Kampf um Hofburg geht in Stichwahl
ORF
Pühringer: „Klare Niederlage“
In einer ersten Reaktion sprach ÖVP-Landeshauptmann Josef Pühringer von einer „klaren Niederlage“, die er auch gar nicht abstreiten wolle. Eine der Ursachen sei „eine tiefe politische Unzufriedenheit in der Bevölkerung“. Allerdings gehe sie nicht auf das Konto des Bundesparteichefs Reinhold Mitterlehner, stellte er in einer ersten Reaktion klar. Er „leistet gute Arbeit“, eine Obmanndebatte sei „absolut überflüssig“.
Josef Pühringer im Gespräch mit ORF-Redakteur Gernot Ecker:
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Für das schlechte Abschneiden des ÖVP-Kandidaten Andreas Kohl machte Pühringer vor allem drei Dinge verantwortlich. „Der Trend, dass die Mitte der Gesellschaft nach rechts geht, ist ungebrochen“, was das Abschneiden des blauen Kandidaten Norbert Hofer einmal mehr beweise. Andreas Kohl habe bis zuletzt tapfer gekämpft, was man ihm auch hoch anrechnen müsse, so Pühringer.
Reaktionen der heimischen Politik
Die Parteichefs mit einer ersten Analyse des vorläufigen Wahlergebnisses.
An Neuwahlen habe man „nach dem heutigen Tag keinen Bedarf“, stellte Pühringer fest, man müsse aber intensiver auf die Wünsche und Anliegen der Menschen in der Bundespolitik eingehen. Die Flinte werde „ganz sicher nicht“ ins Korn geworfen.
Haimbuchner: „Historisches Ergebnis“
„Die Leute haben dieses rot-schwarze System satt“, sagte FPÖ-Landesparteiobmann und Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner im Interview mit dem ORF Oberösterreich. Er sieht in Hofers Wahlerfolg eine „Zeitenwende“, ein „historisches Ergebnis“ und deutliche Anzeichen, dass die Wähler eine Veränderung wollen. „Es gibt in Wahrheit einen aufoktroyierten Wertemangel, den die Leute nicht mittragen wollen und die Freiheitliche Partei und vor allem Norbert Hofer stehen zu den Werten, die den Menschen wichtig sind.“
Manfred Haimbuchner im Gespräch mit ORF-Redakteur Gernot Ecker:
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Die SPÖ gebe es Wahrheit nicht mehr, so Haimbuchner: „Wenn man nur mehr Randgruppen vertritt und nicht wirtschaften kann und wenn man vor allem die Menschen andauernd belehrt, wen sie auf gar keinen Fall wählen dürfen.“
Kalliauer: „Schmerzliche Niederlage“
Für Oberösterreichs Parteivorsitzenden der Sozialdemokraten, Johann Kalliauer, ist das Wahlergebnis eine „schmerzliche Niederlage“, die ihn doppelt schmerze, weil er mit Rudolf Hundstorfer besonders schätze und auch wisse, was dieser für Oberösterreich getan habe. Das Wahlergebnis tue ihm „auch doppelt weh“, weil er erlebt habe, wie sehr sich Hundstorfer „auch bei Kleinigkeiten“ eingesetzt habe.
Johann Kalliauer im Gespräch mit ORF-Redakteur Gernot Ecker:
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Zum Abschneiden der unabhängigen Kandidatin Irmgard Griss sagte Kalliauer: „50 Prozent der Österreicher haben das Gefühl, dass sich die Situation verschlechtert hat. Diese Stimmung wurde auch kräftig befeuert und da haben manche Kandidaten, auch die Frau Dr. Griss, mit dem Befeuern der Stimmung durchaus gepunktet.“
Neuwahlen schloss Kalliauer aus.
Buchmayr: „Sehr negativ überrascht“
Von einem denkwürdigen Tag für die österreichische Innenpolitik sprach die Parteisprecherin der Grünen in Oberösterreich, Maria Buchmayr. Das Ergebnis sei für sie „intensiv“ und vor allem sei sie davon „sehr negativ überrascht“. Auf die Umfragen angesprochen, in denen Alexander Van der Bellen immer auf dem ersten Platz zu finden war, sagte Buchmayr, dass bei dieser Persönlichkeitswahl die Anzahl der Unentschlossenen sehr hoch gewesen sei.
