Umkämpftes Gewerbe der Fotografen

Nach der Freigabe des Fotografenberufes durch die Bundesregierung, melden immer mehr Amateure das Gewerbe an. Damit breche den Meisterbetrieben die wirtschaftliche Grundlage weg, so die Innung der Berufsfotografen, die Gegenmaßnahmen fordert.

Es war so etwas wie ein Probegalopp der Bundesregierung: Die Freigabe des Fotografenberufs, also die beruflich Ausübung ohne eine entsprechende Lehre oder Ausbildung, vor zweieinhalb Jahren. Heute sagt die Innung, dass dieser Probegalopp hat einen ganzen Berufsstand in massive Schwierigkeiten brachte.

Umkämpftes Gewerbe der Fotografen

ORF

Denn seit 2013 kann jeder einen Gewerbeschein lösen und drauflos fotografieren und viele tun das auch, zeigen die Zahlen. 2013, vor der Freigabe, gab es in Oberösterreich rund 600 Berufsfotografen. Bis heute hat sich ihre Zahl fast verdoppelt - auf 1.100, sagte Innungsmeister und Fotograf Nik Fleischmann im Interview mit dem ORF OÖ.

„Der Kuchen auf diesem Markt schrumpft“, so Nik Fleischmann

„Viele sind halt Knipser“

Für Bernhard Kittel, Fotografenmeister aus Freistadt, seien mit der Freigabe des Gewerbes die Qualitätsansprüche nach unten gedrückt worden seien: „Viele von diesen neuen, selbsternannten Fotografen sind halt Knipser“.

"... jetzt werden 200 Fotos gemacht, in der Hoffnung, irgendeines wird schon gut werden", so Bernhard Kittel

Preis für viele entscheidend

Viele dieser neuen Berufsfotografen versuchten, über Preisdumping zu Aufträgen zu kommen. Das treffe jene, die ein Fachgeschäft mit Fotostudio, Mitarbeitern und Lehrlingen führen und bezahlen müssen, so Fleischmann. Dennoch sei für einen Großteil der Kunden, vor allem bei Hochzeiten, nach wie vor nur der billigste Preis entscheidend.

Fotografie sei aber viel mehr, als nur den Auslöser zu drücken. Der richtige Umgang mit Licht, Motiv, Farben und mit jenen, die vor der Kamera stehen, das alles sei Teil der Lehre; aber die Lehrlingszahl habe sich mittlerweile halbiert. Die Kunden sollten sich vor Auftragsvergabe vom jeweiligen Fotografen ein Bild machen, seine Arbeiten und seinen Internetauftritt prüfen, so Fleischmann, der hofft, dass sich letztlich Qualität durchsetzen werde.

„Politik hat Versprechen gebrochen“

Nur mehr rund ein Viertel aller heimischen Berufsfotografen kann laut einer Umfrage der Innung heute von diesem Beruf noch leben: „Alles, was die Politik einst bei Karriere mit Lehre, bei der Stärkung des Handwerks, bei Fachkräften und Ausbildungsturbo versprochen hat, hat sie bei den Fotografen gebrochen“. Und auch ihrer Sicht, würden weitere Berufe bedroht sein, denn die Bundesregierung habe bereits nächste Schritte für die Freigabe weiterer Berufe gesetzt.