Erstversorgungszentren bedrohen Hausärzte

Die Ärztekammer befürchtet, dass hinter der Einführung der Erstversorgungszentren die Absicht der Bundespolitik steckt, die Hausärzte durch eine zentralisierte Versorgung zu ersetzen.

Man sei keineswegs gegen stärkere Vernetzung und ein flexibleres Angebot für Patienten, immerhin habe die Ärztekammer auch das neue Erstversorgungszentrum in Enns unterstützt sagt Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser: „Mit diesem neuen Gesetzesvorschlag soll der bisherige Gesamtvertrag, der mit einem Kollektivvertrag vergleichbar ist, ausgehebelt werden. In Zukunft werden dann nur mehr mit diesen neuen Organisationsformen nur mehr Monopolisten wie der Hauptverband oder die Kassa Verträge aushandeln.“

Ambulatorien ersetzen hausärztliche Versorgung

Das Gesetz, von dem die Ärzte vermuten, es werde das bewährte Hausärztesystem zerstören gibt es noch gar nicht, aber ein sogenanntes Eckpunktepapier aus dem Gesundheitsministerium. Daraus sei ersichtlich, dass statt wie bisher Kassenärzte zuerst und ergänzend Ambulatorien sich um Patienten kümmern. Ambulatorien, die von der Krankenkasse oder von privaten Investoren errichtet würden, sollen die hausärztliche Versorgung ersetzen.

Die sogenannten Erstversorgungszentren würden zu Instrumenten, den Hausarzt abzuschaffen. Das bisherige Bekenntnis von Landeshauptmann Josef Pühringer zu den Hausärzten, konnte deren Verdacht bisher nicht beseitigen. Niedermoser befürchtet, dass auch weitere Ärzte das Land verlassen könnten und „dorthin gehen werden, wo bessere Rahmenbedingungen sind“.

Drohung der Vertragskündigung

Der Versuch, durch eine eigene Medizinfakultät dem Ärztemangel mittelfristig gegenzusteuern, würde also durch das angekündigte Erstversorgungszentrengesetz ad absurdum geführt. Sollte das neue Gesetz, besonders vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger, weiter vorangetrieben werden, droht die Ärztekammer ihrerseits mit der Kündigung des Kassenvertrags, das hieße dann Behandlung nur gegen Barzahlung.

Das erste Gespräch zwischen der neuen Chefin des Hauptverbands, Ulrike Rabmer-Koller, und dem Präsidenten der oberösterreichischen Ärztekammer wird daher wohl ein Krisengespräch werden.