Paul Lendvai warnt vor Ruf nach „starkem Mann“
Der jahrelange Leiter der Osteuropa-Redaktion des ORF und ehemalige Intendant von Radio Österreich International, Paul Lendvai, war am Donnerstag in Radio Oberösterreich zu Gast und stellte dabei unter anderem sein neues Buch „Orbans Ungarn“ vor.
Experte für Osteuropa
Paul Lendvai ist einer der bekanntesten Experten für Osteuropa und seit den 1950er Jahren als Journalist tätig. Er wurde 1929 in Budapest geboren und musste 1956 nach dem Aufstand in Ungarn nach Österreich flüchten.
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Laute Rufe nach „starkem Mann“
„Ich kann nur hoffen, dass aus Österreich kein zweites Ungarn wird.“
Paul Lendvai sagte über die Unterschiede der Flüchtlingsbewegung des Jahres 1956 aus Ungarn und der aus dem Nahen Osten im Vorjahr, dass es vor 60 Jahren vor allem keinen kulturellen Unterschiede gegeben hätte: „Jetzt kamen Menschen mit ganz anderem kulturellem Hintergrund. Es wäre ein Wunder, wenn die Österreicher sie so empfangen würden, wie damals die Ungarn.“
„Orbans Ungarn“
In seinem aktuellen Buch setzt sich Lendvai kritisch mit der politischen Lage in Ungarn auseinander. „Orbans Ungarn“ ist eine schonungslose Abrechnung mit dem derzeitigen Machthaber. Aber auch in anderen Ländern wird der Ruf nach einem „starken Mann“ an der Regierungsspitze immer lauter. Die Schuld daran ortet Lendvai aber auch bei den politischen Entscheidungsträgern: „Heute spürt man bei manchen Menschen, nicht bei allen, in beiden Parteien, dass es ihnen zu gut geht und dass sie darauf warten, dass ein starker Mann kommen wird. Ich kann nur hoffen, dass aus Österreich kein zweites Ungarn wird.“