Erste Flüchtlinge in Linz eingetroffen

Nachdem die Stadt Linz Samstagvormittag gegenüber dem ORF OÖ angekündigt hatte, 500 Flüchtlinge vorübergehend in der Tabakfabrik aufzunehmen, ist der erste Bus mit Flüchtlingen Samstagabend eingetroffen.

Während am Eingang der Tabakfabrik in der Ludlgasse unablässig Sachspenden für die Flüchtlinge abgegeben wurde, nahmen die Verantwortlichen der Hilfsorganisationen die Flüchtlinge, unter denen sich viele Kinder und Jugendliche befanden, gegen 19.00 Uhr am Hintereingang in Empfang.

Aufbauarbeiten in der Tabakfabrik

Bereits seit dem Vormittag hatten Hilfsorganisationen und freiwillige Helfer in der Tabakfabrik gearbeitet, um die Unterkunft vorzubereiten. Auch ein Spielplatz für die Kinder wurde aufgebaut.

Im Burgenland festgesessen

Die Männer, Frauen und Kinder saßen am Samstag noch im Burgenland fest, weil auch die ÖBB gar nicht die Kapazitäten hatten, die Flüchtlinge zu transportieren, so Luger. Die Bundespolizei, das Innenministerium und die Hilfsorganisation seien in dieser Aktion involviert. Noch könne man nicht sagen, ob sie zwei oder drei Tage bis zur Weiterreise nach Deutschland in Linz bleiben werden, so Luger.

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Klaus Luger zur Aufnahme der Flüchtlinge

Der Linzer Bürgermeister sagte, in Situationen wie dieser müsse man kühlen Kopf bewahren.

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Luger im Gespräch mit ORF-Redakteur Gernot Ecker

450 Plätze bei Bedarf bei den ÖBB

Nocheinmal an die 450 Plätze könnten bei Bedarf in leerstehenden Räumen der ÖBB in der Wiener Straße und der Unionstraße geschaffen werden, so der Samariterbund, der die Flüchtlinge dort betreuen würde.

Originalverpackte Hygieneartikel benötigt

Sachspenden für die Flüchtlinge in der Tabakfabrik würden auch noch benötigt, so Walter Deil von der Volkshilfe. Vor allem originalverpackte Hygieneartikel, wie Zahnpasta, Feuchttücher, Damenbinden, Rasierer, Pflaster, aber auch stilles Wasser, Babynahrung und Babywindeln. Kleidung und Decken seien ausreichend vorhanden, so Deil. Helfer würden keine benötigt, es seien genügend in der Tabakfabrik.

Sachspenden in der Tabakfabrik

Henry Steinbock

Bereits verpackte Willkommenspakete

„Großteil wird nach Deutschland weiterreisen“

Es sei davon auszugehen, dass die über Ungarn kommenden Flüchtlinge großteils nach Deutschland weiterreisen wollen. Trotzdem müsse man dafür sorgen, dass bei Bedarf für kurzfristige Aufenthalte genügend Plätze auch in Oberösterreich zur Verfügung stehen, "danke dafür an den Bürgermeister von Linz“, so Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) und Soziallandesrätin Gertraud Jahn (SPÖ) in einer gemeinsamen Presseaussendung.

Welle der Hilfsbereitschaft am Bahnhof Linz

Auch auf dem Linzer Hauptbahnhof fanden sich am Samstag immer wieder Menschen ein, die helfen wollten. Auch das Rote Kreuz war einsatzbereit, sollte es Bedarf an Essen, Trinken oder medizinischer Betreuung geben.

Bahnhof Hilfe Flüchtlinge

Stephanie Mittendorfer

Lebensmittel, Decken, Hygieneartikel

Auf dem Hauptbahnhof war zu Mittag ORF-Redakteurin Stephanie Mittendorfer. Sie schilderte die Situation: „Ununterbrochen kommen Menschen zum Linzer Bahnhof, die Wasser, Lebensmittel, Decken oder Hygieneartikel bringen. Diese Hilfsgüter werden in einem leer stehenden Lokal, das von den ÖBB zur Verfügung gestellt wurde, in kleine Säcke umgepackt und von Freiwilligen am Bahnsteig verteilt.“

Bahnhof Flüchtlinge Hilfe

Stephanie Mittendorfer

Bis zu 5.000 Flüchtlinge am Wochenende erwartet

Auch in Oberösterreich ist das Rote Kreuz in Bereitschaft, sagt Landesrettungskommandant Christoph Patzalt: „In Laufe des Samstags ist mit der Ankunft von rund 1.800 Personen zu rechnen. Die Personen werden mit Bussen transportiert. Am gesamten Wochenende ist mit bis zu 5.000 Flüchtlingen zu rechnen. Es ist geplant, dass sie vorerst vom Roten Kreuz im Burgenland, Niederösterreich und Wien mit Essen, Trinken und Medizin versorgt werden. Dann soll es Sonderzüge geben, die die Flüchtlinge nach Deutschland bringen werden. Das Rote Kreuz in Oberösterreich ist wie in den letzten Tagen auch gerüstet dafür, an den Bahnhöfen Unterstützung anzubieten.“

Deutschland hat die Einreise der Flüchtlinge erlaubt. An der österreichisch-ungarischen Grenze rechnet man am Samstag mit 60 weiteren Bussen.

Gemeindebund für Quote von 1,5 Prozent

Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer (ÖVP) sieht die im Durchgriffsrecht des Bundes verankerte Gemeindequote von 1,5 Prozent für die Unterbringung von Flüchtlingen als oberste Grenze. Eine höhere Quote erachtet er als nicht möglich und sinnvoll. Das Durchgriffsrecht dürfe jedenfalls nicht als Verpflichtung gesehen werden, dass Gemeinden das zu schaffen hätten. Ohne ausreichend private Quartiere werde es nicht möglich sein, die angepeilten Unterkünfte für die Asylwerber zur Verfügung zu stellen. Bei den Übergangsquartieren gebe es außerdem so hohe Standards, dass diese oft gar nicht erfüllt werden könnten, kritisierte der Gemeindebund-Präsident.

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