Tödliche Messerstecherei vor Gericht

Weil er Anfang Juni einen Mann erstochen und einen zweiten schwer verletzt haben soll, stand am Mittwoch ein 27-jähriger Albaner wegen Mordes und versuchten Mordes vor Gericht. Er behauptete, in Notwehr gehandelt zu haben.

In den frühen Morgenstunden des 4. Juni 2015 war ein Streit zwischen dem Angeklagten, seinem Freund und einer Gruppe anderer Gäste eskaliert. Vor dem Lokal gerieten sie aneinander. Der gebürtige Albaner erhielt vermutlich mit einer Stange einen Schlag auf den Hinterkopf und spürte einen Stich im Oberschenkel. Am Boden entdeckte er ein Messer, griff zu und stach dreimal auf einen Gegner ein, anschließend einem zweiten in den Rücken. Ein Türsteher ging dazwischen und wurde dabei selber verletzt. Der niedergestochene Serbe starb vor Ort an inneren Blutungen, der Mazedonier überlebte schwer verletzt.

Prozess wegen Messerstecherei

fotokerschi.at/Kerschbaummayr

„Klarer Vorsatz zu töten“

Für Staatsanwältin Renate Lachberger handelte der arbeitslose Tischler mit dem klaren Vorsatz zu töten. Er habe sofort „heftig zugestochen“, schon der erste Stich mitten ins Herz sei tödlich gewesen, die beiden folgenden in Ober- und Unterbauch ebenfalls lebensgefährlich.

Verteidiger Andreas Mauhart hielt die Anklageschrift „schlicht für nicht richtig“. Dafür spreche die Aussage des einzig „objektiven Zeugen“, des Türstehers. Als er zur Rauferei stieß, lag der Angeklagte am Boden und ein „Rudel mit einer Metallstange bewaffnet“ schlug zu. Das „Herumfuchteln mit dem Messer“ von seinem Mandanten wertete der Anwalt daher als Notwehr.

Erinnerungslücken und Widersprüche

Bei der Befragung durch Richterin Martina Ganglberger-Roitinger zeigte der Angeklagte große Erinnerungslücken und widersprach seinen vorausgegangenen Aussagen bei der Polizei und dem U-Richter. Im Gerichtssaal wusste der seit 2013 in Oberösterreich Lebende nicht mehr, was er mit dem Messer gemacht hatte. So konnte er den Geschworenen im Gerichtssaal auch nicht zeigen, wie er mit der Waffe hantiert hatte: „Alles ist so schnell gegangen, ich wurde attackiert, ich wollte niemandem wehtun, nur aus der Situation herauskommen“, übersetzte der Dolmetsch die Aussage des Albaners.

„Fehlerhafte Übersetzungen der Dolmetscher“

Ebenso wenig aufschlussreich waren die Angaben des Freundes des Angeklagten zum Tathergang. Auch er bestritt seine ersten Aussagen und verwies auf fehlerhafte Übersetzungen der Dolmetscher in den Protokollen. Etwas erhellender war dann die Zeugenaussage des Türstehers. Als er vor dem Lokal die Rauferei mitbekam, lag ein Mann am Boden und drei weitere Personen schlugen sich mit dem Angeklagten.

Der Zeuge zog den Angeklagten aus dem „Tumult“ und schickte den aggressiv wirkenden Mann weg. Anschließend „beugte ich mich über den Verletzten und versuchte die Blutung mit meinen Händen zu stoppen,“ schilderte er seine Rettungsversuche. Er zog noch sein T-Shirt aus und drückte es auf dessen Oberkörper. Dabei bemerkte der Türsteher, dass auch er leichte Schnittwunden hatte. Ein Messer sah er „in dem Durcheinander nicht“. Die Tatwaffe wurde auch nie gefunden.

Fortsetzung am Dienstag

Der auf drei Verhandlungstage anberaumte Prozess geht am Dienstag, 19. Jänner, mit weiteren Zeugenbefragungen und den Ausführungen des Gerichtsmediziners weiter.

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