Deradikalisierung im Gefängnis

Eine Handvoll Kriegsrückkehrer aus Syrien und dem Irak lebt in Oberösterreich, einer befindet sich in Haft. Um zu verhindern, dass sich im Gefängnis muslimische Insassen radikalisieren, wird mit Experten für Deradikalisierung gearbeitet.

Jeden Tag könne es so weit sein - auch die Gefängnisse in Oberösterreich bereiten sich auf den Umgang mit radikalen Muslimen vor, so Major Iris Hofer von der Justizanstalt Linz: „Weil man damit rechnen muss, dass jeden Tag jemand kommen kann. Deshalb sind wir auch vorbereitet.“

„Es gibt Indikatoren, die man beachten muss“

Bereits seit mehreren Jahren würden die Justizwachebeamten speziell geschult. Es gebe viele Indikatoren, die beachtet werden müssten, so Hofer, zum Beispiel, wenn sich ein Insasse von den anderen trenne oder seinen Kleidungsstil ändere. Dann werde geprüft, ob eine Radikalisierung vorliege.

Seit kurzem arbeiten alle Justizanstalten mit dem Verein Derad zusammen, der von dem Oberösterreicher Moussa Al-Hassan Diaw und anderen Muslimen gegründet worden ist: „Es gibt von uns diese ergänzende Hilfe, um den weltanschaulich-ideologischen Aspekt gemeinsam mit diesem Menschen zu diskutieren.“ Die Experten des Vereins arbeiten gezielt mit gefährdeten Insassen. Es gebe für viele Fälle Hoffnung, aber auch Fälle, wo man nicht mehr weiterkomme, so Diaw.

„Fruchtbarer Boden für radikales Gedankengut“

Gefängnisse seien ein fruchtbarer Boden für radikales Gedankengut, sagt Lukas Schmid vom Verein Neustart, der Bewährungshilfe anbietet: „Es sind Menschen, die sich ohnehin von der Gesellschaft ausgeschlossen fühlen. Wenn sie dann auch noch von der Gesellschaft weggesperrt werden, dann verstärkt sich das, und umso empfänglicher sind sie dann für diese einfachen Botschaften.“

Der Verein Neustart betreut in Oberösterreich derzeit zwei junge Menschen, die den sogenannten Islamischen Staat unterstützen wollten. Auch die Bewährungshelfer rechnen damit, dass sie es in Zukunft vermehrt mit radikalisierten Muslimen zu tun bekommen.