„Kein forcierter Ausbau“ der Kinderbetreuung

Der Kinderbetreuungsatlas der Arbeiterkammer OÖ stellt dem Angebot in Oberösterreich ein schlechtes Zeugnis aus: Von forciertem Ausbau könne keine Rede sein, außerdem werde Fördergeld liegen gelassen, wird kritisiert.

Mehr Ansprüche, weniger Leistung: Bedauerlich sei bei den neuen Daten der Arbeiterkammer, dass sich die Qualität der Kinderbetreuung seit dem letzten Jahr verschlechtert habe. 16 Gemeinden haben die Bestnote verloren.

„Angebote für Vollbeschäftigte fehlen“

Neben dem Vorhandensein von Einrichtungen wie Krabbelstuben und der Nachmittagsbetreuung für Volksschulkinder misst die Arbeiterkammer auch, ob sich Familien- und Berufsleben in der Gemeinde vereinbaren lassen. Arbeiterkammer-Präsident Johann Kalliauer über die Mängel im System: „Es fehlen Angebote, die den Eltern ermöglichen, fünf Tage in der Woche einen Kindergarten zu benutzen, vor allem auch mit Öffnungszeiten, die mit einer Vollbeschäftigung zusammenpassen. Und vor allem, die nicht länger als fünf Wochen während des Jahres geschlossen haben.“

„Nur 14 Prozent der Fördergelder abgeholt“

Als mögliche Ursache für die Verschlechterung des Angebots gibt Kalliauer fehlgeleitete Sparmaßnahmen an. Kooperationen zwischen Gemeinden würden Möglichkeiten bieten, seien aber noch wenig genutzt. Eine Verbesserung der Kinderbetreuung sei ein dringendes Bedürfnis der Eltern und auch der Wirtschaft.

Der Bund würde genügend Mittel zur Verfügung stellen, die andere Länder, wie etwa Niederösterreich, auch fast zu 100 Prozent ausnützen, so Kalliauer: „Es ist eigentlich unverständlich, warum Oberösterreich diese Mittel liegen lässt. Wenn man sich vorstellt, dass von den Mitteln, die der Bund 2013/2014 hergegeben hätte, haben wir nur 14 Prozent abgeholt.“

Stelzer: „142 Mio. Euro Investitionen“

Der zuständige Landeshauptmannstellvertreter Thomas Stelzer (ÖVP) will das AK-Ergebnis so nicht stehen lassen: Von 2009 bis 2014 seien oberösterreichweit Kindergärten, Horte und Krabbelstuben mit Gesamtkosten von rund 140 Millionen Euro gebaut worden. Allein im laufenden Bau- und Finanzierungsprogramm des Landes werden rund 142 Millionen Euro in Kinderbetreuungsplätze investiert.

„Haben großen Aufholbedarf“

„Es zeigt sich, dass wir in Sachen Kinderbetreuung in Oberösterreich nach wie vor großen Aufholbedarf haben“, stellte SPÖ-Chef und Soziallandesrat Reinhold Entholzer in einer Aussendung fest. „Unser angebliches Familienbundesland hinkt ordentlich nach.“ Entholzer pocht auf eine Modernisierung des Kinderbetreuungsgesetzes. So solle es vergleichbare Qualitätskriterien für alle Betreuungsformen - Krabbelstuben, Kindergarten, Tagesmütter - geben.

Zudem sieht er Reformbedarf im Förderwesen: „Ich vertrete schon seit langem die Auffassung, dass in einem aufgabenorientierten Finanzausgleich die Agenden für die Kinderbetreuung gänzlich zu den Gemeinden wandern sollten“, so Entholzer.

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