Johann Jax-Ausstellung in Hirschbach
Er ist so etwas wie ein Self-Made-Millionär, ein Unternehmer, der überall in Linz seine Spuren hinterlassen hat. Im Bauernmöbelmuseum in Hirschbach ist ihm noch bis 25. August eine Ausstellung gewidmet.
Als Geselle auf der Walz
Den Unternehmer Johann Jax kennt heute kaum noch jemand. Aber man staunt, wo man ihm überall begegnet. Johann wird 1842 als Sohn armer Bauern in Thierberg, einem kleinen Dorf zwischen Hirschbach und Schenkenfelden geboren. Weil er zu schwach für die Landwirtschaft ist, schicken ihn seine Eltern in die Schneiderlehre. Johann geht als Geselle auf die Walz durch Österreich, Südtirol, nach Paris, München, Kroatien und schließlich zurück nach Linz.
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Erste Nähmaschine in Innsbruck gesehen
Auf dieser Wanderschaft sieht er bei einem Meister in Innsbruck zum ersten Mal in seinem Leben eine der gerade erst erfundenen Nähmaschinen - und vergisst sie nie mehr. Zuerst aber ruft das Militär. Jax kommt ins Linzer Hessenregiment, schildert Ausstellungsleiter Johann Pammer, selbst aus Thierberg: „Er war Kompanieschneider und hat den hohen Herren die Uniformen hergerichtet. Und er war wahrscheinlich ziemlich beschäftigt, denn dort ist es rund gegangen in Königgrätz.“
Erstes Geschäft in der Schmiedtorgasse
Nach dem Militär beginnt Johann Jax als Unternehmer. In der Linzer Schmiedtorgasse eröffnet Jax sein erstes Geschäft für Nähmaschinen, wird Linzer Bürger, übersiedelt auf die Landstraße und kauft 1876 ein Grundstück an der Ecke Humboldtstraße-Bürgerstraße.
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Dort baut er eine Fabrik für Nähmaschinen und seine Fahrräder der Marke Colon, so Pammer: „Es war einfach die Gründerzeit, in der sehr viele Betriebe in Linz entstanden sind. Er war einfach der richtige Mann, zur richtigen Zeit mit dem richtigen Produkt.“ Zum 25-Jahr-Jubiläum 1892 wird hier die 75.000 Nähmaschine ausgeliefert.
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Fahrrad-, Nähmaschinen- und Nähkurse gegeben
Längst ist Jax reich durch seine „Linzer Nähmaschinen- und Velocipedfabrik“. Er expandiert, eröffnet Filialen in der ganzen Monarchie, ist quasi allgegenwärtig sagt Gerlinde Vorholzer, die Ausstellungsgestalterin der Schau im Hirschbacher Bauernmöbelmuseum: „Die Nähmaschinen sind plötzlich in jeden Haushalt gekommen, so wie heute Computer oder Handys. Aber die Leute haben natürlich auch Informationen und Schulungen gebraucht, und das hat er verstanden. Er hat Fahrrad-, Nähmaschinen- und Nähkurse gegeben.“
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Nähmaschinen, Fahrräder, Schreibmaschinen, ja sogar Musikautomaten baut Jax in seiner Fabrik, sogenannten Polyphone, wie Standuhren so groß, darin rund 20 Metallplatten mit bekannten Melodien, die wie ein Spielwerk funktionieren. Diese Polyphone standen in fast allen Gasthäusern in und um Linz.
Sehr sozialer und strenggläubiger Mensch
Die Geschäfte gingen hervorragend, die Familie wuchs. Acht Kinder hatten er und seine zweite Frau Anna. Der Fabrikant war ein sehr sozialer und strenggläubiger Mensch. Sein Geld investierte er zum Wohle der Stadt und zum Wohle seiner Mitarbeiter. 1900 baute er in der Gürtelstraße die ersten Linzer Arbeiterwohnhäuser.
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Abriss der Dreifaltigkeitssäule verhindert
Als 1888 liberale Linzer Gemeinderäte den Abriss der Dreifaltigkeitssäule auf dem Hauptplatz überlegten, gründete Jax ein Rettungskomitee und ließ die Statue mehrmals auf eigene Kosten reparieren, um das zu verhindern.
Grundstücke dem Bischof geschenkt
1895 machte er sich Sorgen um den Priesternachwuchs. Er kaufte am Fuße des Pöstlingbergs mehrere Grundstücke und schenkte sie dem Bischof. Der ließ hier das Petrinum bauen. An der damaligen Wiener Reichsstraße kaufte Jax ein großes Grundstück und schenkte dem Orden der Redemptoristen gut einen Hektar Grund, auf dem dann die Herz-Jesu-Kirche gebaut wurde. Jax spendete dafür viel Geld. Er baute Häuser an der Unionstraße, restaurierte den Kreuzweg in Sankt Margarethen, baute das Marienheim der Ursulinen in Urfahr, spendete hohe Summen für Kirchen, Orden und Klöster.
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Spuren im Linzer Stadtbild bis heute sichtbar
Nach dem 1. Weltkrieg übernahm Sohn Franz die Firma, Johann Jax zog sich zurück und starb 1937. Er wurde gemeinsam mit seiner Frau in einer Gruft hinter dem Altar der Herz-Jesu-Kirche beigesetzt. Johann Jax Nähmaschinen, Fahrräder und Musikautomaten sind Geschichte. Seine bedeutenden Spuren im Linzer Stadtbild aber sind noch heute sichtbar.