Anstieg Depression: Ausbau der Psychotherapie

Eine dramatische Warnung kommt am Internationalen Tag der seelischen Gesundheit von Gesundheitsexperten. Psychische Krankheiten nehmen immer stärker zu. Bedarf und Angebot klaffen auseinander und das könnte noch gravierende Folgen haben, warnen Psychiater.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO zeichnet ein düsteres Bild: 2030 werde die Depression die Rangliste der Krankheiten anführen, es folgen Demenz- und Suchterkrankungen. Für pro mente (Gesellschaft für psychische und soziale Gesundheit) und die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie ist daher klar: Bei der Versorgungslage muss es bis dahin Verbesserungen geben, gerade hierzulande.

15 Prozent der Patienten in Behandlung

Denn in ganz Österreich gebe es derzeit weniger als 150 Psychiater mit einem Kassenvertrag. Rund 900.000 Patienten werden in Österreich mit Antidepressiva versorgt, nicht einmal 15 Prozent seien aber in einer psychotherapeutischen Behandlung.

Frau am Fenster im Schatten

ORF

Nur 15 Prozent der depressiven Patienten sind auch in psychotherapeutischen Behandlung.

Außerdem stehen für 100.000 Einwohner je nach Bundesland nur 35 bis 55 Psychiatrie-Betten zur Verfügung. Im europäischen Vergleich belege Österreich damit die letzten Ränge.

Integration als Prävention

Werner Schöny, langjähriger Leiter der Linzer Landesnervenklinik und Präsident von pro mente Österreich, sagt, gute Sozialpolitik sei die beste Prävention. Integration ins Erwerbsleben müsse gefördert werden. Schöny nennt in diesem Zusammenhang auch die Flüchtlinge. Gerade auch für sie sei jede Art der Beschäftigung besser als keine. Menschen, die das Gefühl haben, sie sind ein produktiver Teil der Gesellschaft werden auch weniger oft psychisch krank.

Versorgung wird Bedarf nicht gerecht

Pro mente betreue jedes Jahr österreichweit 80.000 Menschen und hilft bei der Wohnungs- und Arbeitssuche. Die Bedingungen für diese Arbeit werden aber nicht leichter. Bei den Sozialbudgets werde eingespart, dabei steigt die Patientenzahl, sagt Schöny. Realistisch betrachtet sei die Versorgungslage bereits heute so, dass man dem steigenden Bedarf nicht mehr gerecht werde. Hinzu kommen auch Einsparungen bei Therapien oder Medikamenten. Krankenstände, vermindertes Einkommen und Frühpensionierungen seien die Folge und verursachen laut einer Studie jährlich rund 7 Milliarden Euro.

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