Aufregung um Gallipoli-Gedenken in Linz

Eine für 20. Februar geplante Veranstaltung in einem Linzer Volkshaus sorgt für Aufregung. Ein umstrittener türkischer Kulturverein will einer blutigen Schlacht von Gallipoli im Ersten Weltkrieg gedenken.

Schlacht im Ersten Weltkrieg

Bei der Schlacht auf der türkischen Halbinsel Gallipoli wurden 100.000 Menschen getötet und 250.000 verwundet.

„Ausgerechnet in einer Einrichtung der Friedensstadt Linz“ wolle der Verein sein „inhumanes Geschichtsbild“ verbreiten, kritisiert das überparteiliche Netzwerk gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Die türkischen Ultranationalisten würden das „furchtbare Gemetzel“ vom 20. Februar 1915 im Volkshaus Neue Heimat als „heroisches Ereignis“ begehen, mit einschlägigen Theater- und Musikaufführungen. Das Netzwerk, dem mehr als 70 Organisationen angehören, fordert von der Stadt Linz die Ausladung des Vereins.

Laut Antifa (Antifaschistische Aktion) verbirgt sich hinter dem Verein „Avrasya“ eine Organisation der „Grauen Wölfe“, die ultranationalistische Propaganda gegen Juden, Kurden, Armenier und Linke verbreite und sogar mit der Terrormiliz „Islamischer Staat“ sympathisiere.

Erneute Kritik an Luger

Kritiker werfen deshalb Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) ein zu gutes Verhältnis zu „Avrasya“ und auch Besuche in dessen Vereinslokal vor. Luger stellte dazu mehrmals fest, er distanziere sich von jeder Form des Rechtsextremismus und Antisemitismus. Seine Biografie sei von seiner antifaschistischen Haltung geprägt, betonte der studierte Historiker. Der Bürgermeister wies aber auch darauf hin, dass er mit allen im Integrationsbeirat vertretenen Organisationen Gespräche führe.

Auch bei der Bundespartei war der Umgang der SPÖ mit dem Verein ein Thema. In einem Beschluss des Vorstands im Herbst 2015 wurde einstimmig festgehalten, dass SPÖ-Politiker künftig weder mit dem Verein zusammenarbeiten, ihn unterstützen noch besuchen dürfen.

Gebäudemanagement zuständig

Aus dem Büro des für die Volkshäuser zuständigen Vizebürgermeisters Christian Forsterleitner (SPÖ) hieß es am Mittwoch dazu, für Veranstaltungen sei das Gebäudemanagement zuständig, solange keine Sicherheitsbedenken oder Einträge im Strafregister vorliegen, würden Räume vermietet. Bürgermeister Luger sieht sich an das Gesetz zur Versammlungsfreiheit gebunden: „Als Bürgermeister trage ich dafür Sorge, dass jeder Verein, gegen den von der Polizei nichts vorliegt, Räumlichkeiten der Stadt mieten kann.“

Parteien wollen Prüfung

Vizebürgermeister Detlef Wimmer (FPÖ) will den Fall nun prüfen lassen: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Veranstaltung im Interesse der Stadt liegt.“ ÖVP-Klubchef Martin Hajart sieht das ähnlich: „Wir stehen Avrasya sehr kritisch gegenüber.“

Die grüne Klubobfrau Ursula Roschger ist empört. „Es wird Zeit, endlich klare Worte zu finden und sich klar von dem Verein zu distanzieren“ hieß es in einer Medienaussendung von der Stadt- und Landespartei unisono.

Link: