Filzmaier analysiert BP-Wahl in OÖ

Nach dem vorläufigen Stand in Oberösterreich ist die Gunst knapp für Alexander Van der Bellen ausgegangen. Das ist umso bemerkenswerter, vergleicht man OÖ mit dem Burgenland. Denn in beiden Ländern sitzt die FPÖ in der Landesregierung.

Warum das so ist, darüber sprach der Politologe Peter Filzmaier im Interview mit ORF OÖ Redakteur Gernot Ecker.

Ecker: In beiden Ländern sitzt die FPÖ in der Landesregierung, dennoch scheinen sich die Wähler in Oberösterreich mehrheitlich für den von den Grünen unterstützten Van der Bellen ausgesprochen zu haben, während im Burgenland Norbert Hofer klar voran liegt. Wieso?

Filzmaier: Der Unterschied beim Sitz in der Landesregierung der FPÖ ist der Partner. Das ist die SPÖ im Burgenland - und in Oberösterreich ist es die ÖVP. Jetzt könnte man vermuten, weil Khol-Wähler sich etwa gleich aufgeteilt haben, dass besonders viele in OÖ zu Hofer statt Van der Bellen gehen sollen - aber offenbar ist das für ÖVP - Wähler in OÖ umstrittener. Es kommt noch etwas dazu: Van der Bellen war vor allem im Städtebereich stark, wo besonders viele Wähler leben. Das hat ihn letztlich in OÖ auf Platz eins gebracht.

Ecker: Heißt das, die Mehrheit der ÖVP-Wähler ist gar nicht so einverstanden mit der Regierungsbeteiligung der FPÖ?

Filzmaier: Die ÖVP auf Bundesebene wie auch in OÖ ist hinsichtlich der Wählerschaft am meisten gespalten gewesen. Es gibt einen bürgerlich-liberalen Teil, der mehr in den Städten lebt - der zu Van der Bellen tendiert. Und es gibt einen bürgerlich-konservativen Teil in eher ländlichen Gebieten, der tendiert mehr zu Hofer. Es gibt aber auch noch eine Ausnahme im OÖ - Ergebnis: In Teilen des Südens, wo die SPÖ noch wenige starken Hochburgen gehalten hat, dort ging man zu Van der Bellen, aber eher aufgrund einer SPÖ Kampagne

Ecker: Sprechen Sie den Bezirk Gmunden, das Salzkammergut an? In Hallstatt etwa, wo Van der Bellen 70 Prozent der Stimmen bekommen hat?

Filzmaier: So ist es. Dort kann man vermuten, dass die SPÖ am meisten mobilisierungsfähig für Van der Bellen war, was sicherlich auch für Linz angeht.

Wels Ergebnis BP-Wahl

orf.at

Knapper Sieg für Van der Bellen im blauen Wels

Ecker: Schauen wir uns noch ein Teilergebnis an. Die Stadt Wels, die war so etwas wie die Bank der FPÖ, dort stellt man den Bürgermeister und dort gab es deutliche Zugewinne bei den vergangenen Landtags- und Bürgermeisterwahlen. In Wels hat trotzdem Van der Bellen knapp gewonnen. Er hat 6.500 Stimmen, also 29 Prozent mehr als im ersten Wahlgang bekommen. Warum in einer Stadt, die so fest in freiheitlicher Hand ist?

Filzmaier: Es ging natürlich um Wählerallianzen, auch gegen den jeweils anderen. Das ist Van der Bellen in Wels gelungen – ein paar tausend Stimmen auf oder ab kann man nie genau vorhersagen. Aber diese Wählerallianz gegen Nicht-FPÖ hat – wenn auch relativ knapp - gereicht. Das halte ich für weniger überraschend, als dass sich die SPÖ fragen muss: Bei der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl, warum konnten wir diese Allianz gegen einen FPÖ-Bürgermeister-Kandidaten nicht bilden? Van der Bellen – der aus einem ganz anderen Bundesland kommt, der Grüner ist, der nicht besonders um Wels gewettert hat – der hat das geschafft.

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