Maria Buchmayr im Gespräch mit ORF-Redakteur Gernot Ecker:
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Das Wahlergebnis ist für Buchmayr ein deutliches Zeichen, dass die Österreicher mit der derzeitigen Regierungspolitik alles andere als zufrieden seien, was zum Beispiel einer völlig unabhängigen Kandidatin wie Irmgard Griss geholfen habe.
- Nach der Wahl: Parteienlandschaft im Umbruch (ooe.ORF.at)
Ergebnisse in den Statutarstädten
30,19 Prozent und damit 9,82 Prozentpunkte mehr als bei der Nationalratswahl 2013 gingen in Linz an Norbert Hofer. Auch in der Landeshauptstadt holte sich die SPÖ sozusagen eine kalte Dusche. 14,10 Prozent für Rudolf Hundstorfer, mehr als 20 Prozentpunkte weniger als seine Partei im Jahr 2013. Alexander Van der Bellen erreichte in Linz 28,93 Prozent und kam damit knapp an Hofer heran.
In Wels, wo seit der letzten Gemeinderatswahl im September die FPÖ den Bürgermeister stellt, gingen 40,48 Prozent der Stimmen an den FPÖ-Kandidaten, was einen Zuwachs von 12,4 Prozentpunkten gegenüber den Nationalratswahlen bedeutet.
In Steyr, traditionell eine rote Hochburg, wo die SPÖ 2013 noch auf 38,9 Prozent kam, erreichte Norbert Hofer 35,7 Prozent. Sein SPÖ-Herausforderer Rudolf Hundstorfer muss sich mit 18,31 Prozent zufriedengeben.
Alte Parteihochburgen im Taumeln
Debatte: Was folgt auf diese Wahl? ?
Auffällig bei der Betrachtung einzelner Gemeindeergebnisse ist die Wende in ehemaligen ÖVP- und SPÖ-Hochburgen in Richtung des FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer. So konnte Hofer in Ansfelden (Bezirk Linz-Land) 43,55 Prozent der Stimmen für sich verbuchen, SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer 15,5 Prozent. Bei den Nationalratswahlen 2013 erreichte in Ansfelden die SPÖ noch einen Stimmenanteil von 38,39 Prozent.
Aber nicht nur die Sozialdemokraten mussten Federn lassen. Im Bezirk Rohrbach verlor die Volkspartei mit ihrem Kandidaten Andreas Kohl 19 Prozentpunkte gegenüber der letzten Nationalratswahl. Auch in Rohrbach setzte sich Nobert Hofer mit 34,30 Prozent von seinen Mitbewerbern ab.
Mehr als 50 Prozent für Hofer in neun Gemeinden
In neun Gemeinden gelang es Hofer sogar, die absolute Mehrheit zu holen. Das beste Ergebnis in Oberösterreich fuhr er in einer SPÖ-Gemeinde ein. In dem 1.700 Einwohnerort Enzenkirchen (Bezirk Schärding) erreichte er mit 55,6 Prozent auf Anhieb das Amt des Bundespräsidenten, ebenso im roten Aurolzmünster (Bezirk Ried i. Innkreis).
Insgesamt kam Hofer neunmal über die 50-Prozent-Marke. Kein anderer seiner Mitbewerber schaffte nur annähernd in einer der 442 Gemeinden diesen Wert.
Wahltag in Oberösterreich
Eine Stimmungsreportage aus Dietach bei Steyr, Enns und Linz.
Oberösterreich im bundesweiten Trend
Im Großen und Ganzen liegen die Stimmenanteile der einzelnen Kandidaten Oberösterreich ziemlich genau im bundesweiten Trend. In Oberösterreich wird mit einer Wahlbeteiligung von etwa 70 Prozent gerechnet, der bundesweite Wert soll bei 68 Prozent liegen.
Hofburg-Wahl: Das vorläufige Endergebnis
Nach dem bundesweiten Ergebnis soll am 22. Mai zu einer Stichwahl zwischen Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen kommen.
Noch nicht ausgezählt, aber schon in Hochrechnungem miteinbezogen, sind die 641.975 Wahlkarten, deren Ergebnis frühestens Montagmittag erwartet wird. Offiziell ist das Endergebnis erst mit dem Anschlag auf der Amtstafel des Innenministeriums am 2. Mai.
Storys zur Wahl ’16:
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- Irmgard Griss zu Gast im ORF OÖ (ooe.ORF.at)
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