ÖVP trotz schwerer Verluste stärkste Partei

Schwere Verluste für ÖVP und SPÖ, dafür eine Verdoppelung der Wählerstimmen für die FPÖ zeigt die Hochrechnung für die Landtagswahl. Die Grünen können leichte Gewinne verbuchen, NEOS schafft den Einzug in den Landtag kaum noch.

Die aktuelle Hochrechnung zeigt folgendes Ergebnis für die Landtagswahl:

Endergebnis LTW 2015

SORA/ORF.at

ÖVP verliert sieben Mandate

Daten zur Wahl

Hintergründe und Daten zur Wahl im ORF.at-Wahlschwerpunkt Wahl ’15.

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Mit dem Wahlergebnis rückt die FPÖ knapp an die ÖVP heran, die deutliche Stimmenverluste von mehr als zehn Prozentpunkten hinnehmen muss. Die ÖVP verliert nicht nur ein Viertel ihrer Wähler, die Wahl dürfte auch ein Ende der zwölfjährigen schwarz-grünen Regierung bedeuten, denn ÖVP und Grüne haben keine Mehrheit mehr im Landtag. Die ÖVP verliert sieben Mandate im Landtag und auch zwei Sitze in der Landesregierung, die wahrscheinlich zur FPÖ wandern - mehr dazu in Verschiebungen in der Regierung (ooe.ORF.at). Für die ÖVP ist das Wahlergebnis auch das erste, mit dem sie unter 40 Prozent rutscht.

SPÖ drittstärkste politische Kraft

Die bisher auf dem dritten Platz liegende FPÖ überholt deutlich die SPÖ, die damit drittstärkste politische Kraft im Land wird. Die SPÖ verliert beinahe ein Viertel ihrer Wähler und drei Sitze im Landtag. Parteichef und Spitzenkandidat Reinhold Entholzer kündigte Konsequenzen in der Parteiorganisation an. Er selbst schloss vorerst einen Rücktritt aus.

Ob die SPÖ ihren zweiten Sitz in der Landesregierung auch trotz der Stimmen- und Mandatsverluste behalten kann, könnte keine wahlarithmetische, sondern eine politische Frage werden. Der Landtag könnte beschließen, dass der Landeshauptmann nicht zur Liste der Regierungsmitglieder gezählt wird, was laut Landesverfassung wiederum bedeutet, dass der SPÖ der zweite Regierungssitz erhalten bleibt.

FPÖ verdoppelt Stimmen und Mandate

Die FPÖ kann ihren Stimmenanteil und so auch ihre Mandate im Landtag verdoppeln. Für die FPÖ ist Oberösterreich nach Kärnten das zweite Bundesland, in dem die FPÖ die 30-Prozent-Hürde überschreitet. Bisher war die FPÖ nur mit Spitzenkandidat Manfred Haimbuchner in der Landesregierung vertreten, in Zukunft werden sich ihm zwei seiner Parteikollegen hinzugesellen.

Grüne verteidigen Sitz in Landesregierung

Die Grünen liegen knapp über zehn Prozent, gewinnen ein Mandat im Landtag und erreichen zum ersten Mal ein zweistelliges Ergebnis. Der Sitz in der Landesregierung dürfte den Grünen mit diesem Ergebnis erhalten bleiben.

NEOS nicht im Landtag

Nach der Steiermark und dem Burgenland zum dritten Mal in Folge gescheitert sein dürften die NEOS. Spitzenkandidatin Judith Raab schaffte mit 3,5 Prozent die Vier-Prozent-Hürde für den Einzug in den Landtag nicht.

Die Wahlbeteiligung lag mit knapp über 80 Prozent über jener der Landtagswahl 2009.

Wahlmotive

ORF/ISA

Die Motive der Wähler

32 Prozent der FPÖ-Wähler haben sich erst im September entschlossen. Das heißt, dass die FPÖ im Wahlkampf am erfolgreichsten war, sagt Politologe Peter Filzmaier.

Schwierige Regierungsbildung wird erwartet

Für den Politologen Peter Filzmaier geht der zu erwartende Ausgang der Landtagswahl in die Richtung eines Erdbebens. Die Regierungsbildung könnte durch das Proporzsystem in Oberösterreich schwierig werden, so der Experte.

Koalitionsvarianten

APA/Martin Hirsch

ÖVP und Grüne, die gemeinsam als erste schwarz-grüne Koalition auf Landesebene zwölf Jahre lang regierten haben, haben keine Mehrheit mehr im Landtag. Rechnerisch mögliche Zweier-Koalitionen sind Schwarz-Blau, Schwarz-Rot und Blau-Rot.

Peter Filzmaier im Gespräch mit ORF-Redakteur Gernot Ecker:

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Keine Koalitionsspekulationen der Spitzenkandidaten

Landeshauptmann Josef Pühringer kündigte an, dass er als Erster im Land jetzt den Wählerauftrag wahrnehmen und in den kommenden Tagen mit allen Parteien erste Sondierungsgespräche über eine mögliche Zusammenarbeit in der bevorstehenden Legislaturperiode führen werde. „Ich schließe derzeit nichts aus und nichts ein“, meinte er in Bezug auf mögliche Regierungskonstellationen.

Die Spitzenkandidaten ließen sich in ihren ersten Statements auf Koalitionsspekulationen nicht ein. Lediglich der Grüne Rudi Anschober sprach sich für eine „Allianz der Menschlichkeit“ von ÖVP, SPÖ und Grünen gegen die FPÖ aus. Der Freiheitliche Manfred Haimbuchner schloss eine blau-rote Koalition aus. Er habe immer gesagt, dass die stärkste Partei den Landeshauptmann stellen soll.

FPÖ zur Arbeiterpartei geworden

Nach der der Wahltagsbefragung von ISA/SORA für den ORF ist die FPÖ die Arbeiterpartei schlechthin, weil in Oberösterreich bei der Landtagswahl 61 Prozent der Arbeiter für die Freiheitlichen gestimmt haben. Nur 15 Prozent entschieden sich dagegen für die SPÖ, 21 Prozent für die ÖVP. Der Ruf der FPÖ als männeraffine Partei bestätigte sich ein weiteres Mal, denn 38 Prozent der Männer wählten blau, im Gegensatz zu 24 Prozent der Frauen.

Peter Filzmaier zur bundespolitischen Bedeutung

ORF-Wahlforscher Peter Filzmaier erklärt, weshalb die Wahl in Oberösterreich auch von starker bundespolitischer Bedeutung ist.

Die FPÖ konnte vor allem auch bei den jüngeren Wählern punkten: Sie holte 39 Prozent der Stimmen von unter 29-Jährigen, während sie bei der Generation 60 plus ein Wählerpotenzial von 23 Prozent realisierte. Umgekehrt schaut es für die ÖVP aus, die fast die Hälfte (47 Prozent) der Wähler über 60 überzeugte, aber nur 27 Prozent der Gruppe bis 29 Jahre.

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