Römische Kalkbrennanlage in Enns ausgegraben
Die Kalkbrennanlage war Voraussetzung für die rege Bautätigkeit der Römer, als diese an der Wende des 2. und 3. Jahrhundert Militär in Enns stationierten, so Wissenschaftler Felix Lang, der mit der Ausgrabung betraut war. Die Archäologen sprechen laut Stefan Traxler vom Landesmuseum von einem Sensationsfund, denn es handelt sich um eine ganze Batterie von insgesamt zwölf Brennöfen.
Robert Koch
„Besterhaltene Anlage überhaupt“
Erste Spuren davon fanden sich bereits 2008 bei einem Straßenbau. Seit dem heurigen April führen dort Archäologen eine Ausgrabung durch und legten einen der Öfen mit einer Höhe von über vier Metern und einem Durchmesser von 3,8 Metern frei. „Es handelt sich zweifellos um einen der besterhaltenen römischen Kalkbrennöfen überhaupt.“
Münzen, Keramik, Tierknochen aus dem 4. Jhdt
Damit nicht genug weist die Entdeckung noch eine Besonderheit auf: In der Spätantike - vermutlich im Laufe des 4. Jahrhunderts - wurde der Ofen nur noch als „Mülleimer“ verwendet. So konnten daraus mehrere tausend Fundobjekte geborgen werden. Darunter nicht nur Ziegel und einige Metallobjekte wie Münzen und diverse Keramik, sondern auch Knochenteile von Rindern, Pferden beziehungsweise Maultieren, Ziegen und Schafen sowie von einem Hund.
Oö. Landesmuseum
Besonders jubeln die Ausgräber aber über die Fragmente von zwei Herkules-Statuen sowie einen vollständigen Weihealtar. Die Steindenkmäler hätten vermutlich im Ofen zu Kalk gebrannt werden sollen, doch dazu ist es nicht mehr gekommen. Deswegen hat das Ausgrabungsprojekt auch den Titel „Hercules im Kalkbrennofen“ bekommen.
Oö. Landesmuseum
Deutsche Lehnwörter aus dem Römischen (Bereich Bauen und Wohnen):
Estrich – astracum (Pflaster)
Fenster – fenestra
Kalk – calx
Kammer – camera (Gewölbe)
Keller – cella
Mauer – murus
Mörtel – mortarium (Mörser)
Pforte – porta
Ziegel – tegula (Dachziegel)
Ohne Kalk kein römisches Pantheon
Eine Kalkbrennerei war Voraussetzung, dass die Römer ihre bis heute gerühmten Bauten überhaupt realisieren konnten. Ohne Kalk wäre die Gussmörteltechnik nicht möglich gewesen, mit der unter anderem das Pantheon, die Kaiserthermen, Aquädukte und Hafenanlagen errichtet wurden. Ohne sie gäbe es auch keine Estrichböden oder Fresken auf Wandputz.
Mit den Römern gelangte eine neue Baukultur in die Provinzen. Neben dem Gussmauerwerk sind besonders Ziegeldächer sowie Fußboden- und Wandheizungen zu nennen. Diese Revolutionierung des Bauwesens hat nachhaltige Spuren hinterlassen, die bis ins Hier und Jetzt reichen. Neben den Anleihen, die sich Architektinnen und Architekten auch heute noch aus der Antike holen, sind es insbesondere die Lehnwörter aus dem Latein, die das baukulturelle Erbe Roms abbilden.
Enns ist Zentrum der Landesausstellung 2018
Die OÖ. Landesausstellung 2018 trägt den Arbeitstitel „Die Römer am Donaulimes in Oberösterreich“. Im Zentrum steht dabei Enns/Lauriacum, wo die Zweite Italische Legion stationiert war - der größte militärische Stützpunkt der Provinz Noricum - und sich auch eine große Zivilsiedlung mit geschätzten 20.000 Einwohnern befand. Das heutige Enns hat 12.000 Einwohner.
Für die Landesausstellung soll die Schausammlung im Museum Lauriacum neu aufgestellt werden. Dort soll die Bedeutung der Römer für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Region aufgezeigt werden, so Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) als Kulturreferent, dem Ennser Bürgermeister Franz Stefan Karlinger (SPÖ) in der Pressekonferenz. Weiters sind die Attraktivierung der römischen Baureste in der Unterkirche der Basilika St. Laurenz in Lorch und eine Schaugrabung an einem weiteren Kalkbrennofen geplant.
Auch das Schlossmuseum in Linz - damals Lentia - und eine freigelegte, besonders gut erhaltene Badeanlage bei Schlögener Schlinge der Donau sollen Schauplätze der Landesausstellung.