Radikalisierte Jugendliche: Ursachensuche

Wie kann man erkennen und letztlich verhindern, dass sich Jugendliche radikalisieren? Mit dieser Frage haben sich Experten am Rande einer Tagung der Familien- und Jugendgerichtshilfe in Linz beschäftigt.

Wenn Jugendliche für den Islamischen Staat in den Krieg ziehen wollen, dann steckt dahinter oft auch ein altbekanntes Phänomen, sagte die bekannte Linzer Gerichtsgutachterin Heidi Kastner.

Bekanntes Phänomen

„Wir sprechen hier von einer Gruppe junger Menschen, die immer schon dazu geneigt hat, ihre Grenzen auszuloten, sich selbst zu messen, Abenteuer zu suchen - und das im Notfall auch in kriegerischen Auseinandersetzungen", so Kastner. Das ist bereits aus der Geschichte bekannt: "Es gab noch bei jeder Kriegshandlung in unserer Geschichte junge Männer, die sich mit Hurra-Gebrüll für den Krieg gemeldet haben“, sagte Kastner.

Heidi Kastner

ORF

Die Gerichtsgutachterin Heidi Kastner

Deshalb wird schon des längeren - erfolgreich - versucht, diese kriegerischen Kräfte mit Hilfe von Sport in andere Kanäle umzuleiten.

Elternhaus gefordert

Anfällig für Extremismus jeder Art ist besonders ein Typ Mensch, sagt die Gerichtsgutachterin. „Viele spüren ein fehlendes Gefühl von Zugehörigkeit. In einer radikalen Gruppe findet man dann endlich das Rudel-Gefühl.“ Hier sind laut Kastner vor allem die Eltern gefordert: „Als Elternteil bin ich aufgefordert, zu hinterfragen: Warum verändert sich mein Kind? Was steckt da dahinter? Hat es Kummer oder verheimlicht es mir etwas?“

Fachtagung: Jugendliche und Extremismus

Könnte jedes Kind zum Terroristen oder Amokläufer werden, oder kann man etwas tun, damit es erst gar nicht so weit kommt?

Die erste Instanz im Kampf gegen den Extremismus ist und bleibt also das Elternhaus. Denn eine Gesellschaft, die auf das Wissen der Geheimdienste angewiesen ist, ist schon in der Defensive.