgit Dunzendorfer, dass am Dienstag und Mittwoch wie geplant weiter verhandelt wird - unter anderem geht es um diverse Rechnungsabschlüsse und Prüfberichte. Der Vorwurf des Amtsmissbrauchs bleibt aber ausgeklammert. Darüber soll erst in einigen Wochen prozessiert werden. Ein Urteil dürfte demnach noch länger nicht gesprochen werden.