Justizwachebeamte vor Gericht

Zwei Justizwachebeamte, ein Mann und eine Frau, stehen seit Mittwochfrüh in Steyr vor dem Richter. Sie sollen über Monate hinweg Drogen und Handys in die Justizanstalt Garsten geschmuggelt haben. Am ersten Prozesstag beschuldigten sie sich gegenseitig.

Der beschuldigte Justizwachebeamte nannte die Vorwürfe gegen ihn „Schwachsinn“. Er könne sich nur vorstellen, dass sich der Häftling, der ihn belastet, rächen wolle, weil er ihn einmal als „Ratz’“ (Ratte, Anm.) beschimpft habe. In einer Zigarettenpackung, die der Beamte dem Häftling gegeben und in der sich Cannabisharz befunden haben soll, seien lediglich zerbrochene Hustenbonbons gewesen.

Landesgericht Bezirksgericht Steyr Staatsanwaltschaft

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Kokain, Speed, Crystal Meth und Ecstasy

Die Beamten sollen Häftlingen ab November 2013 Mobiltelefone und Suchtgift verschafft haben, laut Anklage unter anderem Kokain, Speed, Crystal Meth und Ecstasy. Die Häftlinge wiederum sollen diese Waren hinter Gittern gewinnbringend weiter verkauft haben.

Ein Häftling geständig

Jener Häftling, der die Sache ins Rollen gebracht hat und als Einziger umfassend geständig ist, gab detaillierte Auskünfte zu dem Drogenhandel - wer wem was wann gegeben habe und zu welchem Preis. Die anderen angeklagten Häftlinge wollen jedoch nichts mit dem Drogen oder Handyhandel zu tun gehabt haben. Einige vermuten, dass sich der geständige Kollege, der wegen Mordes sitzt, rächen wolle - bei einem, weil der ihn gemeldet hatte, ein anderer denkt an Eifersucht als Motiv.

Beamte beschuldigten sich gegenseitig

Der geständige Häftling und die teilgeständige ehemalige Justizwachebeamtin beschuldigten sich gegenseitig, die Initiative zu den illegalen Geschäften im Knast ergriffen zu haben: „Es war ihr Wunsch“, sagte der Gefangene über die Frau, sie habe Geld gebraucht, weil sie sich von ihrem Freund trennen und eine eigene Wohnung suchen wollte. Sie hingegen fühle sich benutzt, er habe immer mehr von ihr verlangt, um hinter Gittern Geld verdienen zu können.

Der Cousin der ehemaligen Justizwachebeamtin, der als mutmaßlicher Dealer mitangeklagt ist, gab zu, die Frau zum Drogeneinkauf nach Wien gefahren und für sie Postanweisungen und Bargeld - die Zahlen schwanken zwischen 1.500 und 3.400 Euro - entgegengenommen zu haben. Er habe es für möglich gehalten, dass es dabei um Geschäfte im Gefängnis geht, habe es aber nicht gewusst. „Ich habe es gar nicht wissen wollen.“

Bis zu 7,5 Jahre Haft drohen

Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Gefängniswärtern, die derzeit übrigens suspendiert sind, Missbrauch der Amtsgewalt und Suchtgifthandel unter Ausnützung einer Amtsstellung vor. Ihnen droht eine Freiheitsstrafe von 7,5 Jahren. Es sollen noch Kollegen der Justizwachebeamten und weitere Strafgefangene befragt werden - ein Urteil wird für Donnerstag erwartet.

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