OÖ Stammtisch: Abschaffung des Bargelds

„Nur Bares ist Wahres“, sagt ein Spruch, heute wird aber immer mehr mit der Plastikkarte bezahlt. Heißt es bald Abschied nehmen vom Bargeld? Das wurde gestern sehr emotional beim OÖ Stammtisch diskutiert.

Bis auf den letzten Sitzplatz war die Gaststube im Gasthof Grüner Baum in St. Georgen im Attergau gefüllt. Ungewöhnlich einig waren sich die Stammtischgäste: Die totale Abschaffung von Bargeld wollte hier keiner.

„Schwarzgeld wird es immer geben“

Wirtschaftswissenschaftsprofessor Fritz Schneider (JKU) hält die Abschaffung des Bargelds für absurd:

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„Ich finde, es ist ein Topfen“ : Fritz Schneider im OÖ Stammtisch über die Abschaffung des Bargelds.

OÖ Stammtisch

ORF/Wolfgang Hüttner

Die weitgehende oder totale Abschaffung von Bargeld soll die Steuerhinterziehung, die Geldwäsche und den Terrorismus bekämpfen, sagen Befürworter der Abschaffung des Bargelds. Schneider konterte, dass es Schwarzgeld immer geben werde.

Kreditkarten immer beliebter

Heutzutage wird immer mehr mit der Plastikkarte bezahlt. Vor allem Jugendliche setzen auf Kreditkarten. Oft würden mit ihnen kleine Summen bezahlt werden. Die Beliebtheit der Kreditkarten seinen auch im Tourismus spürbar, berichtet Michael Spechtenhauser vom Salzkammergut Tourismus. Denn kaum jemand würde seinen Sommerurlaub für die ganze Familie noch bar bezahlen. Einerseits seien Kreditkarten praktisch, für die Dienstnehmer im Tourismus hingegen bedeuten sie aber auch meist weniger Trinkgeld. Und würde das Trinkgeld per Karte verbucht werden, würde sich bald das Finanzamt für die Summen interessieren.

Privatsphäre des gläsernen Menschen

Georg Rathwallner vom Konsumentenschutz der Arbeiterkammer setzt sich dafür ein, dass die Konsumenten auch weiterhin eine Wahlmöglichkeit haben.

Bargeld soll Privatsache bleiben - keiner will sich eine staatliche Schnüffelei bis ins Geldbörsel gefallen lassen, so der einhellige Tenor unter den Stammtischbesuchern. Die einen möchten ihren Kindern oder Enkelkindern für ein gutes Zeugnis Bargeld zustecken, die anderen argumentieren, dass man zu einem gläsernen Menschen werde, wenn man nur mehr noch mit Kreditkarten bezahlen würde. Und für andere wiederum zählen selbstverdiente 500 Euro-Scheine in den Händen zu halten, zu einem sinnlichen Erlebnis. Bargeld ist also für viele Menschen auch ein Stück Freiheit. Nur das Zahlen mit Scheinen und Münzen stellt sicher, dass die Privatsphäre gewahrt bleibt.

95 Prozent dagegen

Eine aktuelle Studie des Linzer Market-Instituts kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: 95 Prozent der Oberösterreicher sind gegen eine Abschaffung des Bargeldes, sagt Marktforscher David Pfarrhofer. In Österreich wird besonders gerne und oft bar bezahlt. Anders hingegen sei es in Dänemark und Schweden. In den skandinavischen Ländern wird die Abschaffung des Bargelds diskutiert. Doch eine Abschaffung des Bargelds brächte unser Wirtschaftssystem durcheinander, sagt Josef Kienbauer, der Leiter der Nationalbank-Zweigstelle in Linz.

Der Vorschlag, dass auch weiterhin jeder die Wahlfreiheit haben sollte, was und ob er bar oder lieber doch mit der Kreditkarte bezahlt, fand bei allen Stammtisch-Gästen großen Anklang.