Millionenbetrüger dank ORF OÖ gefasst

Bei der Aufklärung von Kriminalfällen spielen Medien oft eine entscheidende Rolle. Dank des ORF Oberösterreich konnte jetzt die Nummer 3 der Enkeltrickmafia in Europa überführt und nach zweijähriger Flucht gefasst werden.

Geklärt wurde damit auch der zweitgrößte Enkeltrickbetrugsfall der Geschichte. Das Opfer war eine damals 82-jährige Frau aus dem Innviertel. Der Mafiaboss hatte von der betagten Seniorin 640.000 Euro ergaunert.

Auf Facebook mit Luxusleben geprahlt

Auf diesen Tag hatte Rupert Ortner vom Landeskriminalamt lange gewartet. Der Ermittler brachte schon etliche Handlanger des Mafiabosses hinter Gitter und war seinem Clan seit Jahren auf der Spur: „Es ist schon eine gewisse Genugtuung. Vor allem auch macht es Freude, wenn man sieht, wie skrupellos dieser Mensch gearbeitet hat, wie er in Facebook sein Luxusleben präsentiert hat. Auf der anderen Seite sieht man die betagten Opfer, die er zurücklässt, beraubt ihrer Lebensersparnisse, beraubt ihrer Selbstsicherheit. So gesehen ist es schon gut, dass dieser Mann geschnappt wurde.“

Spuren von „Lolli“ quer durch Europa verfolgt

Die Fahnder bekamen den Millionenbetrüger - Spitzname Lolli - lange nicht zu fassen. Während sie seine Spuren über zwei Jahre lang quer durch halb Europa verfolgten, lebte der 29-Jährige wie ein Popstar: Wilde Partys, Luxusautos, schöne Frauen und sündteure Restaurantbesuche in St. Tropez, wo er schon mal 107.000 Euro an einem Abend ablegte. Auf Facebook protzte er damit, bevor er untertauchen musste. Ortner: „Einerseits hatte der Verdächtige mehrere Identitäten und dürfte sich auf der Flucht falsche Papiere besorgt haben. Andererseits hat ihn aber auch niemand verpfiffen.“

In Budapest gefasst

Gemeinsam mit deutschen und polnischen Kollegen machte Ortner Jagd auf den Mafiaboss, der sich mal da, mal dort aufhielt, zwischen Polen, Tschechien und Ungarn hin und herpendelte und von dort aus seine Opfer in ganz Österreich, Deutschland und der Schweiz kontaktierte. Gefasst wurde Lolli schließlich mitten in Budapest.

Ausgestrahlter Stimmmitschnitt führte zu Lolli

Überführt haben ihn die Fahnder dank des ORF Oberösterreich. Im Oktober vergangenen Jahres berichtete der ORF im Radio, Fernsehen und Internet über einen Enkeltrick, bei dem ein Unbekannter 640.000 Euro von einer 82-jährigen Pensionistin aus dem Innviertel ergaunerte. Ortner: „Es war ein ganz wichtiger Puzzleteil. Der Stimmmitschnitt des Täters, der vom ORF veröffentlicht wurde, führte dazu, dass sich in Deutschland eine Vertrauensperson bei einem Ermittler meldete und ihm mitteilte, dass diese Stimme eindeutig Lolli zuzuordnen ist. Und dieser Hinweis hat sich dann mit den übrigen Ermittlungen bestätigt, und so konnte Lolli letztendlich identifiziert werden.“

2,3 Millionen Euro Schaden

Die Polizei kann dem skrupellosen Millionenbetrüger eine Reihe von Betrugsfällen mit insgesamt 2,3 Millionen Euro Schaden nachweisen. Das ist vermutlich nur die Spitze des Eisbergs.